Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Dieses Sprichwort können die Mitglieder der Feuerwehr Ebern in diesen Tagen unterschreiben. Nachdem ein 25 Jahre alter Feuerwehrmann mit dem neuen Löschfahrzeug der Feuerwehr Ebern am vergangenen Samstag bei Bramberg verunglückt ist (unsere Zeitung berichtete), schlägt den ehrenamtlichen Helfern vor allem in Internetforen Hohn und Häme entgegen. Zu dem Schock über das schwer beschädigte Einsatzfahrzeug kommt nun der Schock, wie anonyme User im Nachhinein über das Unglück spotten.
Nicht nur in Feuerwehrkreisen sorgen vielfältige Äußerungen diesbezüglich für Unverständnis. Auf der Website der Tageszeitung „Bote vom Haßgau“ sind unter der Rubrik „Franken“ bis Freitagmorgen 32 Kommentare zu dem Unfall zu finden. Während in einigen zum Ausdruck kommt, dass zum Glück nur Blechschaden entstanden ist, finden sich auch hämische Kommentare. Manche waren so weit unter der Gürtellinie, dass sie die Online-Redaktion löschen musste, weil sie gegen die „Netiquette“ oder die AGBs verstießen.
Bei einer Einweisungs- und Übungsfahrt kommt es am Samstag vor Heiligabend zwischen Bramberg und Jesserndorf zu dem Unfall. Beim Versuch, einem entgegenkommenden Kleinbus der Feuerwehr Jesserndorf auszuweichen, kommt der 25 Jahre alte Fahrer mit dem Löschfahrzeug auf das Bankett. Das Gefährt gerät außer Kontrolle. Es stößt gegen eine Sandsteinbrücke und kippt fast schon im Stehen auf die rechte Seite, wo es an einer Baumgruppe schwer beschädigt liegen bleibt. Alle vier Insassen bleiben unverletzt. Besonders tragisch: Das Löschfahrzeug war nagelneu.
„Zu blöd, um Lkw zu fahren, wer Hirn hat, fährt mit einem Lkw nicht ins Bankett“, macht sich User „Mexx“ lustig. „Wenn man schon ein Allrad-Fahrzeug ins Bankett lenkt, dann fährt man nicht hektisch weiter und versucht panisch, wieder da raus zu kommen, sondern hält an und schaltet die Allradfunktion ein. Damit schafft es auch der dümmste Lenker wieder auf festen Boden“, weiß es „winnem“ besser. „Der Fr@nke“ schreibt: „Der Weihnachtsmann hat bestimmt ein schönes neues Spielzeug für die Feuerwehr dabei.“
Bei der Feuerwehr Ebern will man sich zu einzelnen Kommentaren in den Internetforen nicht äußern. „Mit Interesse habe ich die Kommentare der Leser zur Kenntnis genommen“, sagt 1. Kommandant Markus Appel auf Anfrage unserer Zeitung. „Ich möchte den Sachverhalt an sich nicht kommentieren, dies erscheint mir nicht zweckdienlich.“
„Wohin es führt, wenn man engagierte Menschen, die ihre Freizeit für das Funktionieren der Allgemeinheit, ihre Gesundheit zum Schutz der Bevölkerung aufs Spiel setzen, beleidigt und unqualifiziert angeht, kann ich nur vermuten“, sagt Markus Appel.
Sebastian Stastny, 3. Bürgermeister der Stadt Ebern, warnt davor, derartige Ereignisse wie einen Unfall im Internet mit Häme zu kommentieren. „Klar ist es ärgerlich, dass es zu diesem Unfall mit dem Schaden am neuen Feuerwehrfahrzeug gekommen ist“, macht Stastny deutlich. „Das Wichtigste ist, dass keine Menschen verletzt worden sind. Es gibt Schlimmeres als kaputte Autos.“ Und weiter: „Versetzt man sich in die Lage des Fahrers und der Insassen, ist die Sache weder lustig, noch etwas, worüber man herziehen sollte. Schon gar nicht anonym im Internet.“ Entweder man stehe zu seiner Meinung, oder man lasse es. Stastny: „Wer hier lieber unerkannt bleibt, disqualifiziert sich selbst. Unfälle oder andere unangenehme Situationen können jedem passieren.“
Das weiß auch Karlheinz Vollert, 1. Kommandant der Feuerwehr Hofheim. Ihm ist ein ähnliches Missgeschick mit einem Löschfahrzeug vor rund zehn Jahren passiert. Damals saß er als Maschinist am Steuer eines Feuerwehr-Lkws und wollte bei Kleinsteinach in eine Wiese abbiegen. Er kam mit den Rädern an einer Böschung auf einen zugeschütteten Graben, das Löschfahrzeug sackte ein, stürzte zum Glück aber nicht um. Der Schaden blieb gering. „Da versuchst du krampfhaft, das Fahrzeug wieder zurück auf die Straße zu bekommen, statt stehen zu bleiben “, erinnert sich Vollert an die Schrecksekunden von damals. Auch er musste sich danach Spott anhören. „Da braucht man Rückhalt von den eigenen Feuerwehrkollegen“, sagt der Kommandant.
Er und seine Kollegen waren von dem Unglück ihrer Eberner Kollegen schockiert. Dem 25 Jahre alten Fahrer wünscht Karlheinz Vollert, dass er sich wegen des Unfalls nicht entmutigen lässt und seinen Feuerwehrdienst weiterhin engagiert wahrnimmt.
Ähnlich wie das auch einige Kommentatoren in den Internetforen machen. „Kopf hoch“, schreibt „glossa“: „Liebe Feuerwehrkameraden aus Ebern, wichtig ist, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Materiellen Schaden kann man ersetzen.“ Und „watchdog“ bringt es auf den Punkt: „Es sollte uns alle traurig stimmen, dass das neue Auto hin ist, aber davon geht die Welt nicht unter. Ich danke auch dem Crashfahrer, dass er seine Freizeit für diese gute Sache opfert und seine Knochen für unser aller Sicherheit hinhält. Auch er könnte unser Leben retten!“