Auf seiner vierten diesjährigen Sommerreise lud der Historische Verein Landkreis Haßberge zur Besichtigung des Stammschlosses der Truchsesse von Wetzhausen nach Wetzhausen ein. Viele waren gekommen, um sich unter Führung des Besitzers Johannes Freiherr Truchsess das Innenleben des derzeit leerstehenden Schlosses anzuschauen. Die Besucher waren beeindruckt von den Stuck- und Bemalungsresten, aber auch vom Verfall und von dem, was schon zur Rettung des Schlosses unternommen wurde.
Innen birgt das Schloss trotz seines Schicksals vielfältige Überraschungen in den insgesamt 71 Räumen. Immerhin waren die Truchsesse ja neben dem Fuchs-Geschlecht eine der einflussreichsten niederadeligen Familien der Haßberge. Und wie die Fuchs leben sie noch heute in beziehungsweise neben ihren Schlössern.
Der Stammsitz mit Burg in Wetzhausen ist seit 1340 in dem Besitz der Truchsesse. Trotz ihres kleinen Herrschaftsgebietes erreichten das Adelsgeschlecht 1442 die Reichsfreiheit, die sie bis ins 19. Jahrhundert behielten. In den Jahren 1948 bis 1955 war das Schloss Wetzhausen Standort des noch heute in Maßbach existierenden Fränkischen Theaters. In dieser Zeit wuchs der berühmte Kameramann Michael Ballhaus im Schloss Wetzhausen auf. So blieb es nicht aus, dass er 1974 das teileingestürzte Schloss für den Film „Das Amulett des Todes“ als Kulisse nutzte. Beinahe wäre dieses Schloss damals wegen Einsturzgefahr eingerissen worden. Aber unter anderem dank des damals neuen bayerischen Denkmalschutzgesetzes mit seinen Finanzierungshilfen konnte es gerettet werden.
1978 übernahm Manfred Schuller die Bauaufnahme des Schlosses. Nachdem Schuller 1986 Professor für „Bauforschung und Baugeschichte“ an der Universität Bamberg geworden war, lernten Generationen von angehenden Denkmalpflegern und Bauforschern im Schloss Wetzhausen die ersten Schritte.
Nördlich des Schlosses befindet sich ein künstlich angestauter Weiher, dessen Wasser einst den Graben geflutet hatte, der das Schloss umgab. Die vier Flügel des Kerngebäudes mit Kantenlängen von bis zu 30 Metern umschließen den fast quadratischen Innenhof. Schlossherr Johannes Freiherr Truchsess zeigte den Besuchern den zwölf mal zwölf Meter großen Innenhof des Stammschlosses.
Das Schloss wurde nach seiner Zerstörung im Bauernkrieg ab 1569 durch Hans Eitel Truchseß erbaut. Sein Epitaph befindet sich neben vielen anderen Grabplatten von Truchsessen und deren Ehrfrauen in der Kirche neben dem Schloss, die als Grablege diente.
Nach rund zwei Stunden beendete Johannes Freiherr Truchsess die Führung. Burkard Hauck, Organisator der Sommerreise, dankte im Namen des Historischen Vereins für das eindrucksvolle Erlebnis.