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RÜGHEIM: „Schabeeso“-Konzert: Der Colt steckt immer im Pyjama

RÜGHEIM

„Schabeeso“-Konzert: Der Colt steckt immer im Pyjama

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    Die Schlagerkapelle „Schabeeso” bereitete dem Publikum im Schüttbau mit Schlagern aus den 1920 bis 1960er Jahren viel Nostalgie.
    Die Schlagerkapelle „Schabeeso” bereitete dem Publikum im Schüttbau mit Schlagern aus den 1920 bis 1960er Jahren viel Nostalgie. Foto: Foto: Gudrun Klopf

    Mit Schlagern und Schnulzen bereitete die Schlagerkapelle „Schabeeso“ dem Publikum im Rügheimer Schüttbau ein wahres Wohlfühlbad in Nostalgie. Ob Veronika, Marina, Jimmy Brown oder Cindy – alle, die in der Schlagerwelt der 1920er bis 1960er Jahre Rang und Namen hatten, tummelten sich auf der Rügheimer Bühne.

    In der Zeit der Schlager habe es ein Kultgetränk namens „Chabeso“ gegeben, zeigte Georg Leumer, Sänger des Ensembles, eine Originalflasche. Das Erfrischungsgetränk – laut Etikett mit linksdrehenden Milchsäurebakterien versehen – habe prickelnd, süß-säuerlich und manchen „a weng zu babbert“ geschmeckt. Mag es daran gelegen sein, dass in der Rügheimer Umgebung gleich drei Firmen das begehrte Getränk herstellten – das Publikum zeigte sich erstaunlich versiert, was die damalige Welt der Schlager betraf. Kaum deutete Leumer auch nur das kommende Stück an, ging wissendes Raunen durch den Saal, der Titel machte flüsternd die Runde. Noch bevor die Musiker ihre Instrumente erklingen ließen, wurden schon die ersten Takte gesummt.

    Charmant wie kaum ein anderer, führte Leumer mit allerlei Wissenswertem zu den jeweiligen Liedern und ihrer Entstehungszeit durchs Programm. Sein Liedvortrag – einfach nur köstlich. Perfekt begleitet vom feinen Spiel von Sandra Russ am Akkordeon, Josef Gentil an Klarinette und Saxofon und Michael Weisel am Kontrabass. Fein ausnotierte Arrangements bewahrten selbst die größten Schnulzen vor einem Abgleiten in den Kitsch. Die Instrumentalstücke, wie „Tango Jalousie“, „Wild Cat Blues“ oder die berühmte Filmmusik von Ennio Morricone zu „Zwei glorreiche Halunken“, waren ein ganz besonderer Hörgenuss.

    Zum Vergnügen des Publikums trug Leumer immer wieder einzelne Verse der Schlager auf Fränkisch vor: Da hält der „Deodor“ eisern einen jeden Ball im „Fußballdor“ und für die angebetete „Veroniga“ singen die Madle besonders schön „drallala“. Bis an den Nil führte die Reise, wo auf einem Feigenblatt gehackte Mumie mit Spinat serviert wurde.

    Wie die Texte – heute zum Brüllen komisch – wohl zur damaligen Zeit wirkten? Hans Sönker jedenfalls sang mit großem Ernst von seiner Liebe unter den Pinien von Argentinien. „Unter den Bananen begann ich schon zu ahnen, dass es keine größ're Liebe gibt.“ Gefährlicher ging es da schon im Wilden Westen zu, wo der Colt, laut Rex Gildo, immer im Pyjama steckt.

    Voller Elan mischten die Zuhörer beim sogenannten interaktiven Teil des Konzertes mit. Hinaus auf hohe See ging es mit Freddy Quinn und natürlich der Gitarre. Der Seemannschor trauerte mit reichlich Herzschmerz der untreuen „Juanita Anita“ hinterher und bedauerte die verlassene „Cindy, oh Cindy“. Mit dem Schlager „Seemann, deine Heimat ist das Meer“ von Lolita habe es erstmals ein deutscher Schlager in die US-Hitparade geschafft, erklärte Leumer. Das Seemannslied aller Seemannslieder geriet zu einem melodramatischen Gesamtkunstwerk. Im Schüttbau wogte das Meer, Wind und Wellen tosten und Seevögel zwitscherten sich die Seele aus dem Leib.

    „Ihr wart ein wunderbares Meer in Rügheim“, lobte denn auch Kapitän Leumer, bevor der Publikumschor vollends in Schmelz und Schmalz versank. „Aber dich, gibt's nur einmal für mich“, versicherte jeder absolut glaubwürdig. Ohne Zugaben kamen die Liebhaber alter Schlager natürlich nicht von der Bühne. Mit der Anweisung, rote Lippen zu küssen, fuhren sie schließlich mit der kleinen Limousine ins Grüne davon.

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