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RÜGHEIM: So frei kann man Volksmusik interpretieren

RÜGHEIM

So frei kann man Volksmusik interpretieren

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    „Ramsch und Rosen“: Julia Lacherstorfer und Simon Zöchbauer haben sich ihren Bandnamen von einem Wiener Altwarenladen „ausgeborgt“.
    „Ramsch und Rosen“: Julia Lacherstorfer und Simon Zöchbauer haben sich ihren Bandnamen von einem Wiener Altwarenladen „ausgeborgt“. Foto: Peter Schmieder

    Ihren Bandnamen „Ramsch und Rosen“ haben sich Julia Lacherstorfer und Simon Zöchbauer von einem Wiener Altwarenladen „ausgeborgt“. Nicht nur, weil den beiden österreichischen Musikern das Geschäft gut gefällt: Er steht auch symbolisch für ihre Musik.

    „In dem Laden gibt es viele Dinge, die auf den ersten Blick alt und verstaubt wirken. Aber wenn man sie von der Staubschicht befreit, befindet sich darunter etwas sehr Schönes“, erzählt Lacherstorfer. Ähnlich gehen sie und Simon Zöchbauer auch mit der Musik um: Sie interpretieren alte Volkslieder auf ihre eigene Art. Am Sonntagabend trat das Duo im Schüttbau auf.

    Barbara Goschenhofer von Kultur e.V. kündigte die Musiker an mit der Bemerkung, Julia Lacherstorfer habe das Publikum in Rügheim bereits im vergangenen Jahr begeistert, als sie mit der Band „Alma“ dort aufgetreten sei. So war es keine Überraschung, dass der Kulturverein sie auch mit dem 2011 gegründeten Duo „Ramsch und Rosen“ in den Schüttbau einlud.

    „Volksmusik der Gegenwart – zwischen früher und jetzt“ ist das Motto des Duos. Lacherstorfer spielt Geige, Zöchbauer Trompete und Zither. Zudem singen beide. Und gerade bei mehrstimmigem Gesang harmonieren ihre Stimmen sehr gut miteinander.

    Gelegentlich lassen sie sich auch von einer Tanpura oder einer Shruti-Box begleiten, zwei indische Instrumente, die nur aufgestellt werden und dann einen lang anhaltenden Ton erzeugen. „Sie macht nicht viel, aber das macht sie gut“, beschreibt Simon Zöchbauer die Tanpura.

    Die Lieder, die die beiden spielen, sind größtenteils traditionelle Volkslieder. Einige stammen aus der Sammlung von Joseph Sonnleithner, der Anfang des 19. Jahrhunderts alte Lieder archivierte. Zu hören gab es einige Instrumentalstücke, aber auch gesungene Texte.

    Die Bandbreite reichte von lustigen Texten und Gstanzln bis zu traurigen Liedern, beispielsweise über eine Frau, die sich Sorgen um ihren Liebsten macht, der in den Krieg gezogen ist.

    Eigenkompositionen

    Einige Lieder stammten auch aus der Feder des Komponisten Bela Bartok, der sich für seine Kompositionen von Volksliedern inspirieren ließ. „Er ist jetzt seit über 70 Jahren tot“, berichtete Zöchbauer. „Für ihn ist das nicht so gut, für uns ist es praktisch.“ Denn nach dieser Zeit verfallen die Urheberrechte am Lebenswerk eines Künstlers, und es kann frei interpretiert werden.

    Eines seiner Stücke, das sie spielten, beschrieb Zöchbauer: „Es ist bitonal. Das heißt: Jedes Instrument spielt in einer anderen Tonart, und es geht sich trotzdem irgendwie aus.“ Seine Bandkollegin ergänzte darauf schnell: „Und es ist Absicht!“

    Zudem hatten die zwei einige Stücke im Programm, die Lacherstorfer selbst geschrieben hatte. Ihr Titel „Fog“ bezog sich auf die mit vielen Feldern überzogene Landschaft Oberösterreichs und den dort vorkommenden Nebel, den die Musiker mit sehr stimmungsvollen Klängen in der Musik symbolisierten.

    Ein anderes ihrer Lieder trägt den lateinischen Titel „Memento mori“, ein oft zitierter Satz, der Menschen auffordert, an ihre eigene Sterblichkeit zu denken. „Wenn ich mich in Kleinigkeiten verbeiße, soll mir das wieder den Blick aufs große Ganze geben“, sagt sie und bezeichnet das Stück als „Pensionsvorsorgelied“, in Anspielung auf ihre Mutter, die sich oft Sorgen um ihre Zukunft mache.

    Dabei war auch der Titel „Sturm vor der Ruhe“, ein Lied „übers Streiten, das manchmal sehr wichtig ist.“ Der Titel beschreibt, dass in einem Streit oft ein Moment der Stille kommt, wenn eigentlich alles gesagt ist.

    Nach dem offiziellen Teil bekamen die Musiker vom Veranstalter zwei Bocksbeutel überreicht, worauf sie meinten: „Für zwei Flaschen Wein spielen wir noch zwei Lieder.“ Aus dem Publikum kam darauf der Ruf: „Holt noch mehr Wein!“ Eines der Lieder im Zugabenteil hieß „Lära Brett“, ein Dialektausdruck für ein Brett aus Lärchenholz; ein Lied über den Kreislauf des Lebens, denn sowohl Wiegen als auch Särge sind oft aus diesem Holz gefertigt.

    Mit großem Applaus nötigte das Publikum die beiden schließlich zu einer weiteren Zugabe. „Normalerweise machen wir am Ende die ruhigen Sachen, damit?s dann aus ist. Aber das hat bei Ihnen nicht funktioniert“, kommentierte Zöchbauer.

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