War es tatsächlich ein hinterhältiger Anschlag auf Motorradfahrer oder nur eine Verkettung unglücklicher Umstände? Die Kriminalpolizei Schweinfurt hat noch keine gesicherten Erkenntnisse, wer die rund 20 Meter lange Ölspur auf der auf der Staatsstraße zwischen Fierst und Untermerzbach zu verantworten hat.
Fest steht bislang nur, dass im Scheitelpunkt einer Kurve eine Glasflasche zerplatzt ist, in der sich eine schmierige Flüssigkeit befand. Aber hat jemand die Flasche dort absichtlich hingeworfen? Oder ist sie vielleicht von einer Ladefläche heruntergefallen?
In den sozialen Netzwerken im Internet, aber auch in überregionalen Medien sorgt die Ölspur für Gesprächsstoff. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagt Polizeikommissarin Claudia Ernst vom Polizeipräsidium Unterfranken. Es sei tatsächlich nicht auszuschließen, dass es sich um einen absichtlichen Anschlag handelt. „Aber es gibt noch nichts Konkretes.“
Wie berichtet, hatten zwei Motorradfahrer am Samstagnachmittag zwischen dem Eberner Stadtteil Fierst und Untermerzbach im letzten Moment erkannt, dass auf ihrer Spur eine zerbrochene Flasche lag und die Fahrbahn schmierig-rutschig war. Sie konnten noch ausweichen und so einem Sturz entgehen. Die kurvenreiche Staatsstraße ist ein regelrechtes Eldorado für Motorradfahrer. In den Sommermonaten reisen mitunter ganze Motorrad-Klubs an, um als Höhepunkt ihres Ausflugs auf den Serpentinen am Hambach und am Fierster Berg ihr Können auf zwei Rädern zu zeigen. So hat die „Applauskurve“ am Hambach ihren Namen nicht von ungefähr bekommen.
Motorradfahrer, die in extremer Seitenlage durch die engen Kurven fahren, und dabei auf den „normalen“ Pkw-Verkehr treffen – das führt regelmäßig zu gefährlichen Situationen. Bei zahlreichen Unfällen waren schon viele Verletzte zu beklagen. Ein 53-jähriger Mann aus dem Landkreis Roth kam am Pfingstsonntag 2011 gar ums Leben. Und die Bewohner naher Ortschaften, insbesondere in Fierst, beklagen sich über die Lärmbelästigung, wenn die schweren Maschinen die Berge hochjagen. Autofahrer fühlen sich regelmäßig von den Bikern bedrängt und in gefährliche Situationen gebracht.
Der aktuelle Fall bei Untermerzbach weckt Erinnerungen an eine vergleichbare Anschlagserie in Süddeutschland. Dort hatte ein Unbekannter seit dem Jahr 2007 in Schwaben an der Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg immer wieder Öl auf Straßen geschüttet. Im April 2011 rutschte ein Motorradfahrer auf einer dieser Ölspuren aus und wurde unter ein entgegenkommendes Auto geschleudert. Der 37-jährige Familienvater starb noch an der Unfallstelle. Die Polizei richtete die Ermittlungsgruppe „Ölfleck“ ein und versuchte, dem gefährlichen Serientäter das Handwerk zu legen, der die Flaschen immer aus einem fahrenden Auto heraus geworfen hatte.
Bislang konnte aber kein Verdächtiger dingfest gemacht werden – auch weil nach dem tödlichen Unfall im Jahr 2011 dort keine weiteren Anschläge mehr verübt wurden. „Nach bisherigem Ermittlungsstand liegen keine Anhaltspunkte vor, die den Vorfall mit diesen Fällen in Verbindung bringen“, erklärt Polizeipressesprecherin Claudia Ernst am Telefon.
Auch in anderen Teilen der Bundesrepublik kommen Öl-Anschläge auf Motorradfahrer mitunter vor. Erst im April 2014 waren in der Eifel bei Zweiradfahrern beliebte Strecken mit Öl verschmiert worden. Ein Fahrer stürzte und verletzte sich schwer. Die dortige Polizei ermittelte daraufhin wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Schließlich gelang es, einen Verdächtigen festzunehmen. Da der Mann einen verwirrten Eindruck machte, wies ihn das Amtsgericht Aachen in eine psychiatrische Einrichtung ein.