Was in Erinnerung bleiben wird von der Bilanzpressekonferenz der Sparkasse Ostunterfranken am Montagvormittag in Haßfurt, sind weniger die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres, die Vorstandsvorsitzender Peter Schleich als „noch“ zufriedenstellend bezeichnete. Und das, obwohl der Gewinn – anders als die Bilanzsumme – gesunken ist, von 2,5 im Vorjahr auf 1,7 Millionen Euro. Was nachwirkt, ist die Ankündigung, dass das Kreditinstitut zum 1. August dieses Jahres ihre acht kleinsten Filialen schließen wird.
In Obertheres schließt die Filiale Ende 2019
Betroffen sind Standorte im gesamten Landkreis Haßberge: Burgpreppach, Kirchaich, Pfarrweisach, Stettfeld, Untermerzbach, Unterschleichach, Westheim und Wonfurt. Auch die Tage der Filiale in Obertheres sind gezählt, sie wird zum Jahresende 2019 schließen. Und die Sparkassen-Zweigstelle am Haßfurter Krankenhaus wird „perspektivisch“ abgestuft, indem dort kein Personal mehr arbeiten wird, sondern nur noch Selbstbedienungsautomaten stehen werden. Einen genauen Zeitpunkt für diese Umstellung nennt die Sparkasse nicht.
Freikuverts für Überweisungen
Laut Schleich wird die Sparkasse weiter 26 Geldautomaten im Landkreis unterhalten, um ihre Kunden mit Bargeld zu versorgen. In den Ortschaften, in denen sie Filialen schließt, plant die Sparkasse, möglichst in Geschäften vor Ort – etwa in Bäckereien oder Dorfläden – Geldkarten-Terminals anzubieten, an denen sich Kunden, wenn sie dort einkaufen, auch Bargeld auszahlen lassen können. Außerdem soll von den acht Ortschaften aus niemand weiter als fünf bis zehn Kilometer bis zum nächsten Sparkassen-Geldautomat fahren müssen. Kunden, deren bisherige Filiale schließt und die ihre Überweisungen wie bisher in Papierform tätigen möchten, denen möchte das Kreditinstitut Freikuverts zur Verfügung stellen, mit denen sie Überweisungsträger per Post an die Sparkasse schicken können.
Die Gründe, mit denen die Sparkasse die Filialschließung begründet, spielen auch bei der Jahresbilanz 2015 eine Rolle.
Bilanz steht unter positiven Vorzeichen
Diese stand prinzipiell unter positiven Vorzeichen: Die Bilanz nahm im Vorjahresvergleich um 2,1 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro zu, die Kundeneinlagen wuchsen auf 974 Millionen Euro (plus 2,2 Prozent), der Wertpapierumsatz betrug 68 Millionen Euro (plus 10,5 Prozent), das Geldvermögen der Kunden vermehrte sich um 33 Millionen Euro (plus 2,5 Prozent) und die Kundenkredite beliefen sich Ende 2015 auf 685 Millionen Euro (plus 1,6 Prozent). Die Sparkasse zählte im vergangenen Jahr 51 382 Kunden, das sind 61,1 Prozent aller Einwohner des Haßbergkreises. Diese haben 133 690 Konten, 1,4 Prozent weniger als im Jahr zuvor.
In Boomregionen läuft das Geschäft besser
Die Kennzahlen der Bilanz hängen zwar in allen Punkten den Durchschnittszahlen aller bayerischer Sparkassen zurück. Doch dies beunruhigt Schleich nicht. Er erklärt dies damit, dass der Landkreis Haßberge insgesamt weniger stark wächst als Boomregionen, beispielsweise im Großraum München. Dort sind unter anderem Immobilienpreise deutlich höher und entsprechend größer fallen die Kredite aus, die die dortigen Sparkassen vergeben. Die Menschen verdienten dort aber auch mehr und könnten größere Bankgeschäfte abwickeln.
