Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

HASSFURT: Susanne Kastner und Dorothee Bär im Jugendzentrum

HASSFURT

Susanne Kastner und Dorothee Bär im Jugendzentrum

    • |
    • |
    Dorothee Bär und Susanne Kastner stellen sich im Jugendtreff Dragon in Haßfurt den kritischen Fragen der Jugendlichen. Unser Bild zeigt die beiden Bundespolitikerinnen mit einem Mädchen aus dem Dragon.
    Dorothee Bär und Susanne Kastner stellen sich im Jugendtreff Dragon in Haßfurt den kritischen Fragen der Jugendlichen. Unser Bild zeigt die beiden Bundespolitikerinnen mit einem Mädchen aus dem Dragon. Foto: FOTO MatThias Steinbrecher

    Als sich die beiden Politikerinnen schon vom Tag ein wenig erschöpft in die bereitgestellten Sessel auf dem Podium fallen lassen, ist draußen vor der breiten Fensterfront des Jugendtreffs gerade die Sonne hinter dem Main versunken. Drinnen sitzen etwa 25 Jugendliche in den Stuhlreihen. Einigen sieht man am Hemdkragen an, dass sie sich häufiger mit Gesellschaft und Politik beschäftigen müssen.

    Die vorderste Reihe ist leer geblieben. R. stößt erst ein paar Minuten später zu seinen Freunden, die es sich in ihren Hip-Hop-Klamotten in der letzten Reihe bequem gemacht haben. Da hat Dragon-Leiterin Carmen Müller schon längst erklärt, dass die Jugendlichen ihre Fragen sowohl direkt stellen oder auf einen Zettel schreiben und vorlesen lassen können.

    Einige sind bereits gefallen. Ein Mädchen möchte wissen, wie man Politikerin wird und wie sie später Familie und Beruf unter einen Hut bekommen soll, eine andere fragt, wer Schuld daran trägt, dass in Deutschland Terror und Islam so oft als ein- und dasselbe dargestellt werden. Ein Junge schließlich interessiert sich dafür, was die beiden Politikerinnen von der verkürzten Gymnasialstufe G8 halten – große Themenvielfalt also.

    Zwei Stunden für den Klimaschutz

    Dann meldet sich noch hinter der Reihe der Jungs in ihren Straßenoutfits ein blondes Mädchen mit gerade geschnittenem Pony. „Was tun Sie denn für den Klimaschutz“, will sie wissen.

    „Da könnte ich jetzt einen zweistündigen Bericht liefern“, lacht Susanne Kastner. Das manche Konzernchefs und Politiker die Verschmutzung der Atmosphäre durch mehr Atomkraftwerke aufhalten wollen, hält sie für Augenwischerei. Für Dorothee Bär ist es allerdings kein Fortschritt, wenn nach dem Atom-Ausstieg der Strom für Deutschland in einem unsicheren tschechischen Reaktor produziert wird. Susanne Kastner schüttelt energisch den Kopf. Irgend jemand müsse schließlich den Anfang machen. Ein Ausstieg vom Atom-Ausstieg komme nicht in Frage.

    „Warum stresst Ihr Euch?“

    Die nächste Frage kommt aus der letzten Reihe: „Warum stresst Ihr Euch da vorne eigentlich die ganze Zeit? Könnt Ihr nicht einfach zusammen arbeiten?“ Da müssen auch die Politikerinnen lachen. „Wir verstehen uns eigentlich ziemlich gut aber wenn jeder von uns zu einem Problem verschiedene Lösungen sieht, dann diskutieren wir eben so lange darüber, bis Eine die Andere überzeugt hat oder wir einen Kompromiss gefunden haben.“ Während die meisten Zuhörer im Raum nicken, schauen die Jungs hinten ausnahmslos kritisch drein, sagen aber nichts.

    „Das waren doch alles Streberfragen“, sprudelt R. nach der Veranstaltung los. Einer der Kollegen nickt. Die wirklichen Probleme lägen doch woanders. Sein Freund Festim zum Beispiel warte seit langem auf einen deutschen Pass. Weshalb, wisse er nicht. Dass die beiden Bundestagsabgeordneten Festim und ihm helfen könnten, glaubt R. nicht.

    „Ich habe die neunte Klasse einmal wiederholt, dann ein Jahr in einer Maßnahme verbracht, nur um die Zeit zwischen Schule und Ausbildung zu überbrücken. Dabei war ich in Mathe immer gut“, sagt R. In einer Fördermaßnahme macht er nun eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Dafür gibt es 200 Euro im Monat. Weil es in der Berufsschule gerade nicht so läuft, wollte R. vor Kurzem Nachhilfe nehmen. Schnell habe man ihm eröffnet, dass der Kurs für ihn monatlich 100 Euro kosten würde – weil er nicht in einem regulären Ausbildungsverhältnis steckt.

    „So ist das hier“, macht R. seiner Enttäuschung Luft. Doch gefragt hat er trotzdem nichts. „Das mit der Politik passiert doch alles nur fürs Fernsehen“, sagt er und seine Freunde um ihn herum nicken.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden