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KREIS HAßBERGE: Sandsackfüllmaschine hat ihre Feuertaufe bestanden

KREIS HAßBERGE

Sandsackfüllmaschine hat ihre Feuertaufe bestanden

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    Knapp 12 000 Sandsäcke haben Helfer vom THW und Feuerwehren in der vergangenen Woche nach Unwettern an vier Einsatztagen mit Hilfe der neuen Sandsackfüllmaschine gefüllt.
    Knapp 12 000 Sandsäcke haben Helfer vom THW und Feuerwehren in der vergangenen Woche nach Unwettern an vier Einsatztagen mit Hilfe der neuen Sandsackfüllmaschine gefüllt. Foto: Fotos: Tobias Marquardt

    Die Unwetter der vergangenen Tage haben Einwohner und Einsatzkräfte im Landkreis Haßberge auf Trab gehalten. Mancherorts fiel innerhalb einer Stunde so viel Regen, wie normalerweise in einem ganzen Monat. Die Einwohner der Gemeinden Oberaurach, Theres, Breitbrunn, Ebelsbach, Kirchlauter und Stettfeld können dies leidgeprüft bestätigen. Ihre Feuertaufe bestand in der vergangenen Woche auch die neue Sandsackfüllmaschine beim Technischen Hilfswerk (THW) in Haßfurt. Doch wo Schatten, da auch Licht: Wer freut sich über den vielen Regen?

    Dass die neue Maschine beim THW so schnell ernstfallmäßig zum Einsatz kommt, das hatte Kreisbrandrat (KBR) Ralf Dressel „nicht geplant“, wie er sagt. Das glaubt man ihm gerne. Erst vor knapp einem Monat war das Gerät, mit dem eine eingespielte Mannschaft stündlich 3000 Sandsäcke füllen kann, übergeben worden. Am Sonntag, 12. Juni, als der Raum Theres nach Starkregen mit Überflutungen zu kämpfen hatte, konnte die Füllmaschine erstmals zeigen, was sie kann.

    „Innerhalb einer Stunde war das Team sehr gut eingespielt.“

    Christian Günther, Ortsbeauftragter des Haßfurter THW

    Doch dies war erst der Auftakt: An den beiden folgenden Tagen sowie am Freitag, 17. Juni, mussten weitere Sandsäcke gefüllt werden, als, wie berichtet, weitere Gemeinden des Haßbergkreises von Unwettern heimgesucht wurden. Jeweils 20 bis 25 Helfer des THW sowie zusätzliche Feuerwehrleute waren im Einsatz, berichtet Christian Günther, Ortsbeauftragter des Haßfurter THW. Sie füllten 11 900 Sandsäcke, 3000 davon lagerte das THW als Notfallreserve ein, der Rest wurde im Landkreis verteilt.

    Günther ist überrascht, wie schnell und gut das Bedienen des neuen Geräts funktioniert hat. „Innerhalb einer Stunde war das Team sehr gut eingespielt“, sagt er.

    Die Zusammenarbeit mit den beteiligten Feuerwehren – beim Sandsackfüllen sowie beim Verteilen der Säcke in den betroffenen Ortschaften – verlief vorbildlich, lobt Günther und dankt der Firma Hartlieb (Stettfeld), die bereit ist, rund um die Uhr Sand zu liefern, und der Firma Becker Baumaschinen (Haßfurt), die einen Stapler kostenlos bereitgestellt hat.

    Ein Radlader füllt den Sand in die Sandsackfüllmaschine, die beim THW in Haßfurt stationiert ist. Früher mussten die Helfer den Sand zum Füllen der Säcke per Hand in Trichter schaufeln – eine kraft- und zeitraubende Sache.
    Ein Radlader füllt den Sand in die Sandsackfüllmaschine, die beim THW in Haßfurt stationiert ist. Früher mussten die Helfer den Sand zum Füllen der Säcke per Hand in Trichter schaufeln – eine kraft- und zeitraubende Sache. Foto: Tobias Marquardt

    Für KBR Dressel hat sich die neue Sandsackfüllmaschine bewährt. „Ohne die Maschine wäre das viel mehr Arbeit gewesen.“ Günther sieht den Hauptvorteil vor allem darin, dass die Helfer den Sand bei der neuen Maschine nicht mehr per Hand in Trichter schaufeln müssen. Diese kraftraubende Arbeit übernimmt ein Radlader. „Früher“, so der THW'ler, „hat das kaum einer länger als eine Stunde ausgehalten.“

    Dass die eingesetzten Kräfte nicht mehr so häufig ausgetauscht werden müssen, und so weniger Ehrenamtliche gebraucht werden, ist für Dressel ein „entscheidender Vorteil“ der Füllmaschine. Denn: Es finden sich immer seltener Arbeitgeber, die Mitarbeiter stunden- oder gar tagelang freistellen, damit diese als Ehrenamtliche im Kampf gegen Hochwasser helfen.

    Da es bei den Unwettern vergangene Woche nicht stundenlang nachgeregnet hatte, waren die Einsätze innerhalb weniger Stunden beendet, schildert Dressel. Auch habe es keine Zwischenfälle gegeben, etwa mit ausgelaufenen Öltanks. „Wir hatten Glück“, sagt er.

