Mit liebevollen Worten, die die Hospizidee unterstreichen, charakterisiert Konrad Göller das künftige Kinder- und Jugendhospiz Sternenzelt Bamberg: Es solle ein „Lebensort für den Alltag“ sein, ein „zweites Zuhause-Haus“, ein „hilfreicher Ort für betroffene Familien“, eine „zweite Heimat zum Durchatmen“. Der Vorsitzende des Bamberger Hospizvereins führt „richtige medizinische Maßnahmen und multimedizinische Therapien“ an, die natürlich Anwendung finden sollen. Doch da ein Hospiz kein Krankenhaus sei, stehe die Pflege, die Unterstützung „im Fühlen und Denken“ im Vordergrund, die „Anteilnahme durch Berührung, um viel Leben in der Lebenszeit zu schenken“, sagt Konrad Göller.
Die nunmehr 30-jährige Erfahrung des Bamberger Hospizvereins in der Begleitung Schwerstkranker, Sterbender und von deren Angehörigen soll nun auch den künftigen Gästen des Kinder- und Jugendhospizes zugute kommen. Bereits jetzt sorgt der Verein in Kooperation mit der Hospizakademie für die Ausbildung neuer Hospizbegleiter speziell für Kinder, Jugendliche und deren Familien. Ihr Einsatz solle wie in der Palliativstation im Christine-Denzler-Labisch-Haus im festen Rhythmus etabliert werden und ein „individuelles Andocken“ ermöglichen, erklärt Silke Kastner, hauptamtliche Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes. Dazu gehöre, mit den Kindern auch zu spielen, gemeinsam zu kochen oder sich im Garten aufzuhalten: „Die Kinder sind ja nicht nur krank, sondern eben Kinder!“ betont Silke Kastner. Und: „Ein Kinderhospiz ist ein Lebenshaus!“ Es sei nicht die Regel, dass „darin auch gestorben wird“. Wenn es dazu komme, seien die Hospizbegleiter da, die sich auch um minderjährige Geschwister, um Mütter, Väter in ihrer Trauer kümmern.
Professionelle Kräfte
Selbstverständlich garantieren professionelle Kräfte die Pflege, die Therapien, die menschlich-pädagogischen sowie psychosozialen Maßnahmen. Rund 40 Arbeitsplätze werden im Sternenzelt geschaffen. Eine enge Zusammenarbeit mit der Kinderklinik im Klinikum Bamberg ist angestrebt, zumal es im Sternenzelt keine eigenen Ärzte geben wird: „Diese kommen zur Visite von außen“, erläutert Konrad Göller das Konzept.
Wohnappartements für Angehörige
Das Haus ist gedacht zum mehrtägigen oder mehrwöchigen Aufenthalt von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 26 Jahre mit neuropädiatrischen Erkrankungen, Krebs, Schwerstbehinderung mit limitierter Lebenserwartung. Das Hospiz verfügt über zwölf stationäre und vier teilstationäre Aufnahmeplätze sowie zwölf Wohnappartements für begleitende Angehörige. Integriert sind Zimmer für das Zusammensein, zum Spielen und für das gemeinsame Essen, außerdem Räume für Therapie, Pflege, Verwaltung. Auch der Hospizverein findet in dem Gebäude eine neue Bleibe. Entworfen hat es die Arbeitsgemeinschaft der Architekten Mühleisen (Stuttgart) und Seemüller (Bamberg).

Träger des Kinder- und Jugendhospizes ist die eigens gegründete Franken Hospiz gGmbH. Deren drei Teilhaber sind die Sozialstiftung Bamberg (51 Prozent), die Gemeinnützige Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg (25 Prozent) und der Hospizverein (24 Prozent).
Enge Zusammenarbeit
Baubeginn für das Sternenzelt in unmittelbarer Nachbarschaft des Christine-Denzler-Labisch-Hauses, in dem bereits die Palliativstation des Klinikums, der Hospizverein und die Hospiz-Akademie eng zusammenarbeiten, war am Montag. Wenige Tage zuvor gab es einen kleinen Festakt, der die Bedeutung des Projektes als Meilenstein in der Hospizversorgung unterstrich:
Förderbescheid übergeben
Der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek übergab den Förderbescheid für das Kinder- und Jugendhospiz Sternenzelt Bamberg in Höhe von 8,55 Millionen Euro an den Vorsitzenden des Vorstands der Sozialstiftung Bamberg, Xaver Frauenknecht. Im Anschluss daran erfolgte zusammen mit Staatsministerin Melanie Huml, Landrat Johann Kalb, Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Oberbürgermeister Andreas Starke und dem Vorsitzenden des Hospizvereins Bamberg, Konrad Göller, der Spatenstich.
Auszeit für Eltern
„Das Kinderhospiz bedeutet auch eine Auszeit für Eltern, die sich Tag und Nacht kümmern“, betonte Melanie Huml. Ihr galt der besondere Dank von Gesundheitsminister Holetschek und Xaver Frauenknecht: Das Kinder- und Jugendhospiz sei der Verdienst von Melanie Huml, die mit hohem Einsatz und als „talentierteste Fürsprecherin für ein Kinderhospiz“ den Anschub gegeben habe.
Deutschlandweit gibt es nur 15 stationäre und zwei teilstationäre Kinder- und Jugendhospize. In Bayern befindet sich bisher lediglich im südbayerischen Raum in Bad Grönenbach ein Kinderhospiz. So spiele deshalb Bamberg eine wichtige und zentrale Rolle für die Versorgung im nordbayerischen Raum, betonte Oberbürgermeister Starke.
Xaver Frauenknecht nannte die veranschlagte Gesamtsumme für den Bau: 12,1 Millionen Euro sind für das „Sternenzelt Bamberg“ eingeplant. Erste Mitarbeiterinnen seien bereits für die Pflege gewonnen worden und absolvierten entsprechende Schulungen. Die geplante Inbetriebnahme ist das zweite Quartal 2023.