Ebelsbach 35 Jahre lang war das Thema Flurbereinigung in Ebelsbach aktuell. Nun endete das Verfahren der Teilnehmergemeinschaft mit einem Rückblick und einer Abschlusssitzung. Für die Landwirtschaft brachte es größere Felder und eine leichtere Bewirtschaftung mit besseren Straßenverhältnissen. Für die Allgemeinheit wurde der Ausbau von Straßen im Rahmen der Dorferneuerung günstiger. „Aber auch Fußgänger und Radfahrer profitieren vom Ausbau der Feldwege“, zog TG-Vorsitzender Josef Zehendner Bilanz. Das Verfahren war am 14. August 1979 mit zehn weiteren Verfahren im näheren Umkreis angeordnet worden. Wir fragten Josef Zehendner, ob die Flurbereinigung die Wünsche der Ebelsbacher erfüllt hat.
Da die Flurbereinigung 35 Jahre dauerte, waren Sie einen Großteil ihres Lebens damit befasst. Wann wurden sie zum Vorsitzenden der örtlichen Teilnehmergemeinschaft gewählt?
Josef Zehendner: Die erste Sitzung fand am 17. November 1980 statt, wobei die TG Ebelsbach mit einem besonderen Konstrukt an den Start ging. Da die Flurbereinigung sich mit Ebelsbach, Gleisenau und Eltmann auf drei Gemarkungen erstreckte, mussten im zehnköpfigen Vorstand vier Mitglieder aus Ebelsbach, vier aus Gleisenau und zwei aus Eltmann kommen. Dies erfolgte aber unproblematisch. Und dieses Vorstandsgremium wählte mich zum örtlichen Vorsitzenden, obwohl ich damals mit 23 Jahren der Jüngste im Gremium war. Ich machte mir deswegen auch gar keine Gedanken und nahm diese Herausforderung gerne an.
Sie sind hautberuflicher Landwirt, Weinbauer und Gastwirt und täglich mit den Bürgern im Gespräch. Was waren die Sorgen und die Hauptprobleme bei dem Verfahren?
Zehendner: Das größte Handicap war sicherlich der zu lange Zeitraum, in dem die Bürger manchmal auch etwas ungeduldig geworden sind. Dazu kam, dass wir schon einen fertigen Wegeplan erstellt hatten und dann plötzlich der Naturschutz in der Verfassung verankert wurde, was weitreichende Konsequenzen für uns hatte. Wir wurden dadurch um Jahre zurückgeworfen. Außerdem wurde unser Verfahren nach zehn Jahren noch durch die Bodenordnung für den Bau der A 70 erweitert.
Welche konkreten Konsequenzen hatte das für die Arbeit des Vorstandes?
Zehendner: Vor allem die Auflagen des Naturschutzes führten im Vorstand in dieser Zeit zu heißen Diskussionen und führten zu dem berühmten Sand im Getriebe. Wir hatten in unseren ersten Planungen für den Wegeausbau vor allem an Teerwege gedacht. Einmal sollten die eingeschränkt werden und zum anderen wollte der Naturschutz hierfür enorme Ausgleichsflächen haben. Damit waren wir nicht einverstanden. Dazu kam, als wir unsere Planänderung vornehmen mussten, dass dies zu einem Zeitpunkt geschah, als sich in der Direktion ein „Finanzloch“ auftat, in das wir fielen. Auch hier sollte gestrichen werden und da fielen schon einmal Worte wie „das machen wir nicht mit“.
Hat es bei solchen strittigen Punkten oder später bei Grundstücksabtretungen oder der Neuverteilung Probleme mit den Grundstücksbesitzern gegeben?
Zehendner: Ich kann hier sehr positiv unterstreichen, dass bei uns die Flurbereinigung und die Dorferneuerung super gelaufen sind und es bis auf einige Kleinigkeiten keine ernsthaften Probleme gab. Zu einem richtigen Streit ist es nie gekommen. Nicht einmal bei der Verteilung. Und auch der Kontakt zu den Mitarbeitern im Amt für ländliche Entwicklung war immer sehr gut. Insgesamt dürfen wir sehr zufrieden sein und auch bei meinen Vorstandsmitgliedern muss ich mich bedanken für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Nicht vergessen will ich, dass wir für unsere Arbeiten sehr gute Baufirmen aus dem Landkreis hatten und mit ihrer Arbeit sehr zufrieden waren.
Was würden Sie in der Bilanz als die herausragenden Maßnahmen bezeichnen und welche Vorteile brachten sie?
Zehendner: In der Flur wurden vor allem die Grundstücke für die Landwirte viel größer und dadurch besser zu bewirtschaften. Dazu kam der Ausbau mit festen Wegen. Ein besonderes Ziel und ein Schwerpunkt waren auch die Hochwasserfreilegung und Dorferneuerung, wofür sich insbesondere der damalige Bürgermeister Emil Däschner eingesetzt hat und die sehr gut gelungen sind. Dadurch sind in den Altortbereichen von Ebelsbach und Gleisenau Dorfstraßen mit einer Förderung ausgebaut worden, wie sie heute kaum mehr möglich wären. Das war auf jeden Fall für alle Beteiligten ein Segen.
Gibt es noch Perspektiven oder Wünsche für die Zukunft? Löst sich die Vorstandschaft der TG Ebelsbach jetzt völlig auf oder wird sie in irgendeiner anderen Form bestehen bleiben?
Zehendner: Im Hinblick auf die Landwirtschaft haben wir unsere Planungen mit Blick in die Zukunft abgeschlossen und ich sehe eigentlich keinen weiteren Bedarf in der Bodenneuordnung. Wenn es zu weiteren Strukturveränderungen oder Betriebsaufgaben in der Landwirtschaft käme, ergäbe sich das automatisch, dass jemand andere Flächen übernimmt oder sie mit bewirtschaftet. Aus diesem Grunde sind wir auch dafür, dass der Vorstand aufgelöst wird, zumal er keine finanzielle Grundlage mehr hat. Wir haben viel erreicht und können deswegen mit großer Zufriedenheit auf unsere 35-jährige Amtszeit zurückblicken.