Rügheim/Lkr. Hassb. (gw/dix) Wieder ist ein Jahr vergangen und wieder war es kein Leichtes für das Diakonische Werk Haßberge (DW), so das Fazit der Führungsriege auf der Mitgliederversammlung im Martin-Luther-Haus in Rügheim. Vor allem massives Abwerben von Krankenhaus-Patienten im Raum Hofheim während eines Krankenhausaufenthalts durch das Rote Kreuz sei ein Problem, so Pfarrer Helmut Kastner, zweiter Vorsitzender des Diakonischen Werkes Haßberge. Er habe kein Verständnis für das Ausnutzen dieser Situation: "Das grenzt schon fast an unlauteren Wettbewerb".
Die Leiterin der Sozialstation Haßberge Nord, Doris Schmitt, machte anhand von Zahlen deutlich, wie die der Rückgang sich ausgewirkt hat: Die Zahl der zu versorgenden Personen ist zurückgegangen - von durchschnittlich 136 pro Tag im vergangenen Jahr auf 129 in diesem Jahr. Noch gravierender sieht diese Zahl bei den Hausbesuchen aus: Waren dies im Jahr 2004 täglich rund 120, sind es in diesem Jahr im Durchschnitt 97. Drei Gründe sind ihren Angaben zufolge verantwortlich für diese Entwicklung: Zum einen werden die Menschen durch die wirtschaftliche Situation sparsamer, zweitens wird die Pflege vermehrt privat organisiert und der eigentliche Knackpunkt: Die Kündigung der Gebietsabsprache im vergangenen Jahr (wir berichteten).
Jahrzehntelang gab es eine Absprache unter den Wohlfahrtsverbänden, sich bei der ambulanten Kranken- und Altenpflege keine Konkurrenz zu machen. Und Gebietsabsprache bedeutete: das BRK in Königsberg, die Diakonie im nördlichen, die Caritassozialstation Haßfurt/Ebern im mittleren und die Caritassozialstation Eltmann im südlichen Landkreis.
Dies war einmal. Nachdem die BRK-Sozialstation in Königsberg ihr Gebiet ausgedehnt hatte, taten dies im vergangenen Jahr auch die Caritas und die Diakonie. Hofheim sei aber über Jahrzehnte ureigenstes Gebiet der Sozialstation Haßberge Nord, also der Diakonier, gewesen, so die Kritik von Helmut Kastner.
Und wie Doris Schmitt gegenüber dem Bote vom Haßgau berichtete, musste inzwischen auch beim Personal der rückläufigen Entwicklung Rechnung getragen werden: Die Stellen wurden von 11,2 auf 9,95 heruntergefahren. Allerdings konnten Entlassungen vermieden werden, durch Fluktuation oder auch, dass Mitarbeiterinnen unbezahlten Urlaub nahmen. Ein Sorgenkind des Diakonischen Werkes ist auch weiterhin die Kurzzeit- und Tagespflegestation, berichtete Kastner. Gab es im vergangenen Jahr noch eine Auslastung von gut 92 Prozent, so lag diese im ersten Halbjahr 2005 gerade mal bei 80 Prozent.