Weihnachtskrippen kennt jeder. Passionskrippen sind seltener. Sie erzählen die Leidensgeschichte Jesu, zu der die österliche Hoffnung auf Auferstehung gehört. Der Verein "Bamberger Krippenfreunde" hat in den 1990er-Jahren als deutschlandweit erster Verein den fast vergessenen Brauch wieder belebt, Passionskrippen zu bauen und auszustellen. Bis 2019 gab es ununterbrochen jährlich eine Präsentation in der Maternkapelle im Domgrund: "Einzigartig in Deutschland", weiß Vereinsvorsitzender Marcus Gessner.

So ist es für ihn und die etwa 300 Vereinsmitglieder eine Ehre und Selbstverständlichkeit, nach drei Jahren Corona-Zwangspause 2023 wieder eine Passionskrippenausstellung mit Exponaten aus Privatbesitz zu zeigen. Schriftführer Michael Suffa hat diese organisiert und lädt mit Gessner zu einer spirituellen Reise durch die Karwoche und zu Ostern ein. Wobei auch Freunde der Volkskunst voll auf ihre Kosten kommen: Die Figuren von Bamberger Holzschnitzern wie Franz Bauer, Walter Hamatscheck oder Max Huscher – allesamt hochwertige Unikate – überzeugen mit Ausdrucksstärke und Qualität.
Keine bunte Fröhlichkeit
Stille oder ernste Krippen werden die Passionskrippen auch genannt, wie das aktive Vereinsmitglied Wilfried Kuntke erzählt. Der 82-Jährige, der selbst die Kulisse für die Szene "Jesus und die zwei Schächer am Kreuz" beigesteuert hat, verweist auf die Leidensgeschichte Jesu. Diese vertrage sich nicht mit der bunten Fröhlichkeit, wie sie die bekannteren Weihnachtskrippen ausstrahlen. Kuntke baut selbst bevorzugt Passionskrippen: "Sie sind von den 30 möglichen Darstellungen her ertragreicher als Weihnachtskrippen mit ihren vier, fünf Szenen."

Was sich jetzt in den beleuchteten Schaukästen der Maternkapelle darbietet, ist das Neue Testament auf eindringliche Weise. Auch der nicht so bibelfeste Besucher staunt über die liebevollen Details der Figuren und Kulissen. Der Einzug in Jerusalem, das Letzte Abendmahl, der Judaskuss im Garten Gethsemane, Jesus vor Pilatus, der Gekreuzigte auf Golgatha, die Beweinung Jesu, der Auferstandene oder die Emmausjünger: "Man kann beim Betrachten die Fantasie spielen lassen", sagt Marcus Gessner zu diesen alles andere als "heimeligen Szenen".
Während der Öffnungszeiten der Maternkapelle stehen Vereinsmitglieder bereit, um Fragen der Interessenten zu beantworten. Diese tägliche Präsenz abzudecken, bedeutet für die Bamberger Krippenfreunde einen gewissen Kraftakt. Denn jüngere und rüstige Mitglieder sind in der deutlichen Minderheit im Verein: "Die Überalterung bereitet große Probleme, und wie jeder Verein haben wir Nachwuchssorgen, Jüngere sind nicht bereit, sich an einen Verein zu binden", beklagt Vorsitzender Gessner. "Uns fehlen fitte Rentner mit Zeit", erklärt er. Außerdem müsse in diesem Jahr der Vereinsvorstand neu gewählt werden. Doch es gebe keine Kandidaten.
Neuer Krippenbaukurs startet
Dazu komme die finanzielle Situation des Vereins nach den drei Corona-Jahren ohne jegliche Unterstützung. "Die Miete für unsere Krippenbauschule in der Siechenstraße lief aber weiter", so Gessner. Da sei es ein Lichtblick, dass der Ende April 2023 startende neue Krippenbaukurs mit Roland Haderlein "nach reger Nachfrage fast ausgebucht ist".
Marcus Gessner hofft, dass die Passionskrippenausstellung den einen oder die andere anregt, dem Verein beizutreten. Er nennt die Kontaktdaten für Interessierte: Tel.: (0951) 70042957, E-Mail krippenfreunde-bamberg@gmx.de. Man kann sich auch während der Ausstellung bei der Aufsicht in der Maternkapelle melden.
Öffnungszeiten: Die Passionskrippenausstellung in der Maternkapelle ist vom 1. bis 16. April täglich von 14 bis 17 Uhr geöffnet, Karfreitag bereits ab 7 Uhr.
