(sh) Über den Nachmittag des Pfingstdienstages hinweg traten die Teilnehmer des Königsberger Bürgerwehrauszugs zum Wettkampf am Schießstand unterhalb des Schloßbergs an. Mit Kleinkalibergewehren wurden hierbei zwei Schussfolgen beziehungsweise von den Mitgliedern des Kommandos drei Serien mit jeweils fünf Schuss auf eine Zehnerscheibe abgegeben. Als bester Schütze der „Bürgerwehr 1848 Königsberg in Franken“ zeichnete sich in diesem Jahr Tambour Axel Hauck aus. Mit einem Schießergebnis von 47 Ringen durfte er sich die begehrte Schützenkette der Bürgerwehr von Hauptmann Manfred Barfuß umhängen lassen. Das beste Gesamtergebnis, gebildet aus zwei Serien, erzielte mit 92 Ringen Gunther Sinner, der dafür mit der Ehrenscheibe der Bürgerwehr belohnt wurde.
Während der abendlichen Schützenkönigsproklamation wurden zudem viele Sachpreise, die zumeist von Königsberger Unternehmen gespendet wurden, an die erfolgreichen Schützen vergeben. Als letzte Preise wurden traditionell 16 Löffel verteilt. Aus denjenigen, die einen solchen Löffel ihr Eigen nennen durften, wurde nach dem Einholen der Bürgerwehrfahne die Löffelgarde zusammengestellt, die zuerst dem Bürgermeister und schließlich noch dem Schützenkönig jeweils einen Besuch mit Umtrunk abstattete. Aber zuvor marschierte die im Vergleich zum Morgen sichtbar dezimierte Bürgerwehr noch einmal gemeinsam in die Altstadt zur Wohnung des Hauptmanns. Dort angekommen wurde der Bürgerwehrfahne ein letztes Mal die Ehre erwiesen, und Hauptmann Manfred Barfuß verabschiedete sich von den Teilnehmern des Pfingstauszug. In seiner Wohnung sicher aufbewahrt wartet die schwarz-rot-goldene Fahne der Bürgerwehr nun wieder auf das kommenden Pfingsten im nächsten Jahr.
Abschied für Reinhold Dellert
Oberleutnant Reinhold Dellert führte die Bürgerwehr schließlich zum Marktplatz, wo auch er sich vor dem Befehl zum Wegtreten und der Zusammenstellung der Löffelgarde von seinen Kameraden der Bürgerwehr verabschiedete. Für Reinhold Dellert, der sich viele Jahre vorbildlich um die Bürgerwehr verdient gemacht hat, war es allerdings schweren Herzens der letzte Pfingstauszug als Mitglied des Bürgerwehrkommandos; zum Probeauszug an Himmelfahrt im nächsten Jahr wird er das Amt des Oberleutnants niederlegen.
Sein Ruhestand wird jedoch ein aktiver sein, denn das Marschieren im nächsten Pfingstauszug – dann als regulärer Bürger – wird er sich keineswegs entgehen lassen. Ein Beispiel, das nicht zuletzt zeigt, dass die Zugehörigkeit zur Bürgerwehr kein bloßer Zeitvertreib ist, sondern vielmehr eine förmlich angeborene Pflicht der Königsberger Bürger. Und so werden sich auch 2011 wieder rund 100 Bürger zur Königsberger Wehr formieren; denn solange es gesundheitlich noch einigermaßen geht, werden sie alle – ausnahmslos – wieder zum Ausmarsch antreten.