Niedrigzinsen sind das eigentliche Problem
Das eigentliche Problem, das der Sparkasse Ostunterfranken sowie der Branche allgemein zu schaffen macht, seien die andauernde Phase der Niedrigzinsen beziehungsweise die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Diese entwerteten das Sparen der Bank- und Sparkassenkunden, weil diese für ihre Anlagen kaum noch Geld bekommen – mit schweren Folgen, beispielsweise für die Altersvorsorge. Zum anderen leidet das Geschäftsmodell der Kreditinstitute erheblich, weil diese ebenfalls mit Geldanlagen wenig verdienen. Auch das Geld, das das Vermögen der Sparkassen-Stiftung für soziale Zwecke, Kultur und Sport abwirft, wird deshalb weniger. Vergangenes Jahr waren es noch 175 000 Euro.
Kompletter Gewinn fließt in die Rücklagen
Neben massiven Ertragsrückgängen, mit denen Vorstandsvorsitzender Schleich in den kommenden Jahren rechnet, kommen Regularien, die den finanziellen Spielraum der Sparkasse zusätzlich einengen. Vor allem meint er staatliche Vorgaben, die Kreditinstitute zwingen, ihr Eigenkapital zu erhöhen. Deshalb fließt auch der komplette Bilanzgewinn der Sparkasse in Höhe von 1,7 Millionen Euro in die Rücklagen.
Schließungen sparen kosten im einstelligen Prozentbereich
Die Filialschließungen sollen nun dazu beitragen, die Kosten der Sparkasse zu senken. Eine genaue Summe nennt der Vorstandsvorsitzende nicht, nur so viel: Man hoffe, die Sachkosten im einstelligen Prozentbereich zu senken. Die Filialschließungen werden keinem der 271 Mitarbeiter (darunter 17 Auszubildende) den Job kosten, versichert Schleich. Er weist aber zugleich auf mögliche künftige Personaleinsparungen hin.
Bedeutung des Online-Bankings wächst
Zur Entscheidung, acht Filialen zu schließen, trägt laut der Sparkasse eine Untersuchung externer Berater bei. Diese ergab: Die Filialen der Sparkasse Ostunterfranken betreuen im Vergleich zu anderen Instituten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands überdurchschnittlich wenig Kunden. Eine Durchschnittsfiliale hat rund 33 Prozent mehr Kunden. Zudem hat sich das Kundenverhalten geändert. Laut einer Befragung kommen Kunden der Sparkasse Ostunterfranken durchschnittlich nur noch einmal pro Jahr zur Beratung in eine Filiale, kontaktieren zweimal im Jahr ihren Berater und nutzen 24-mal einen Geldautomaten. Dafür nutzen sie pro Jahr 108-mal das Online-Angebote für Bankgeschäfte. Mobile Anwendungen über Smartphone-Apps werden sogar 192-mal genutzt.
Stärkung zentraler Standorte
Das künftige Kerngeschäft der Sparkasse sieht Schleich in der professionellen Bankberatung in größeren Filialen. Diese sollten modern ausgestattet sein, mindestens 15 Stunden pro Woche geöffnet haben und es sollten dort immer mindestens zwei Mitarbeiter präsent sein. Hierfür habe die Sparkasse in den vergangenen Jahren in zentrale Standorte investiert, wie in Hofheim oder Knetzgau.
Ob die Sparkasse weitere Filialen schließen muss, darüber entscheidet laut Schleich in erster Linie die Entwicklung der Zinsen, aber auch das Verhalten ihrer Kunden. Je häufiger diese Bankgeschäfte noch in den Filialen erledigen und sich dort beraten lassen, desto schwerer tut sich die Sparkasse damit, Filialen zuzuschließen.
Sparkasse möchte Bürgerbusse bereitstellen
Um den von den Filialschließungen betroffenen Kunden entgegenzukommen, plant die Sparkasse, die mediale und mobile Beratung auszubauen und ihren Telefon- und Online-Service auszubauen. Wem dies nicht genügt, dem möchte die Sparkasse einen Mobilitätsservice anbieten, in Form von Bürgerbussen, die die Sparkasse gemeinnützigen Trägern zur Verfügung stellt und die auch Bankkunden in nächstgelegene Sparkassen-Filialen bringen.