Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

KREIS HASSBERGE: Steigerwald auf hoher See

KREIS HASSBERGE

Steigerwald auf hoher See

    • |
    • |

    Erste Maßnahmen, den nördlichen Steigerwald touristisch zu erschließen, reichen bis ins Jahr 1914 zurück, als die eben gegründete Haßfurter Sektion des Steigerwaldklubs mit der Markierung eines 32 Kilometer langen Wanderwegs begann, um damit das Wandern im Steigerwald zu fördern. Am Haßfurter Bahnhof ließ der Club eine Info-Tafel mit den markierten Routen aufstellen. Mit besonderem Interesse wurde der Eröffnung der Postautoverbindung Haßfurt-Zell-Kirchaich entgegengesehen, von der man sich eine bedeutende Hebung des Touristenverkehrs im nördlichen Steigerwald erhoffte.

    1928 berichtet die Presse über „großen Kurbetrieb“ im sonst so stillen Steigerwalddörfchen Dankenfeld. Über 60 Sommerfrischler aus Sachsen und Thüringen gehörten zu den Sommergästen. „Unsere waldreiche Gegend mit ihrer ozonreichen Luft bildet für den abgespannten Großstädter die beste Erholungsstätte“, warben die Dankenfelder. Außerdem hatte Bürgermeister und Brauereibesitzer Kerkel hinter seinem Anwesen ein prächtiges Schwimmbad erbaut, das bei den Gästen großen Anklang fand. Die moderne Badeanlage galt als Attraktion, über die nicht einmal größere Orte im Landkreis Haßberge verfügten. Sie wurde bald zum Lieblingsaufenthalt der Bamberger, denen eine Fahrt nach Dankenfeld lohnend schien. In der näheren Umgebung waren 1932 auf den Spazierwegen bereits 80 Ruhebänke aufgestellt worden.

    In Eschenau beabsichtigte 1932 der Gastwirt Geiger, ein ehemaliger Bergmann aus dem Ruhrgebiet, das Dorf zu einem Erholungsort für kranke Bergleute auszubauen.

    1937 erklärten die Behörden den sechs Kilometer langen Böhlgrund bei Zell zum Naturschutzgebiet. Ebenso wurde der Rohrsumpf bei Oberschwappach wegen seines Reichtums an seltenen Orchideen und Pilzen unter Naturschutz gestellt.

    Als begeisterter Förderer des Steigerwalds erwies sich der 1924 verstorbene Oberst Johann Ludwig Klarmann aus Dankenfeld. Er machte sich um die geschichtliche Erforschung des Steigerwalds verdient. Lange Jahre stand er an führender Stelle des Steigerwaldklubs. Beizeiten erkannte er, dass der Steigerwald geeignet sei, ein bevorzugter Aufenthaltsort für Erholungsbedürftige zu werden und brachte zu diesem Zweck mehrere Publikationen heraus.

    Nach dem Krieg gab es 1951 erneut Bemühungen, dem Fremdenverkehr neue Impulse zu geben. Ursprünglich hatte man als Einzugsgebiet die Räume Nürnberg, Bamberg, Schweinfurt und Würzburg im Blick. Als dann West-Berlin durch den Kalten Krieg zu einer Inselstadt wurde, erhielt der Steigerwald eine große Bedeutung als Erholungsgebiet für die Menschen der geteilten Stadt. 1957 kamen die ersten Feriengäste von der Spree in den Steigerwald. Sie fanden, was die in Berlin verbreiteten ersten Werbeprospekte versprachen: Dass man auf schmalen, einsamen Waldwegen stundenlang die schönsten Buchenwälder Bayerns durchwandern könne.

    Die Ansprüche - auch im Bezug auf die Ausstattung der Fremdenzimmer - waren verglichen zu heute ziemlich bescheiden. Die Investitionen sahen vor allem Ruhebänke und Wanderwege-Markierungen vor. Landrat Heurung gab die Losung aus: "Erst dienen, dann verdienen."

    Für eine kurze Zeit war der Untersteinbacher Fremdenverkehrsverein unter Leonhard Ott erfolgreich. Der konnte die Gäste schon allein dadurch begeistern, dass er sie zu Brotzeiten in den Wald einlud.

    1958 taufte man einen in Unterschleichach aufgestellten Wegweiser nach Berlin mit Spreewasser aus der alten Hauptstadt. Im Sommer 1959 traf zum sechsten Mal ein Omnibus mit Feriengästen aus West-Berlin ein und der 1000. Berliner Feriengast konnte begrüßt werden. In Neuschleichach verzeichnete man sogar die Namen der ersten fünf Urlauber-Familien auf einer Ehrentafel, die heute noch vorhanden ist. Initiator war das Reise- und Verkehrsbüro Krebs und Drescher aus Unterschleichach. Seiner Initiative ist es mit zu verdanken, dass die Berliner das Urlaubsgebiet Steigerwald aufsuchten. Auch später war der Busunternehmer an der Vermittlung von Urlaubern aus Berlin und anderen Städten in den Steigerwald beteiligt. Auf Anregung des Landtagsabgeordneten Heiner Schneier benannte der Bezirk Spandau 1964 einen Weg nach dem Steigerwald. Aus dem Weg wurde bald die "Steigerwaldstraße".

    Sehr günstig beeinflusste die "Spree-Athener", dass der Landkreis Haßfurt zwischen 1956 und 1969 insgesamt 541 Ferienkinder aufgenommen hatte. Die teilweise unterernährten Kinder wurden von den Einheimischen geradezu gemästet. Ein Bub trat mit 18 Pfund Mehrgewicht die Rückreise an. Vor diesem Hintergrund warb der Steigerwald 1965 ganz gezielt in West-Berlin um Feriengäste.

    Vor dem Fremdenverkehrsverein Steigerwald nannte 1962 der Haßfurter Landtagsabgeordnete Franz Elsen die Erschließung der Steigerwaldheimat ein wichtiges Ziel. "Weil wir unsere Heimat lieben, sollten wir sie auch anderen zeigen." Die nur 364 Einwohner zählende Gemeinde Unterschleichach kam damals jährlich auf 15 000 Übernachtungen.

    Eine Arbeitsgruppe stellte 1970 erste Überlegungen für einen Naturpark und Naherholungsgebiet Steigerwald an. Die Initiative ging von den Landräten von Gerolzhofen und Haßfurt aus. Parallel dazu lief ein Programm der Staatsforstverwaltung mit etwa den gleichen Zielen, das Gebiet als Erholungsgebiet zu fördern und Tier- und Pflanzenwelt zu pflegen und zu schützen. Außerdem standen der Bau und die Unterhaltung von Straßen, Wanderwegen, Parkplätzen und Lehrpfaden auf der Wunschliste. Vieles hat sich seitdem getan. Das Gebiet des nördlichen Steigerwalds wird von Städten, Gemeinden, Verbänden und Touristik-Einrichtungen intensiv betreut und auch beworben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden