Haßfurt ist um einen weiteren kostenlosen Service reicher geworden. Seit Freitag verfügt die Kreisstadt über einen geodätischen Referenzpunkt. Am Steinpfeiler vor der Einhorn-Apotheke kann nun jeder anhand der eingravierten exakten geografischen Koordinaten die Genauigkeit der Positionsangabe seines GPS-Geräts oder Smartphones prüfen.
„Gebt mir einen festen Punkt und ich werde die Welt aus den Angeln heben“, soll vor mehr als 2.200 Jahren der griechische Physiker und Mathematiker Archimedes gesagt haben, der die Hebelgesetze formulierte. Am Freitagvormittag gab Staatssekretär Albert Füracker der Stadt Haßfurt einen festen Punkt, den geodätischen Referenzpunkt. „Dass Sie jetzt gleich die Welt aus den Angeln heben, erwarte ich nicht“, fügte er scherzhaft an. „Aber in der Politik gilt ebenso wie in der Physik: nur wenn wir einen festen Standpunkt haben, können wir auch etwas bewegen, und jetzt hat Haßfurt ebenfalls einen Fixpunkt.“
Wanderer, Auto- oder Fahrradfahrer nutzen GPS-Geräte als Navigationshilfe. Außerdem kann man damit Fotos oder Videos im Netz positionieren oder Smartphones orten. Zu einer exakten Positionsbestimmung aber werden Koordinaten benötigt. Mehr als 50 Navigationssatelliten umkreisen ständig die Erde und liefern die aktuelle Position direkt auf das Smartphone oder den GPS-Empfänger. „Doch manchmal kann die Position im Einzelfall nicht ganz stimmen“, so Füracker. Die Bayerische Vermessungsverwaltung will es daher allen Bürgern in Zukunft kostenlos ermöglichen, die Genauigkeit ihres GPS-Empfängers vor Ort zu ermitteln und in den nächsten Jahren jedem bayerischen Landkreis mindestens einen öffentlichen geodätischen Referenzpunkt geben. Die Koordinaten des Standortes vor der Einhorn-Apotheke lauten: 50° 1,8938‘ nördl. Breite, 10° 30,4255‘ östl. Länge, 225,2 Meter über Normalnull.
Als „echt tollen Service“ für Bürger und Touristen bezeichnete Landrat Wilhelm Schneider den Referenzpunkt. „Er kann für Jung und Alt ein Treffpunkt werden, er kann Touristen, Wanderern und Läufern eine wichtige Orientierungshilfe geben, er kann Anhaltspunkt für Schiffsreisende werden und auch ein Stück weit „Denkmal“ für die 1027 aktiven Feldgeschworenen in unserem Landkreis sein“, sagte er. Dass das Siebenerwesen in Bayern, insbesondere in Franken, überhaupt noch existiere, sei übrigens dem ehemaligen Finanzstaatssekretär Albert Meyer zu verdanken.
Haßfurts Bürgermeister Günther Werner zeigte sich stolz, dass Haßfurt den 21. geodätischen Referenzpunkt in Bayern an der zentralen Stelle vor dem Alten Rathaus erhalten hat. Die Stadt erlebe derzeit einen stetigen Anstieg der Besucherzahlen und so freue er sich über diesen weiteren, sehr nützlichen Service. Die Orientierung über Koordinaten sei von zunehmender Bedeutung für Vermessungsarbeiten, aber auch im touristischen Bereich oder beim Geocaching. Exakte und aktuelle Geodaten seien zudem in einer modernen Verwaltung nicht mehr wegzudenken und die digitale Flurkarte habe eine zentrale Bedeutung. Daher sei die Katasterneuvermessung des Stadtgebiets von Haßfurts, Augsfeld und Sailershausen bereits erfolgt und in Prappach sowie in Uchenhofen noch im Gange.