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Hofheim: Seepferdchen und Co. auf der Kippe? TV Hofheim und Wasserwacht kämpfen um den Erhalt ihrer Schwimmkurse

Hofheim

Seepferdchen und Co. auf der Kippe? TV Hofheim und Wasserwacht kämpfen um den Erhalt ihrer Schwimmkurse

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    Sowohl der TV Hofheim und als auch die Ortsgruppe der Wasserwacht bieten Schwimmkurse an. Das Angebot aufrechtzuerhalten, ist für die Vereine aktuell jedoch nicht einfach.
    Sowohl der TV Hofheim und als auch die Ortsgruppe der Wasserwacht bieten Schwimmkurse an. Das Angebot aufrechtzuerhalten, ist für die Vereine aktuell jedoch nicht einfach. Foto: René Ruprecht

    Am Beckenrand des Königsberger Hallenbads liegen bunte Schwimmnudeln und Tauchringe bereit. Wenige Meter daneben steht eine kleine Gruppe Menschen. Neun Kinder und ihre beiden Trainerinnen. Gemeinsam wärmen sie sich auf. Sie lassen die Arme kreisen und machen Trockenschwimmübungen, anschließend noch ein paar Strecksprünge. Dann geht es ins Wasser.

    Dort kommen die Schwimmnudeln zum Einsatz. So tauchen die Kinder zum Beispiel unter mehreren aneinandergereihten Nudeln hindurch, die Trainerin Angela Kriegsmann auf die Wasseroberfläche hält. Auch vom Beckenrand springen die Kinder eines nach dem anderen. Das Wasser vor Übungsleiterin Gabi Först, die im Becken steht, um ihre Schützlinge in Empfang zu nehmen, spritzt in die Höhe.

    Große Nachfrage nach Seepferdchen-Kursen bei den Vereinen

    Insgesamt zehn Kinder bereiten sich im Kurs des TV Hofheim noch bis in die aktuelle Kalenderwoche auf ihr Seepferdchen vor. Es ist der Elfte seit Corona. Im Januar 2022 ist das Angebot gestartet, wie Kriegsmann, Zweite Vorsitzende des Vereins, berichtet. Man habe schon vor der Pandemie überlegt, entsprechende Kurse anzubieten, aber dann sei eben zunächst Corona dazwischengekommen. Nun gibt es die Seepferdchen-Kurse beim TV fortlaufend das ganze Jahr über.

    Übungsleiterin Gabi Först (vorne) und Zweite Vorsitzende Angela Kriegsmann üben mit den Kindern das Schwimmen, damit diese am Ende ihr Seepferdchen schaffen.
    Übungsleiterin Gabi Först (vorne) und Zweite Vorsitzende Angela Kriegsmann üben mit den Kindern das Schwimmen, damit diese am Ende ihr Seepferdchen schaffen. Foto: René Ruprecht

    Ebenfalls während der Corona-Zeit hat die Hofheimer Ortsgruppe der Wasserwacht angefangen, Seepferdchen-Kurse für Kinder anzubieten. Wie Schriftführer Klaus Willinger berichtet, startet im Frühjahr und im Herbst immer ein Kurs mit jeweils "plus/minus acht Kindern". Die Nachfrage sei hoch, sagt Willinger. Werbung machen müsse die Wasserwacht für das Angebot nicht, die Warteliste fülle sich über Mundpropaganda. Ähnlich verhält es sich beim TV Hofheim.

    Der Bedarf ist also da, dennoch ist es für die beiden Vereine nicht einfach, ihr Angebot an Kursen aufrechtzuerhalten. Bedingt durch die Schließung des Hofheimer Hallenbads, das seit dieser Woche generalsaniert wird, sind sowohl der TV Hofheim als auch die Wasserwacht seit Längerem gezwungen, ins Königsberger Hallenbad auszuweichen.

    Gestiegene Kosten für die Miete des Hallenbads

    Dort machen sich bei der Miete die gestiegenen Energiekosten deutlich bemerkbar, wie Kriegsmann berichtet. Das Hallenbad in Königsberg werde unternehmerisch geführt. "Wir können nicht verlangen, dass die Kosten dem Verein angepasst werden", zeigt sie Verständnis. Dennoch bedeutet das, dass der Turnverein die Gebühr für seinen Seepferdchen-Kurs erhöhen musste, um diesen noch kostendeckend anbieten zu können. Von anfangs 120 auf jetzt 145 Euro für zwölf Kurs-Stunden.

    Um am Ende das Seepferdchen zu erhalten, müssen die Kinder vom Beckenrand springen und dann 25 Meter schwimmen, einen Gegenstand aus schultertiefem Wasser holen und die Baderegeln kennen.
    Um am Ende das Seepferdchen zu erhalten, müssen die Kinder vom Beckenrand springen und dann 25 Meter schwimmen, einen Gegenstand aus schultertiefem Wasser holen und die Baderegeln kennen. Foto: René Ruprecht

    Wie dem TV machen auch der Hofheimer Wasserwacht die gestiegenen Kosten für die Schwimmbad-Nutzung zu schaffen. Man habe daher ebenfalls die Kursgebühr anpassen müssen, erklärt Klaus Willinger. Bei der Wasserwacht umfasst der Seepferdchen-Kurs zehn Übungsstunden und kostet aktuell 120 Euro, zuvor waren es 100. Auch die Erhöhung der Kursgebühren habe aber natürlich ihre Grenzen, gibt Kriegsmann zu bedenken. Und: "Es gibt Eltern, die können sich das leisten, andere nicht." Deren Kinder würden dann durchs Raster fallen.

