„Man muss auch mal über den Humor lachen können und vor allem muss man sich mal entspannen. Alles andere ist primär.“ Rolf Miller ist wie kaum ein anderer in der Lage, sein Publikum mit Halbsätzen, manchmal auch nur mit Viertelsätzen, oder mit auf den Kopf gestellten Sprichwörtern zum Lachen zu bringen.
Mit seinem neuesten Programm „Alles andere ist primär“, das der Kabarettist in der voll besetzten Stadthalle vorstellte, traf er wieder einmal den empfindlichsten Teil seiner Zuhörer: das Zwerchfell.
Denn seine unablässig abgefeuerten Pointen sind schnell, zielsicher und absolut verblüffend. Er „malt“ mit seinen Worten Bilder, die man im Geiste vor sich sieht, wackelt ein wenig daran und in nullkommanix stürzen diese Gemälde in den Schlund der Absurdität. „Wenn du deinen Kopf mit dem rechten Ohr auf eine heiße Herdplatte legst, kannst du quasi riechen, wie blöd du bist“, schildert er genüsslich und fügt sein Markenzeichen „einwandfrei!“ hinzu. Lässig auf einen Stuhl gefläzt, das Mikrofon in der einen Hand, die Wasserflasche in der anderen, erklärt er seinen Zuhörern wieder einmal im Odenwälder Dialekt die Welt.
Dabei erweist sich Rolf Miller nicht nur als Meister der Andeutungen, der seine Sätze so gerne und zum großen Vergnügen der Zuhörer unvollendet lässt oder in eine unvorhersehbare Richtung steuert, sondern spielt auch mit Sprichwörtern, Redensarten und sprachlichen Bildern. „Reden ist Schweigen und Silber ist Gold“, ruft er aus. „Das ist nur ein Spruch, aber der stimmt!“
Aus der Sicht des einfach gestrickten Menschen schwadroniert er um jedes „Dings“, das ihm wichtig erscheint. Zum Beispiel um Frauen, die er teils als „Biowaffen“ und teils als „unbemannte Kampfdrohnen“ bezeichnet. „Im nächsten Leben sind Frauen bei mir nicht mehr stationär, sondern nur noch ambulant“, betont er. Denn immerhin lasse sich die Hälfte der Menschheit von ihrer Frau scheiden. „Des musst du dir einmal auf der Zunge vorstellen“, so sein Kommentar. Doch Scheidungen seien deshalb so teuer, weil sie es wert seien. Wehmütig erinnert er sich an die 80er Jahre: „Da hat das Geld noch gestimmt. Vor allem der Kurs: eine Mark war genau eine Mark. Das hat es niemals mehr gegeben!“
„Sie haben von meinem Programm nichts verstanden? Dann haben Sie das im Großen und Ganzen kapiert“ fasst er am Schluss sein „Halbsatzfestival“ zusammen und verabschiedet sich erst nach drei, durch langen Applaus erklatschte Zugaben.