Es war „das Jahr eins nach der Rübenmarktordnung“, ein schwieriges (bezüglich der Nässe: wie 1998 nur mit besserer Technik) und gleichzeitig ein Jahr der Superlative: das Rübenjahr mit der jetzt abgeschlossenen Rübenkampagne, so das Fazit der Referenten bei der Kreisversammlung der Rübenanbauer.
Südzucker-Ausschussvorsitzender Rainer Stephan berichtet von sehr gutem Ertrag und guter Qualität und davon, dass der Rübenanbauer sich eigentlich nicht mehr kümmern muss: das Roden, Abdecken und Laden werde von der Rode- und Abfuhrorganisation LMZ Zeil Ost gemanagt. Ernst Hahn, stellvertretender Vorsitzender des Verbands Fränkischer Zuckerrübenbauer (VFZ) und Simon Vogel von Südzucker Ochsenfurt, belegten die Kampagne mit Daten: 137 Tage Verarbeitung (die längste bisher), durchschnittlich 93 Tonnen Ertrag je Hektar, der höchste Ertrag, der je in einer deutschen Fabrik erzeugt worden sei, 16 Tonnen erzeugter Zucker je Hektar (eine Steigerung um 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), 16 000 Tonnen tägliche Verarbeitung in Ochsenfurt (eine Steigerung um rund elf Prozent zum Vorjahr – trotz des Brandes in der Fabrik im Juni 2017).
Preissturz
Eigentlich alles gut – wenn da nicht der Preissturz am Weltmarkt für Weißzucker um rund 40 Prozent seit der Aussaat 2017 wäre, so Rainer Schechter (Südzucker). Aktuell sei das Angebot größer als die Nachfrage. Er versprach den Anbauern, dass diese – noch bevor sie im kommenden Juni ihre Anbaufläche für 2019 festschreiben – zumindest den Preis ihrer 2017 erzeugten Rüben erfahren werden. Eines sei sicher, so Stephan: „Eine Ernte mit 60 Tonnen wäre bei dem momentanen Preis unwirtschaftlich“.
Als äußerst problematisch bezeichneten Hahn und Manfred Anselstetter von der Arbeitsgemeinschaft des Rings fränkische Zuckerrübenbauer die ideologisch getriebenen Diskussionen um den Wirkstoff Glyphosat und die Behandlung der Saatpille mit den Wirkstoffen aus der Gruppe der Neonikotinoide. Hier seien alle Landwirte gefordert, faktenbasierte Entscheidungen durch Aufklärung herbeizuführen.
Bio-Rübenmarkt
Ein Anbauer aus dem Maintal verdeutlicht: Der Zwischenfruchtanbau vor Rüben oder anderen Hackfrüchten sei ohne den Wirkstoff nicht möglich, da die Zwischenfrüchte so viel Grünmasse produzieren und nicht zuverlässig abfrieren, was eine Frühjahrssaat unmöglich mache. Anselstetter fügte hinzu, dass die Behandlung der Saatpille gerade bei der Rübe – die nicht blühe – die bessere Alternative sei – als nach dem Feldaufgang Moosknopfkäfer, Drahtwurm, Springschwänze, Rübenfliege oder Blattläuse zu bekämpfen, zumal dann bereits Schäden an den Pflanzen entstanden seien.
Eine positive Entwicklung sei auf dem Bio-Rübenmarkt zu verzeichnen, so Vogel: 30 Anbauer im Einzugsgebiet von Ochsenfurt mit rund 250 Hektar Anbaufläche seien es in der Kampagne 2017/18 gewesen. Für die Kampagne 2018/19 sei bereits eine Fläche von 340 Hektar Biorüben geplant. Bezüglich des Zuckerertrags lagen die Biorüben rund einen Prozentpunkt unter den konventionell angebauten, so Vogel.
Tipps zum erfolgreichen Anbau erläuterten Vogel und Anselstetter: früh säen, nematoden- und cercosporatolerante Sorten verwenden, Düngung mindestens in Höhe der Düngeempfehlung, sowie eine intensive, tiefe Lockerung vorzugsweise mit dem Pflug und gegebenenfalls die Gabe von Carbokalk zur Verbesserung der Bodenstruktur. Um den Ertrag abzusichern, sollten Blattkrankheiten nicht unterschätzt werden, sagte Anselstetter auf seiner Abschiedstour. Nach 42 Jahren in der Beratung, wird er im Sommer in den Ruhestand gehen. Sein abschließender Rat: „Bleiben Sie der Rübe treu, sie hat wahnsinniges Potenzial“.
Klaus Ziegler (Geschäftsführer des Rings Fränkischer Zuckerrübenbauer) bescheinigte der Rübe einen höheren Deckungspreis als er bei Raps oder Weizen erzielbar wäre. Und er lobte die gemeinsamen Anstrengungen, so dass Franken heuer Deutscher Meister im Rübenanbau geworden sei.
Bezüglich des für die abgeschlossene Kampagne zu erwartenden Rübenpreises – der erstmals nach neuen Parametern generiert wird – machte er bezüglich des Preissturzes Mut und forderte Zuversicht: Schließlich erwarte auch Südzucker eine Steigerung des operativen Ergebnisses im Vergleich zum Vorjahr.
Bei der Diskussion äußerte Tino Scheithauer (Maschinenring Haßgau) den Wunsch, dass die Rübenanfuhr ins Ochsenfurter Werk an Sonn- und Feiertagen künftig nicht mehr mit eingeplant werden solle. Ein Argument, das bei der Neugestaltung des Rübenhofs berücksichtigt werden solle, und auch werde, so Simon Vogel. „Denn eine 137 Tage dauernde Kampagne mit 24-Stundenanfuhr zehre an allen Teilnehmern“, bestätigte Stephan.