Inschriften in Stein – gemeißelt oder in Holz eingekerbt – werden lebendig, wenn Heimat- und Familienforscher sie lesen, auslegen und Zusammenhänge erkennen können. Wie der Zeiler Heinrich Weisel.
Ein solches Beispiel veranschaulicht ein Grabmal aus schwarzem Granit der Haßfurter Familie Biller. Um 1931 wurde es vom Steinmetzbetrieb Niebling in Zeil gestaltet und im Alten Friedhof an der Ritterkapelle als Breitstein für die Doppelgrabstelle der Billers errichtet.
Ein historisches Foto um 1931 aus dem Privatarchiv von Weisel zeigt die Meisterwerkstatt der Nieblings, in Zeil, wohl alle Mitarbeiter und das gerade zum Abschluss gebrachte erwähnte Grabmal. Ein Metallkreuz, Sinnbild für Leiden, Sterben und Auferstehung Christi bekrönt den Stein. Durch Gottes Hilfe hoffen die gläubigen Hinterbliebenen auf ein Weiterleben mit den Verstorbenen und auf ein Wiedersehen nach dem eigenen Tod.
Eine Blumenranke teilt das Grabmal. Heinrich Weisel beschreibt auch die abgebildeten Steinmetze. Zu sehen ist Mitarbeiter Franz Scheuring mit einem Stechzirkel als Messwerkzeug in der Rechten.
Der „Balzer“
Nicht zu übersehen mit einem Hut auf dem Kopf ist der Steinmetzmeister und Chef des Betriebs: Balthasar Niebling, auch „Balzer“ von den Zeiler Mitbürgern genannt (1875–1952). Als Autorität im Betrieb liefen bei ihm die Fäden zusammen. So hält er vielleicht eine Planskizze in der linken Hand, während er sich an einen Holzständer des Daches anlehnt.
Linksstehend: Sohn Georg mit dem Holzklüpfel in der Hand. Zur Rechten gestaltet Sohn Heinrich eine Grabinschrift. Da er mit einer Beinamputation aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkam, konnte er nur noch leichtere Bildhauerarbeiten ausführen.
„Ruhestätte Familie Biller“ und darunter die Lebensdaten des 1924 verstorbenen Anton Biller sind in den Granitstein gehauen. 1948 wurde seine Ehefrau hier bestattet. Sie waren die Urgroßeltern der heute in Haßfurt lebenden Nachkommen Leonhard Biller und Juliane Holzinger, geborene Biller, und wohnten mit ihren Kindern in der Unteren Vorstadt in Haßfurt. Sie lebten von einem landwirtschaftlichen Betrieb. Gleichzeitig arbeitete Vater Anton in der benachbarten Brauerei Hiernickel.
Die später folgenden Inschriften des Grabsteines benennen die Großeltern Leonhard und Julie Biller. Sie bauten in den Nachkriegsjahren Mühle und Sägewerk weiter aus (heute „Obere Mühle“ 1). Hier hat auch das Generationen-Grabmal seit etwa 1980 einen angemessenen Platz gefunden, nachdem die Ruhestätte im Alten Friedhof an der Ritterkapelle aufgelöst wurde.
Der Name Niebling
Nach den Feststellungen und Recherchen des Heimatforschers Heinrich Weisel trat der Name Niebling erstmals 1738 in Zeil auf. Ein Maurer Johann Georg Niebling aus Untererthal bei Hammelburg heiratete in der Zeiler Pfarrkirche. In seinem Heimatort gab es bereits 1627 einen Steinmetz, und 1664 waren es bereits fünf Familien Niebling.
Drei Familienväter davon waren ebenfalls Maurer. Maurer waren zu dieser Zeit gleichfalls als Steinmetze ausgebildet.
Die drei Bände des Zeiler Forschers „Die Zeiler Steinhauer im 17. und 18. Jahrhundert“ geben einen Einblick in die Geschichte des Steinmetzes oder Steinhauers in der Region – eine historische Fundgrube mit genauen Daten und Ereignissen einer Zeitepoche.