Nicht jeder Kopfschmerz ist eine Migräne, aber es gibt auch Migräne ohne Kopfschmerz. Viele Details und neue Erkenntnisse zum „Nervengewitter“ erfuhren die Zuhörer beim VdK-Gesundheitsforum vom Neurologen Dr. Rainer Wiegand aus Haßfurt.
Rund neun Millionen Menschen in Deutschland leiden an Migräne – dreimal so viele Frauen wie Männer. Dr. Wiegand zeigte auf, dass es über 170 verschiedene Arten von Kopfschmerzen gibt, deren Ursachen nicht ermittelt werden können. 38 Prozent der Kopfschmerzpatienten haben eine Migräne, von der es wiederum sehr unterschiedliche Ausformungen gibt. Grundsätzlich unterscheidet man Migräne mit und ohne Aura. Die Aura kündigt den Migräne-Anfall meist an. Sie hat unterschiedliche Ausprägungen von einem allgemeinen Unwohlsein über Sehstörungen bis hin zu massiven Gleichgewichtsstörungen. Auch die Migräne selbst ist individuell. Meist ist sie geprägt von heftigem Kopfschmerz. Die Schmerzen werden meist bei Bewegung schlimmer, oft kommen Übelkeit oder eine Licht- oder Lärmempfindlichkeit dazu. Meist muss sich der Migräne-Geplagte binnen kurzer Zeit in ein dunkles Zimmer zurückziehen.
Durch Zufall wurde während einer Untersuchung im Computertomographen entdeckt, dass Migräne im Hirnstamm ausgelöst wird. Es handelt sich wohl um eine angeborene Besonderheit der Reizverarbeitung, bei der der Botenstoff Serotonin eine Rolle spielt. Deshalb sind Medikamente, die dem Serotonin nachempfunden wurden, erfolgreich in der Behandlung. Allerdings sei Migräne nach wie vor nicht heilbar.
Viele Patienten würden sich selbst mit Schmerztabletten therapieren, was die Gefahr einer Abhängigkeit und – paradoxer Weise – chronischer Kopfschmerzen mit sich bringt. Wer mehr als 15 Schmerztabletten pro Monat nimmt, sollte dringend mit einem Arzt sprechen.
Auslösende Reize für eine Migräne-Attacke sind Lärm, bestimmte Nahrungsmittel (oftmals Käse), Hormonschwankungen, Medikamente, Alkohol und ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus. Neben allen Medikamenten bis hin zu Botolin sei eine regelmäßige Lebensweise für Migräne-Patienten ein wesentliches Element der Therapie. Auch Akupunktur sei ein Ansatz, vielen Patienten helfe das. Allerdings zogen sich die Krankenkassen auf der Basis von Studien aus der Finanzierung zurück. Auch auf Besonderheiten wie Aura ganz ohne Kopfschmerz oder die „Augen-Migräne“ sowie die chronische Migräne ging der Neurologe ein, der anschließend auch viele Fragen der Zuhörer beantwortete.
Bei den weiteren Gesundheitsforen 2015 geht es um Prostataerkrankungen, Mini-Zahnimplantate, Bandscheibenvorfälle, ganzheitliches Wohlbefinden, Nierenerkrankungen und den Hallus Valgus.