Jürgen Horn ist immer wieder überwältigt von der hohen Spendenbereitschaft vieler Tierfreunde. Dankbar erzählte der Vorsitzende des Bamberger Tierschutzvereins beispielsweise von einer alten Dame, die anlässlich ihres 90. Geburtstages gleich 10.000 Euro übergab. Die gleiche Summe in bar habe ein Hundebesitzer auf den Tisch gelegt, der seinen entlaufenden Vierbeiner im Tierheim Berganza am Rothoferweg wiederfand.
So manche Geschichte um die tierischen Lieblinge der Menschen konnte Jürgen Horn am Sonntag wiedergeben, als der Verein gemeinsam mit dem Tierheim Sommerfest feierte. Und zwar zum stolzen 75. Gründungsjubiläum des Tierschutzvereins, dessen ältestes Mitglied schon seit 68 Jahren dabei ist. Rund 1400 Bambergerinnen und Bamberger zählen insgesamt dazu und tragen durch ihre Vereinsbeiträge und Spenden maßgeblich zum Erhalt des Tierheims bei.
Gleichwohl plagen Heimleiterin Samantha Licari finanzielle Sorgen: "Wir müssen uns von Jahr zu Jahr absichern", erklärte sie für ihre zwölf Mitarbeiter und die beiden angestellten Tierärztinnen. Bei allen Unwägbarkeiten sei es aber eine Selbstverständlichkeit, dass es den derzeit 25 Hunden, 150 Katzen, 70 Kaninchen, Wasserschildkröten, Vögeln oder Reptilien an nichts mangelt. Und dass sich das Heimteam bemüht, "ein passendes Tier für jede Lebenssituation an Interessenten zu vermitteln und denen klar zu machen, dass jedes Tier Bedürfnisse hat", wie Licari sagt.

Bedürfnisse, die auch befriedigt werden müssten, was sich viele Leute in der Corona-Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen für Menschen nicht klar gemacht hätten, beklagte die Heimleiterin. Nach dem Ende von Corona "wurden extrem viele Tiere wieder abgegeben, allein die Zahl der Katzen hatte sich im Vergleich zu den Vorjahren auf 900 verdoppelt".
Umso erleichterter ist Licari über die Kampagne "Für die Katz – Gemeinsam Katzenleid beenden", die auf ihre Anregung hin von vier Studentinnen der Uni Bamberg aufgegriffen wurde. Charlotte Breitinger, Katharina Möbius, Yurena Roscher und Helen Weigand haben im Rahmen ihres Masterstudienganges strategische Kommunikation/Kommunikationsanalyse diese Kampagne zur Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für frei laufende Katzen im Raum Bamberg ausgearbeitet. Online sammeln die jungen Frauen Unterschriften (www.openpetition.de), informieren auf Social-Media-Kanälen über Schicksale von Streunerkatzen, die sich unkontrolliert vermehren, meist krank und zum Teil missgebildet sind.
Fast 2000 Unterschriften (genau: 1884), davon 689 aus dem Landkreis Bamberg, füllen bisher die Listen: "Wir wollen kein Bürgerbegehren, sondern so viele Reaktionen wie möglich", betonten die Studentinnen. Denn anders als in 1000 anderen deutschen Städten klaffe in Bamberg eine Gesetzes- beziehungsweise kommunale Verordnungslücke. Die solle Oberbürgermeister Andreas Starke schließen, dem diese Forderung mitsamt Unterschriftenlisten am Fest, dessen Schirmherr er war, überbracht wurden. Starke signalisierte Gesprächsbereitschaft und sicherte einen entsprechenden Termin mit den Akteurinnen zu.
Die Festbesucher hatten sich bereitwillig von Charlotte, Katharina, Yurena und Helen ansprechen lassen und sich ebenfalls in die Listen eingetragen. Lena Morgenroth zum Beispiel zögerte keinen Augenblick damit: "Ist ja für einen guten Zweck, wenn man so sieht, was aus Katzen wird, die nicht kastriert sind", meinte die angehende Krankenschwester am Klinikum, die sich ehrenamtlich im Tierheim engagiert.
Vereinsvorsitzender Horn wusste von einigen Orten im Landkreis Bamberg zu berichten, in denen "die Kastration von frei laufenden Katzen komplett durch ist". Wenn die Stadt Bamberg die Kastrationspflicht einführe, könnten die Bürger dem Tierheim Streuner melden und sich gegen Pfand Katzenfallen ausleihen. Die beiden Ärztinnen von Berganza würden den Eingriff für 30 Euro pro Tier vornehmen – statt für 150 Euro, die niedergelassene Tierärzte verlangen. Die Tiere könnten dann ein, zwei Tage im Heim bleiben, bevor sie wieder ins Freie kämen.