„Schulmaterial ist dort Mangelware und auch an Hygieneartikeln wie Babywindeln fehlt es oft.“
Sandra Grimm, die für vier Wochen als Volonteer nach Griechenland geht
Wir diskutieren über die Flüchtlings-Problematik, als wäre es ein logistisches Problem und nicht ein menschliches“. Das sagt Sandra Grimm und sie hat sich entschlossen, für ein bisschen mehr Menschlichkeit in einem Flüchtlingslager in Griechenland zu sorgen.
Schulmaterial ist Mangelware
Vier Wochen lang wird sie als Volonteer im Camp „Petras Olympous“ arbeiten. Ihre Fähigkeiten als Lehrerin wird sie dort einsetzen – und zielgerichtet auch Spendengelder, die sie derzeit einsammelt. „Schulmaterial ist dort Mangelware und auch an Hygieneartikeln wie Babywindeln fehlt es oft“, erzählt Sandra Grimm im Gespräch mit dieser Redaktion. Sandra Grimm ist Realschullehrerin für Englisch und Religion und lebt mit ihrem Mann in Augsfeld.
Im Herbst 2015 war sie zunächst arbeitslos „und vielleicht habe ich mich deshalb nicht nur mit der offiziellen Nachrichtenlage zufriedengegeben“. Sie befasste sich mit der Realität hinter den nachlassenden Flüchtlingsströmen und war erschüttert.
Humanitäre Standards werden bei weitem nicht eingehalten
„In diesen Lagern werden die humanitären Standards bei Weitem nicht eingehalten und wir sprechen nicht darüber.“ Mittlerweile unterhält sie intensiven Kontakt zu mehreren Einzelpersonen und Teams, die in Griechenland in den Camps handfeste Hilfe leisten.
Nach der Auflösung von Idomeni entstanden viele kleinere Camps, vorwiegend vom Militär geführt – und nicht alle Camp-Kommandeure lassen Volonteers zu. In „Petras Olympous“ dürfen sie arbeiten, erhalten auch offizielle Ausweise. Das weiß Sandra Grimm von dem Schweizer Team, dem sie sich vom 4. August bis 1. September anschließen wird.
In dem Camp leben 1500 Menschen, vorwiegend Jesiden, zur Hälfte Kinder und Jugendliche. Für sie ist die Camp-Schule wichtig, aber auch eine Freizeitgestaltung. „Bildung ist essenziell“, deshalb sieht Sandra Grimm ihren Tätigkeitsschwerpunkt im Unterricht. In der Camp-Schule unterrichten geflüchtete Lehrer gemeinsam mit Volonteers aus der ganzen Welt.
Das Team bietet aber auch mit dem Tee-Zelt einen Treffpunkt für die Erwachsenen und Getränke, die gerne angenommen werden. Ein Liter Wasser wird pro Tag und Kopf von der Camp-Leitung ausgegeben, für Babys gibt es eine Windel pro Tag.
Geld für Hilfe sammeln
Von dem Geld, das Sandra Grimm bis zu ihrer Abreise bei Familie, Freunden, Bekannten, Vereinen und Institutionen einsammelt, möchte sie je nach Bedarf in Griechenland einkaufen: Hefte, Stifte, Hygiene-Artikel oder auch Lebensmittel für die „community kitchen“, wo die Flüchtlinge gemeinsam kochen können.
„Petras Olympos“ liegt nur 30 Kilometer von Thessaloniki entfernt, aber weit weg von der griechischen Zivilisation, weit weg vom Tourismus. Gerade kam eine Mail aus Petra. 35 Grad hat es in Griechenland, die Touristenstrände sind voll, im Camp aber fehlt Schatten, in den Zelten ist es kaum auszuhalten.
Seit drei Tagen sind spanische Zahnärzte vor Ort, die Warteschlange vor dem Behandlungszelt ist lang. Immer wieder wird jemand ohnmächtig. Eine echte Herausforderung für die Helfer ist die Hygiene. So wurden Wasserspender gebaut und auch der „Kretze“ haben die Volonteers den Kampf angesagt.
Sandra Grimm liest das alles, von Mücken und Hitze, von sterbenden Kindern – und lässt sich nicht abschrecken, im Gegenteil: Sie ist entschlossener denn je, wenn sie diese Berichte liest. Das wird anders, als die Ferien-Freizeiten, die sie früher schon betreut hat – ganz anders –, aber sie will anpacken und helfen.
„In Griechenland leben derzeit 57 000 Flüchtlinge unter solchen Umständen. Und dann werden dort ständig die Menschenrechte verletzt. Eine Stunde am Tag besteht die Gelegenheit, sich per Skype registrieren zu lassen – man kann sich vorstellen, wie schnell das W-Lan in dieser Stunde überlastet ist“, erzählt sie.
Gerade während ihrer eigenen Arbeitslosigkeit sei ihr bewusst geworden, „wie gut es uns hier geht. Unsere Grundbedürfnisse sind gedeckt, auch ohne Arbeitsplatz. Und wir verfügen über billige Nahrungsmittel auch auf Kosten anderer Länder dieser Welt“.
Seit April hat Sandra Grimm eine befristete Anstellung: „Meine eigenen Kosten für Reise und Unterkunft kann ich also gut tragen.“ Darüber hinaus möchte sie auch materiell helfen. Deshalb hat sie ein Spendenkonto eingerichtet. „Ich freue mich über jeden Betrag und versichere, dass das Geld direkt in Hilfe umgesetzt wird“, sagt sie.
Spendenkonto IBAN DE 41 7935 1730 0000 1633 03, BIC BYLADEM1HAS. Stichwort „Griechenland“