Günther Werner muss sich fürchterlich aufregen. Gerade haben die Mitglieder des Zweckverbandes "Fundtier Landkreis Haßberge" über einen Antrag der Tierschutzinitiative beraten, die das Tierheim des Landkreises im Knetzgauer Gemeindeteil Zell betreibt. Deren Vorsitzende Britta Merkel möchte an diesem Tierheim ein zusätzliches Gehege errichten, 120 Quadratmeter groß und vier Abteilungen umfassend, in dem bis zu zehn Waschbären Platz finden können. Dafür erhält sie vom Tierschutzbund 10 000 Euro Förderung, 20 000 Euro muss der Verein selber aufbringen.
Die TI-Vorsitzende hat nämlich zu Hause zwei Waschbären, die in ihrer Wohnung nicht mehr zu halten sind. Nun sollen die possierlichen Tierchen im Tierheim einziehen. Nicht nur der Kreisstadt-Bürgermeister sieht darin ein absolutes No-Go. Da Waschbären eigentlich aus Amerika stammen und hierzulande als sehr anpassungsfähige Jäger eine Gefahr für heimische Wildtiere darstellen, hat die EU sie auf die Liste invasiver Arten gesetzt, die bekämpft werden müssen.
Natürlich lässt die TI-Chefin ihre Jungtiere nicht einfach abknallen, wie es die EU-Richtlinie eigentlich vorsieht. Auswildern ist aber auch nicht möglich, da gesetzlich verboten. Also bekommen die Waschbären quasi ihren Privatzoo in Knetzgau. Mit Wasserbecken, Wasserlauf sowie Gebüschen und Bäumen soll das Domizil auch nicht gerade spartanisch ausgestattet werden - eher bärig eben.
Ach ja, Günther Werner wurde überstimmt. Die Waschbären bekommen ihre Vier-Zimmer-Luxussuite mit Vollpension auf Lebenszeit. Das wären in freier Natur zwei bis drei Jahre, in Gefangenschaft bis zu 20 Jahre. Die Abteile sollen - wenn nötig - auch anderen Wildtieren zur Verfügung stehen. Man darf gespannt sein, wann die ersten vom Schweinepestabschuss bedrohten Wildschweine oder von Tollwut gefährdeten Füchslein im Zeller Streichelzoo um Obdach bitten.