    Zumindest für die meisten der Eltern, die beim Besuch der Redaktion im Königsberger Hallenbad vor Ort sind, ist die Kostenfrage offenbar eher zweitrangig. Es sei ihnen einfach wichtig, dass ihre Kinder das Schwimmen lernen, erklären sie. Eine Mutter verweist zudem auf ein Angebot des Staats: Vorschulkinder sowie Erstklässlerinnen und Erstklässler werden in Bayern in Sachen Seepferdchen-Kurs mit einem 50-Euro-Gutschein unterstützt.

    Aber auch hier gibt es einen Haken: Den Gutschein könne sich die Politik an den Hut stecken, sagt Willinger. "Für uns ist das ein immenser Verwaltungsaufwand", erklärt er. Die Ehrenamtlichen der Wasserwacht müssten prüfen, ob die Kinder die Kriterien für den Gutschein erfüllen, und diesen dann beim Landratsamt geltend machen, wofür dort auch noch eine Bearbeitungsgebühr anfalle. "Ein Witz", ärgert sich der Wasserwachtler.

    Das Geld solle statt in die Gutscheine besser in den Erhalt der Schwimmbäder fließen. Denn, so Willinger, was nützen Gutscheine, wenn es "kein Wasser" und damit keine bezahlbaren und vernünftigen Belegzeiten für Schwimmkurse in Hallenbädern gibt.

    Andere Schwimmkurse sind bereits ein Draufzahlgeschäft

    Noch stärker machen sich die gestiegenen Kosten für die Schwimmbad-Nutzung im weiteren Angebot der beiden Vereine bemerkbar, wie sowohl Kriegsmann als auch Willinger berichten. Für das Schwimmtraining, das der TV immer samstags für Kinder und Jugendliche anbietet, fallen inzwischen zusätzlich zum jährlichen Mitgliedsbeitrag noch einmal 20 Euro extra an. "Sonst würden wir absolut ins Minus rutschen", erklärt Kriegsmann.

    "Für uns ist das ein reines Draufzahlgeschäft. Aber doch für die, die es brauchen, sehr notwendig."

    Angela Kriegsmann, TV Hofheim

    Der unrentabelste Zweig schließlich sei das Reha-Schwimmen. Die Zuschüsse der Krankenkassen seien "nicht im Mindesten kostendeckend", berichtet die Zweite Vorsitzende. "Für uns ist das ein reines Draufzahlgeschäft. Aber doch für die, die es brauchen, sehr notwendig."

    Auch die Zuschüsse, die der TV Hofheim als Verein vom Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) erhält, würden an anderer Stelle, etwa für den Unterhalt und Betrieb der Turnhalle in Hofheim, benötigt.

    Warten auf Wiedereröffnung des Hofheimer Hallenbads

    Bei der Hofheimer Wasserwacht besteht nach dem Seepferdchen die Möglichkeit, in der Gruppe der "Flipper" weiter zu schwimmen. Darauf aufbauend gibt es vier Jugendgruppen. "Was die Kosten betrifft, geht sich das schon nicht mehr aus. Wir leben von unseren Reserven", gibt Willinger einen Einblick. Das Angebot stehe daher durchaus auf wackeligen Füßen.

    "Was die Kosten betrifft, geht sich das schon nicht mehr aus. Wir leben von unseren Reserven."

    Klaus Willinger, Wasserwacht Hofheim

    Im Hallenbad in Hofheim habe die Wasserwacht, indem sie zeitweise die Badeaufsicht übernahm, immer Stunden leisten und so ihre Trainingszeiten gegenfinanzieren können, berichtet der Schriftführer. "Das geht im Moment nicht." Dementsprechend groß ist der Wunsch, dass das Hofheimer Hallenbad wieder seine Türen öffnet. "Ich kann es gar nicht erwarten, das dauert schon viel zu lange", sagt Willinger.

    Auch beim TV wäre man "saufroh", wie Kriegsmann mit einem Lachen sagt, wieder in Hofheim schwimmen zu können. Bis es so weit ist, wird aber noch einige Zeit ins Land gehen: Das Hallenbad befinde sich voraussichtlich bis Ende 2025 in der Generalsanierung, informiert der Landkreis Haßberge auf seiner Website. Und wie sich die Kosten für die Benutzung dann ausgestalten, steht wohl noch in den Sternen.

    Turnverein und Wasserwacht müssen bis dahin mit der aktuellen Situation zurechtkommen. Ihr Angebot versuchen sie trotzdem weiter aufrechtzuerhalten. Einfach weil sie schwimmen lernen als wichtig ansehen. "Der Bedarf ist so groß. Es gibt immer weniger, die schwimmen können", sagt Kriegsmann. "Schwimmen gehört elementar dazu", erklärt Willinger und fügt an: "Es ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht mehr." Was die Verantwortlichen sich dabei wünschen würden, ist eine bessere Unterstützung für die Eltern sowie die Vereine und Ehrenamtlichen.

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