Von Ditterswind kommen 48 geistig behinderte Menschen und das entsprechende Fachpersonal nach Zeil und Ebelsbach, wo die neuen Wohngebäude der Rummelsberger Diakonie jetzt zum Einzug bereit sind. „Im Januar ist Einzug“, verkündet Diakon Günter Schubert, der Regionalleiter der „Rummelsberger“.
Was das bedeutet für die betroffenen Menschen mit teilweise mehrfacher Behinderung, aber auch für das Team der betreuenden Fachkräfte, das erläuterte der Verantwortliche für Unterfranken einem Fachpublikum am Tag der offenen Tür. Bei so einer Aktion müsse nicht nur die Logistik stimmen. Es müsse alles bestens vorbereitet sein und vor allem müsse alles im neuen Heim fertig sein, meinte Schubert. „Wir ziehen nicht um, bevor der letzte Farbstrich trocken ist und alle Einrichtungen vollständig funktionieren“, deshalb habe man den Umzugstermin für den 14. und 15. Januar, und nicht wie ursprünglich geplant, noch vor Weihnachten, festgesetzt. Im Sommer folge dann Ebern, wo ein weiteres Wohnheim der Diakonie entsteht.
In den neuen Wohnhäusern werde fast alles anders sein als bisher im Ditterswinder Schloss, wo die „Rummelsberger“ seit 1967 zu Hause waren. Damals wurde der ehemalige Adelssitz zum Wohnheim für geistig und mehrfach behinderte Menschen umgebaut. Nach heutigen Kriterien seien die Bedingungen zuletzt aber nicht mehr optimal gewesen. Nicht alles war behindertengerecht, und die Bewohner mussten in großen Wohngruppen leben. Aber sie fühlten sich wohl, nicht zuletzt, weil sie weitgehend in das Dorfleben integriert waren.
Allerdings war eine Grundvoraussetzung, die in Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist, nicht erfüllt. Schubert zitierte daraus: „Menschen mit Behinderungen sollen gleichberechtigt die Möglichkeit haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie leben wollen.“ Sie seien nicht verpflichtet, in besonderen Wohnformen zu leben. Die „Rummelsberger“ hätten sich veranlasst gesehen, so Schubert, der Frage nach Selbstbestimmung und Einflussnahme der betroffenen Menschen nachzugehen. „Dank der Finanzierung durch die 'Aktion Mensch' konnten wir eine Begleitforschung mit klarer Zielsetzung in Auftrag geben.“
Wissenschaftliche Studie
Zwei Wissenschaftler des Lehrstuhls „Sonderpädagogik und Pädagogik bei geistiger Behinderung“ an der Universität Würzburg legten am Tag der offenen Tür ihre Herangehensweise und Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie dar. Professor Erhard Fischer, der Leiter der Studie, sowie seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Tina Gebert zeigten an Beispielen, wie sie bei ihren individuellen Befragungen der „Experten in eigener Sache“ vorgegangen und zu welchen Ergebnissen sie gelangt seien. „Obwohl alle gewonnenen Erkenntnisse in die Planungen der neuen Angebote an den dezentralen Standorten einfließen konnten“, sei abzuwarten, wie die Bewohner tatsächlich mit den neuen Bedingungen zurechtkämen. Der Professor erläuterte an eigenem Erleben eines Klinikaufenthaltes, bei dem „alles im Krankenzimmer schön war“, wie wichtig das „Zu-Hause-Gefühl“ sei, um sich tatsächlich wohl zu fühlen. Damit alle 48 Menschen wirklich ankommen im neuen Heim, den „schönen Park“ von Ditterswind nicht vermissen, die Vorteile einer kleineren Wohngruppe sowie die Großzügigkeit der modern ausgestatteten Gebäude und ihre Einzelappartements mit Balkonen als ihr „Daheim“ anerkennen, begleitet ein Team von entsprechend ausgebildeten Fachkräften sowohl den Umzug als auch das Leben danach.
Alle Fachkräfte gehen mit
„Bis auf wenige Angestellte, die etwa aus familiären Gründen den veränderten Arbeitsweg nicht realisieren können, gehen alle Fachkräfte mit an die neuen Standorte“, hob Regionalleiter Schubert hervor. Ein kompetentes Team von 34 Beschäftigten mit unterschiedlicher Qualifikation werde sich wie bisher um die behinderten Menschen kümmern, um ihnen soweit wie möglich ein gleichberechtigtes Leben zu ermöglichen. Evi Renz wird die Förderstätte leiten, Tina Scheller ist „Casemanagerin“ und auch im „Café Mittendrin“ in der Haßfurter Hauptstraße zu sprechen. Wohnbereichsleiter an den Standorten Ebern, Ebelsbach und Hofheim sind Gabriele Hofmann, Michael Bergmann und Willy Bayer, als Fachdienst- und stellvertretender Regionalleiter ist Andreas Puchta tätig.