Spurensuche in der Geschichte der Juden in Memmelsdorf bei Untermerzbach: Das Seniorenforum im Dekanat Haßberge, Bereich Ebern, hatte die Leiter/innen der pfarrlichen Seniorenkreise zu einer Erkundung der dortigen Synagoge eingeladen. Dekanats-Vorsitzender Bruno Deublein begrüßte insgesamt 14 Personen, besonders aber Herbert Becker, den zweiten Vorsitzenden des Fördervereins Synagoge Memmelsdorf e. V., der auch der Eigentümer der Synagoge ist.
Zunächst versammelte man sich vor dem mächtigen, spätbarocken Bau mit quadratischem Grundriss (circa 13 mal 13 Meter) aus dem Jahr 1729, den der würzburgische Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau errichten ließ. Der Bau stellt laut Becker eine typische Synagoge des Landjudentums dar. Im Jahr 1810 waren annähernd 50 Prozent der Dorf-Bevölkerung Juden.

Bevor die Senioren aus dem Dekanat die Synagoge betraten, erklärte Becker den Chuppa-Stein an der Südostseite. Dort zerbricht in der jüdischen Trauungszeremonie unter einem Baldachin der Bräutigam ein Glas. In der Mitte des Steins befindet sich ein Stern in dessen Mitte eine Inschrift mit der Abkürzung für „Viel Glück“ zu sehen ist.
Durch den Fraueneingang betrat man den Informationsraum. Hier berichtete Becker von der Verbreitung der Juden in Deutschland. Er informierte auch über die Architektur der Synagoge, jüdische Feste und jüdischen Alltag. So waren viele Juden Viehhändler und Hausierer, nur ein kleiner Teil war Handwerker.
Zufälle ereigneten sich. Im Dachgebälk fand man eine Genisa (einen hölzernen Schrein) mit vielen Schnipseln, auf denen hebräische Schriften zu sehen sind. Auch einen Toramantel mit eingestickten Abkürzungen entdeckte man, er ist in einem Schrein zu bewundern.

Über eine Treppe gelangten die Besucher in den Hauptraum der Synagoge. Nun standen sie in einem fast leeren Raum. Herbert Becker schien ihre Gedanken erraten zu haben. Denn er betonte, man habe nichts restauriert, renoviert oder neu eingerichtet. Der Raum solle seine Spuren erzählen, indem der Besucher nachforsche.