Stimmung, mehr Stimmung, noch mehr Stimmung. Eine Steigerung gibt es nicht mehr? Doch, die gibt es sehr wohl. Der einfache Name: Dorfrocker. Es war einfach unglaublich, was Markus, Tobias und Philipp Thomann zusammen mit ihrer „Liveband“ (Freddy, Fips und Matze) am Samstagabend auf die große Bühne zauberten. Wer also nach den ersten beiden „Dorf-Airs“ gedacht hatte, eine Steigerung ist nicht mehr möglich, wurde eines Besseren belehrt.
Fakt ist, dass die drei Brüder und erneut einige Tausend Fans aus ganz Deutschland sowie vielen Nachbarländern – darunter zahlreiche von den mittlerweile 31 Fanclubs – das ansonsten beschauliche Kirchaich wieder zum Beben brachten und für eine unglaubliche Stimmung sorgten – die „Frankenmädels“ aus Uffenheim ebenso wie die „Freunde fürs Leben“ (Höchstadt/Aisch), die „Freibierottos“ (Heilbronn), „Die „Lässigen“ (Prichsenstadt), „Die Schoppis“ (Maintal), „Alles klar“ (Gremsdorf) oder die „Kaiserstühler Partykracher“ (Bahlingen). Nicht zu vergessen „Mir san Mir“ aus Kirchaich mit Edwin Bäuerlein an der Spitze, die wie in den Vorjahren beim Aufbau und Herrichten des Konzertgeländes, der größten Partyarena im Steigerwald, tatkräftig mitangepackt haben.
„Einfach Wahnsinn“, freute sich Sänger Tobias tierisch, dass er dort, wo er ebenso wie Markus und Phillip als kleiner Bub das Fahrradfahren lernte, bereits zum dritten Mal das große Open-Air feiern durfte. „Das ist schon das besondere Etwas. An diesen Platz habe ich viele tolle Kindheitserinnerungen. Und jetzt wieder mit tausenden Menschen zu feiern, die aus allen Himmelsrichtungen kommen, ist schon mega“, schwärmte der 32-Jährige.
Dass die anfangs erwähnte Stimmung bis zum Auftritt der „Dorfrocker“ am Abend bereits am Siedepunkt angelangt war und sie auch deshalb leichtes Spiel hatten, das Barometer weiter in die Höhe zu schießen, dafür waren andere verantwortlich. Vor allem auf einen Auftritt waren die Besucher gespannt: auf den von Heino. Sie wurden nicht enttäuscht. Als der Schlagersänger, seit mittlerweile fünf Jahrzehnten aktiv, nach mehr als eineinhalb Stunden inklusive vieler Lieder seiner letzten beiden Rockalben „Schwarz blüht der Enzian“ und „Mit freundlichen Grüßen“ sowie mehreren Zugaben wieder die Bühne verließ, waren die Meisten schier aus dem Häuschen.
Mit seiner elfköpfigen Liveband begeisterte der gebürtige Düsseldorfer selbst diejenigen im Publikum, die vom Alter her seine Kinder oder Enkel hätten sein können. Dass der mittlerweile 77-jährige Kult-Musiker zusammen mit Dieter Bohlen, Mandy Capristo und DJ Antoine die Jury für die letzte DSDS-Staffel bildete, war sicher kein Nachteil für seine jetzige Popularität.
Zum Bedauern der auf Autogramme wartenden Fans verließ Heino nach seinem Auftritt jedoch sofort das Gelände. Wenigstens hatte Ehefrau Hannelore, die es sich im Backstage-Bereich gemütlich gemacht hatte, fertige Autogrammkarten dabei. Neben dem „Altrocker“ zogen freilich auch die neue vierköpfige Gruppe „Feuerherz“ mit Sebastian Wurt, Matt Stoffers, Karsten Walter und Dominique Baltas die Blicke sowie vor allem die Ohren trotz einer 15-minütigen Technikpanne auf sich, ebenso Ex-„voXXclub“-Frontmann Julian David bei seinem ersten Soloauftritt überhaupt und Schlagersängerin Madeline Willers („Uns gehört die Nacht“).
Die Wartezeit auf das absolute und aufgrund der „Lightshow“ sprichwörtliche „Glanzlicht“, verging demnach wie im Flug. Als die „Dorfrocker“ gegen 21.30 Uhr ihre Fans mit „Holz“ begrüßten, gab es kein Halten mehr. Bei den allermeisten Hits aus ihren bisherigen acht CD?s konnte Tobias sogar seine Stimme schonen. Egal ob „Vogelbeerbaum“, „Tiefkühlpizza“, „Dorfkind“, „und ab geht die Lutzzzi“, „Remmi Demmi“ oder „Hosenträgerhorst“, „Die Glöcknerin von Dingolfing“ und „Aber das Bier schmeckt gut“ vom Platz 4-Album „Holz“: Die Fans sangen jede Strophe mit Leidenschaft mit.
Voller Elan, mit viel Witz und mit ihrer fetzigen Musik sorgten die „Thomänner“ für pure Begeisterung. Und die hielt bis ins die frühen Morgenstunden an, als das dritte „Dorf-Air“ zu ihrem Leidwesen längst beendet war.
Doch die teils lange Anreise hatte sich gelohnt, schließlich hatten die „Dorfrocker“ schon während des dritten und damit letzten Teils ihrer selbstgeschriebenen Theaterstück-Trilogie „Der Stern“ am Dorffreitag intensiven Kontakt zu ihren Fans. Dieser setzte sich auch am Sonntag fort bei einer gemeinsamen Wanderung durch den Steigerwald. Mehrere Hundert nahmen das Angebot liebend gerne an, um mit ihren Idolen ins Gespräch zu kommen, Fotos aufzunehmen oder einfach nur um die Landschaft zu genießen. Ziel war ein Biergarten. „Das wünschen sich unsere Fans“, lachte Markus.