Sie sind Programmiererin, Masseurin, Beamtin, Floristin, Kauffrau, Lottofee … Die Jüngste von ihnen ist 23 Jahre alt, die Älteste – das wird nicht verraten. Eine von den elf Damen ist gerade schwanger.
Die restlichen zehn haben bereits Kinder, zwei von ihnen sind schon Omas. Wenn sich die elf Frauen am Freitagabend treffen, spielen Beruf, Alter und Familie keine Rolle mehr. Dann vergessen sie für ein paar Stunden den Alltag und frönen ihrer großen Leidenschaft.

„I will follow him“, ertönt es zunächst schwebend und zart, dann immer schwungvoller und mitreißend aus elf Kehlen. Die eingängigen Lieder aus dem Musicalfilm „Sister Act“ waren der Anstoß für die Gründung des A-capella-Ensembles im Jahr 2001.
„Ich wollte unbedingt mit einem Frauenchor englische Lieder singen“, erinnert sich Katharina Götz, die den gemischten Chor der Chorgemeinschaft Birnfeld-Nassach dirigiert. Für die Idee eines Projektchores begeisterten sich rasch einige sangesfreudige Damen, teils aus der Chorgemeinschaft, teils aus dem Bekanntenkreis der Sängerinnen. Eine von ihnen sang gerade im Schulchor Lieder aus dem Musical „Sister Act“ und brachte die Noten zu den ersten Proben mit.

Ziel war zunächst ein Auftritt mit drei Liedern bei der traditionellen Serenade im Franziskushof des Schlosses Craheim. Für das Programmheft musste ein Name her. „Da uns auf die Schnelle nichts anderes einfiel, nannten wir uns einfach ,Singing Sisters'“, erklärt Karin Heumann, wie der Frauenchor zu seinem Namen kam.
Also keine elf singenden Schwestern? „Nein“, lacht Heumann, „nur Renate Guthardt und ich sind Schwestern.“ Aber diverse verwandtschaftliche Bande, von Cousinen und Schwägerinnen, Schwiegertochter und -mutter finden sich aktuell denn doch unter den elf Frauen.
Der Funke sprang beim ersten Auftritt der „Singing Sisters“ nicht nur auf das Publikum über. Auch den Sängerinnen machten die modernen Stücke viel Spaß, und so setzten sie ihre Proben fort. Längst sind die Damen inzwischen zu einem festen Programmpunkt bei der jährlichen Serenade auf Schloss Craheim geworden. Popsongs, Musicalhits, Balladen, Jazzklassiker: Chorleiterin Katharina Götz wählt die mehrstimmigen Sätze aus und stellt sie dem Ensemble vor.
Die studierte Instrumentallehrerin für Trompete weiß, was zu ihren Damen passt. „Meistens kommen meine Vorschläge gut an“, sagt sie. Bis jetzt ist sie nur einmal gescheitert. „Den ,Mr. Sandmann' haben wir einfach nicht hinbekommen“, bedauert sie. „Der war zu schräg“, erinnert sich Heumann. „Aber irgendwann schaffen wir den auch noch.“ Wird ein neues Lied einstudiert, spielt die Dirigentin die einzelnen Stimmen erst einmal auf dem Klavier vor. Nicht alle Chormitglieder können Noten lesen. Vier bis fünf Proben braucht es je nach Schwierigkeitsgrad, bis ein Lied erarbeitet ist.
Freitagabend Probe: eigentlich ein idealer Termin, um den Abend gesellig ausklingen zu lassen. Aber daraus wird nichts – zumindest nicht für die Chorleiterin und fünf der Sängerinnen. Denn die Probe mit den „Singing Sisters“ geht für sie nahtlos in die Übungsstunde der Chorgemeinschaft Nassach-Birnfeld über.

Aktuell sind die Stimmen aus Nassach beim Frauenchor in der Mehrzahl: Sie gehören zu Karin Heumann, Michaela Schwappacher, Renate Guthardt, Beate Höchner und Franziska Höchner. Aus Birnfeld kommen neben Chorleiterin Katharina Götz die Sängerinnen Kerstin Winheim und Kerstin Kriebel. Barbara Göpfert und Lea Beiersdörfer reisen aus Fuchsstadt an und aus Schweinfurt gesellt sich Ute Baumeister dazu.
Ein Großteil des Repertoires sind Advents- und Weihnachtslieder in englischer, aber auch in deutscher Sprache. Alle Jahre wieder eröffnen die „Singing Sisters“ die Adventsausstellung des Blumenhauses Heurung in Stöckach und bereichern das Adventskonzert in Aidhausen. Ob bei der Dorfweihnacht in Birnfeld oder beim Weihnachtskonzert in der Nassacher Kirche: Das A-capalla-Ensemble erfreut die Zuhörer mit gekonnt dargebotenem Gesang. Besonders feierlich wird es bei Hochzeiten, Taufen oder Konfirmationen durch die stimmungsvollen Lieder.
Jahr für Jahr verwandeln sich die singenden Schwestern am Samstag vor dem zweiten Advent in singende Nikoläuse. Mit passenden Mützen statten sie seit 2003 der Schweinfurter Fußgängerzone einen Besuch ab – natürlich singend. Ihre „Gage“ spenden sie für einen guten Zweck, sei es an eine soziale Einrichtung oder an einzelne, hilfsbedürftige Menschen.
Neuland betraten die „Singing Sisters“ vor wenigen Wochen mit einem Konzertabend in Nassach. Vor begeistertem Publikum besangen sie mit den „Pr8männern“ aus Bergrheinfeld, die Liebe in all ihren Ausprägungen. Ein Wagnis, denn bis zur ersten und einzigen Probe am Tag vor dem Konzert, wusste keiner der Chöre, was auf ihn zukommt.
Doch das Experiment glückte: Sänger und Publikum waren gleichermaßen hingerissen. „Wir sind einfach auf einer Wellenlänge“, schwärmt Michaela Schwappacher von den Gesangesbrüdern. Noch heute strahlen die Augen der Damen, wenn sie von der gelungenen Veranstaltung berichten. „Die haben perfekt zu uns gepasst“, sagt Karin Heumann im Brustton der Überzeugung.

„And until we meet again“: Das letzte, gemeinsam gesungene Lied habe man als Ohrwurm mitgenommen und die ganze Nacht nicht aus dem Kopf bekommen. Wiederholung in Aussicht? „Warum nicht“, meinen die Sängerinnen. „Wir kommen auch gerne einmal nach Bergrheinfeld“, können sie sich einen Auftritt im Nachbarlandkreis durchaus vorstellen.
Wer nicht bis dahin warten will, kann die „Singing Sisters“ beim Allianzfestival in Aidhausen am 21. Mai oder auf der Serenade im Schloss Craheim am 7. Juli hören.
Die „Singing Sisters“ Die Frauen-Gesangsgruppe aus Nassach/Birnfeld singt a capella und wurde 2001 gegründet. Dirigentin ist Katharina Götz. Aktuell hat die Truppe elf Sängerinnen, deren Repertoire von Popsongs und Balladen über Evergreens und Hits bis zu Weihnachtsliedern reicht. Die „Singing Sisters“ treten bei Konzerten und Serenaden sowie in der Fußgängerzone auf.