    Unterwiesen in der Bedienung der Füllmaschine sind laut dem KBR Helfer der Feuerwehren Augsfeld und Oberschwappach, auch die Feuerwehr Schmachtenberg war an der Maschine im Einsatz.

    Die Zahl ausgebildeter Helfer reiche vorerst aus, um zusammen mit dem THW-Personal den Betrieb sicherzustellen. Zusätzliches Personal könne im Ernstfall rasch eingelernt werden. „Fachkenntnis braucht man vor allem zum Herrichten der Maschine“, erklärt Dressel. Sei diese erst mal in Betrieb, brauche es zur Unterstützung keine speziell geschulten Helfer. Vergangene Woche blieb die Füllmaschine am Standort beim THW Haßfurt. Lastwagen des THW sowie der Feuerwehr Haßfurt brachten gefüllte Säcke in die überfluteten Ortschaften. Die Maschine kann aber auch direkt an eine Einsatzstelle gebracht werden, um dort Sandsäcke zu füllen. Ein Einsatz dieses Spezialgeräts des Katastrophenschutzes außerhalb des Landkreises sei in Absprache mit der Kreis-Feuerwehrführung und dem Landratsamt möglich, sagt THW-Ortsbeauftragter Günther.

    Der Starkregen ließ nicht nur Bäche über die Ufer treten, er tränkte auch Wald und Flur. Auf manchen Feldern stehen Pfützen, Spurrinnen sind kleine Tümpel. Dies stellt durchaus ein Problem dar, beschreibt Heinz-Dieter Hofmann, Berater des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt, und dort Ansprechpartner für Pflanzenbau.

    Notfallreserve: Beim THW Haßfurt lagern 3000 Sandsäcke. Im Ernstfall werden diese von Lastwagen an Einsatzstellen gebracht.
    Notfallreserve: Beim THW Haßfurt lagern 3000 Sandsäcke. Im Ernstfall werden diese von Lastwagen an Einsatzstellen gebracht. Foto: Tobias Marquardt

    Der Regen der letzten Zeit sei „zu viel des Guten“, sagt er mit Blick auf die Felder. Das Getreide sei verbreitet an der Halmbasis, knapp über dem Boden, zu nass. Dadurch würden die Halme spröde und Pilze breiteten sich aus. Die Folge: Die Halme können umknicken und/oder zu wenig Nährstoffe zu den Ähren durchlassen.

    Während der triefendnasse Untergrund beispielsweise beim Weizen oder bei der Gerste wegen des dichten Wuchses auf den Äckern nicht gleich zu erkennen ist, erkenne man die Feuchte-Schäden beim Mais deutlicher: „Der Mais ist im Wuchs gehemmt“, sagt Hofmann, „und die Blätter sind zum Teil gelblich verfärbt.“

    „Wünschenswert wäre jetzt stabiles Hochdruckwetter mit Temperaturen von 25 Grad.“

    Dieter Hofmann, Berater des AELF Schweinfurt

    Auch die Rüben würden unter dem ständigen Regen leiden und die Wiesen seien vielerorts zu feucht zum Mähen.

    Selbst trockenes Wetter mit hohen Temperaturen – wie es zum Ende dieser Woche angekündigt ist – nütze den Pflanzen auf den Feldern nicht unbedingt, sagt der Berater des AELF: Steigen die Temperaturen rasch auf über 30 Grad, dann würde das zarte Gewebe der Pflanzen regelrecht brutzeln. „Wünschenswert wäre jetzt stabiles Hochdruckwetter mit Temperaturen von 25 Grad.“

    Anders die Situation im Wald: Der für einen mainfränkischen Frühsommer außergewöhnlich reichhaltige Regen ist für die Vegetation dort Gold wert, sagen sowohl Hans Stark, Leiter der Universitätsforstamtes Sailershausen, als auch Bernhard Streck, der Hofheimer Revierförster. Stark spricht von „genialen Wachstumsbedingungen“ für seinen Wald, der von Schäden an Wegen und Hängen durch Starkregen verschont geblieben ist.

    Nach dem extrem trockenen Sommer 2015 schaue der Wald laut Stark jetzt überraschend gut aus: Bis auf vereinzelte Trockenschäden an Linde und Rotbuche habe er keine negativen Auswirkungen festgestellt. Die große Blattmasse der Bäume in diesem Jahr erleichtere es ihnen, mit Fraßschäden umzugehen, die Schädlinge an den Kronen der Bäume anrichten, beispielsweise Prozessionsspinner und Eichenwickler.

    Während diese Schädlinge, die sich über die Blätter hermachen, von der zuletzt feucht-kühlen Witterung wenig beeindruckt sind, habe sich der Borkenkäfer weniger stark ausbreiten können, wie vorhergesagt. Temperaturen unter 20 Grad hemmen dessen Entwicklung.

    Auch Revierförster Streck sieht das so – doch sei der Schädling damit nicht aus der Welt. Und in anderen Regionen, beispielsweise in Südbayern, gebe es weitaus mehr Borkenkäfer als bei uns. Da diese unter der Rinde der Bäume leben, mache ihnen die Nässe wenig aus. Sobald es warm genug ist, können sie loslegen.

    Während der Regen den Baum-Sprösslingen und -Setzlingen im Wald guttut, macht das viele frische Grün im Wald Förster Streck nicht nur glücklich. „Darüber freut sich auch das Rehwild“, sagt er. Die Bissschäden an den Trieben werden also zunehmen.

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