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Steine erzählen von Mord und Totschlag

Haßbergkreis

Steine erzählen von Mord und Totschlag

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    Ab dem 13. Jahrhundert wurden die Kreuze an Wegrändern aufgestellt, teilweise auch mitten in die Natur gesetzt. Wobei die heutigen Standorte oft nicht mehr die Originalplätze sind, meist sorgte die Flurbereinigung für neue Stätten.

    Vier Erklärungen gibt die Fachliteratur für Steine einer vergangenen Epoche. Am spektakulärsten ist sicherlich das Sühnekreuz, das als Sühne für einen Mord errichtet wurde. Ähnlichkeit damit hat auch die zweite Deutung, die von Gelübden ausgeht. Die Kreuze stehen außerdem zur Erinnerung an einen ungewöhnlichen Unfall. Völlig harmlos ist Deutung Nummer vier: Es handele sich um Grenz- oder Rechtskreuze.

    Forscher schätzen, dass mehr als zwei Drittel aller Steinkreuze allein im vergangenen Jahrhundert verloren gingen. 5000, davon 2000 in Bayern, sollen es noch im deutschsprachigen Raum sein. Auch im Landkreis Haßberge finden sich die kleinen Kunstschätze, wenn auch hier schon Verluste feststellbar waren. Kreisheimatpfleger Eberhard Lorenz, Paul Berthel und Max Breitwieser haben sich auf die Suche nach den Steinen und ihren Geschichten gemacht und wurden fündig.

    1974 fand eine Schulklasse in der Rügheimer Flur einen verwitterten großen Stein, über den buchstäblich Gras gewachsen war. Auf dem über zwei Meter großen, grob behauenen Stein türmten sich Strohreste, Gestrüpp und sonstiger Unrat. Die Rügheimer legten den Stein frei und stellten ihn am Dreizipfel in der Nähe des heutigen Landhotels wieder auf.

    Gleich vier Geschichten ranken sich um dieses im Volksmund "Mordstein" genannte Kreuz. Alle Versionen drehen sich um Bluttaten und tödliche Streitausgänge. Da sind es zwei Bettler, die sich im Streit um ihre Tageseinnahme gegenseitig erstachen. Dann gibt es die Version von zwei Metzgerburschen aus Königsberg, die in Rügheim einen Ochsen gekauft hatten. Der Unehrlichere von ihnen wollte seinen Meister betrügen, woraufhin ein Kampf ausbrach und sie sich mit ihren Metzgermessern erstachen. Ähnlich auch diese Fassung: Der Metzgergeselle, der in Rügheim ein Stück Vieh holte, begegnete einem Fremden, der ihm die Geldkatze raubte und ihn erstach. Und die vierte Geschichte erzählt von einem Postboten, dem auf dem Weg von Junkersdorf nach Rügheim ein Reiter nachtrabte und ihn nötigte, sich hinter ihm aufs Pferd zu setzen, und ihm beim Aufsteigen ein Messer in den Leib rammte und tötete.

    Die vier Versionen haben manche Gemeinsamkeit, wie zum Beispiel das Messer. Verbrieft ist jedoch keine der Geschichten, weswegen Paul Berthel immer wieder darauf hinweist, dass die Geschichten rund um die Kreuzsteine Sagen sind. Sage kommt nun einmal von sagen, erzählen und hat damit nicht unbedingt Anspruch auf Wahrheit.

    In der Kimmelsdorfer Flur oberhalb des Triftweges kündet ein einfaches Steinkreuz, das im Jahre 1957 am gleichen Ort wieder aufgerichtet und im Boden einbetoniert wurde, von einem schlimmen Geschehen während des Dreißigjährigen Krieges. Ein Bauer soll hier plötzlich einem Soldaten gegenüber gestanden haben, der sein Schusseisen auf ihn anlegte. Der Schuss verfehlte den Landmann und dieser erschlug den Soldaten mit seiner schweren Reuthacke. Zur Sühne soll er dann den Stein errichtet haben.

    Nicht nur Männer, auch Frauen mordeten. So in Reckertshausen. Am Flurweg nach Rottenstein sollen zwei Landfrauen beim Futterschneiden mit Sicheln aufeinander losgegangen sein und sich tödlich verwundet haben. Beim Kreuz an der Kohlplatte in Ermershausen ist es sogar der Friedensbote, der irrtümlich umgebracht wurde. Die Turmwache erspähte ihn, hielt ihn für einen fremden Soldaten und knallte ihn kurz vor der Ortschaft nieder.

    Weniger blutrünstig ist dagegen der vermutete Ursprung des Scheibenkreuzsteines in der Wüstung Gerlachsdorf in der Nähe von Königsberg. Dort soll das Kreuz an einen Unfall durch ein stürzendes Gefährt oder malmendes Rad in einem Hohlweg erinnern. Es sind diese Geschichten, die die Steine heute noch zum Mythos werden lassen.

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