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HASSFURT: Schmuckfachwerk mit „Feuerböcken“

HASSFURT

Schmuckfachwerk mit „Feuerböcken“

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    Der südöstliche Eckpfosten des Fachwerkbaus: Über der Brüstung heben sich Spuren einer Abbeilung deutlich ab. Hier, so Reinhard Gutbier, sprang die gesamte Fassade im Fensterbereich vor und bildete einen Fenstererker. Um das Haus leichter verputzen zu können, beilte man ihn später ab, so seine Erklärung.
    Der südöstliche Eckpfosten des Fachwerkbaus: Über der Brüstung heben sich Spuren einer Abbeilung deutlich ab. Hier, so Reinhard Gutbier, sprang die gesamte Fassade im Fensterbereich vor und bildete einen Fenstererker. Um das Haus leichter verputzen zu können, beilte man ihn später ab, so seine Erklärung.

    Die Familie Giessegi hat es geschafft. Nach wochenlanger Arbeit der Firma Gebrüder Männling aus Knetzgau, der Zimmerei Klöffel aus Kleinsteinach, der Firma Steinmetz aus Haßfurt, der Schreinerei Vogel aus Obertheres und weiterer heimischer Handwerksbetriebe ist die Fassadensanierung ihres Wohnhauses geglückt und damit stimmig beendet. Akribisch hatten die Eheleute die Sanierung Schritt für Schritt vorbereitet und mit den zuständigen Behördenvertretern denkmalgerecht durchgeführt. Dabei galt es den historischen Charakter des Gebäudes zu erhalten.

    So wurden auch Bausünden aus früheren Jahren beseitigt oder vermindert. Es galt, die Fliesenplatten am Sockel abzubrechen, den Untergrund trocken zu legen, die Vorsatzplatten an der Hausecke zur Sellnersgasse zu erneuern, die Schadstellen an den Fachwerkhölzern und an der Traufe zu reparieren sowie die Fachwerkfelder im Einzelnen auszubessern. Auch die profilierten Sandsteingewände der Fenster und Haustüre wurden überarbeitet. Schließlich erfolgte die Farbfassung nach Abstimmung mit dem Denkmalschutz.

    Unverkennbares Markenzeichen des Wohnhauses ist das Schmuckfachwerk am Obergeschoss zur Hauptstraße hin. Markenzeichen sind hier vor allem die Andreaskreuze aus geschweiften Hölzern, auch „Feuerböcke“ genannt, als Abwehr gegen Feuer und Blitzschlag. Zwei gleichlange Hölzer kreuzen sich diagonal und bewirken eine verstrebende und versteifende Kraft in Brüstungshöhe für das gesamte Fachwerkgefüge. Gleichzeitig sind sie ein dekoratives Element. Alle schmückenden Zugaben im Fachwerk erhöhen die Festigkeit des Hauses und dienen der Trag- und Stützkraft der Ständerwand.

    Nach der Überlieferung soll der Apostel Andreas an ein schräges Kreuz genagelt worden sein. Daher wurde diese Kreuzform nach ihm benannt. Das Können der Handwerker brachte eine Fülle von verschiedenen Schmuckformen des Andreaskreuzes hervor. In der christlichen Symbolik gilt das X auch als Abkürzung und zeichenhaft für Christus. Das Kreuz ist seit Jahrhunderten das wichtigste Symbol des christlichen Glaubens und wird als Siegeszeichen über die Macht des Todes betrachtet.

    Prägt das Andreaskreuz in einer geschweiften Schmuckform die repräsentative Fassade des Hauses, so ist die Giebelseite zur Sellnersgasse hin nüchterner gestaltet mit rein konstruktiven Hölzern. Der Giebel ist dreigeschossig mit geschosshohen Andreaskreuzen und einfachen Füllungen in den Balken- und Sparrenfeldern.

    Das steile Satteldach verweist auf einen früheren Erbhofbauern mit sicherlich umfangreichem Grund und Boden. Erntevorräte konnten hier gelagert werden.

    Ein Kreis schließt sich, wenn in den nächsten Wochen die betrachtenswerte Figurengruppe der Heiligen Familie nach ihrer Überarbeitung an der Fassade zur Hauptstraße hin ihren angestammten, wohl jahrhundertealten Platz an einem der ältesten Häuser Haßfurts wieder einnimmt.

    Mit Haßfurter Bürgerhäusern befasst hat sich Reinhard Gutbier. Er beschreibt in seinem Beitrag zur Heimatgeschichte „75o Jahre Stadt Haßfurt 1235 – 1985“ (Seite 133 bis Seite151) einige bemerkenswerte alte Haßfurter Häuser, dazu gibt es entsprechende Fotos und Skizzen. Er zeigt dabei auch Beispiele auf für die städtische Hausentwicklung, darunter das Anwesen Hauptstraße 62 der Familie Giessegi.

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