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ERMERSHAUSEN: Täglich werden bis zu 1800 Tonnen Erdreich bewegt

ERMERSHAUSEN

Täglich werden bis zu 1800 Tonnen Erdreich bewegt

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    Tiefster Punkt: Hoch ragt die Böschung auf hinter (von links) Stephan Lüttig (Firma Rädlinger) und Manfred Rott (Staatliches Bauamt Schweinfurt).
    Tiefster Punkt: Hoch ragt die Böschung auf hinter (von links) Stephan Lüttig (Firma Rädlinger) und Manfred Rott (Staatliches Bauamt Schweinfurt). Foto: Foto: Beate Dahinten

    Braune Erde, große Stille: Es hat etwas von einer Mondlandschaft hier oben, mitten auf der Baustelle am Rehberg. Kaum zu glauben, dass wir auf der Trasse einer sonst stark befahrenen Bundesstraße stehen. Bis zu 60 Meter breit ist der Einschnitt.

    Kommen und Gehen: ein Eindruck vom Normalbetrieb – aufgenommen Anfang Mai.
    Kommen und Gehen: ein Eindruck vom Normalbetrieb – aufgenommen Anfang Mai. Foto: Foto: Beate Dahinten

    Die Bagger haben Pause an diesem Freitag. Das hat mit dem Brückentag nach Fronleichnam zu tun und vor allem mit der vorhergesagten Regen Witterung, erklärt Oberbauleiter Stephan Lüttig von der Firma Rädlinger: Bei Nässe würden die Laster, die den Erdaushub abtransportieren, die Straßen zu sehr verschmutzen, hauptsächlich auf dem Rückweg von der Deponie.

    Bei laufendem Betrieb wäre es kaum möglich, sich hier in Ruhe umzuschauen, geschweige denn zu unterhalten. Sechzehn Vierachser sind hier normalerweise im Einsatz, um täglich 1500 bis 1800 Tonnen Erdreich wegzuschaffen – ein ständiges Kommen und Gehen. Der Laie staunt nach wie vor über die Dimensionen dieses Projekts. Für die Fachleute von der Baufirma gibt es zwar auch Herausforderungen: „Immer wieder neue Aspekte, die man so nicht planen konnte“, sagt Stephan Lüttig. Doch ansonsten sei das hier „eine ganz normale Erdbaustelle“, außer dem Umfang des Abtrags: Etwa 66 000 Kubikmeter sind es allein hier am Rehberg, davon 20 000 bis 30 000 Kubikmeter Fels.

    Verbotene Schleichwege

    Die Auffüllung Richtung Sulzdorf ist soweit abgeschlossen, nur die Kultivierung fehlt noch. Momentan ist die Erdaushubdeponie bei Marbach das Ziel der Lkw. Für die Anwohner in Maroldsweisach und den anderen Ortschaften auf dem Weg dorthin bedeutet das eine Mehrbelastung.

    Braune Erde, große Stille: Sie hat etwas von einer Mondlandschaft, die Baustelle am Rehberg.
    Braune Erde, große Stille: Sie hat etwas von einer Mondlandschaft, die Baustelle am Rehberg.

    Die Ermershäuser dagegen haben jetzt Ruhe – mal abgesehen von den Auswärtigen, die sich trotz Umleitung und Sperrschilder ihren Schleichweg durch Ermershausen und die Baustelle bahnen. Aber der Vergleich zum Verkehrsaufkommen durch die Bundesstraße mit etwa 4500 Fahrzeugen täglich zeige, dass sehr viele die Umleitung nutzen oder sich andere Wege suchen, hatte Bürgermeister Günter Pfeiffer vor kurzem im Gemeinderat angemerkt.

    Auch an diesem Nachmittag wagen sich verbotenerweise immer wieder Autofahrer in die Baustelle, teils sogar auf dem Radweg. Richtig kritisch wird es, wenn die Fahrzeuglenker sehr schnell unterwegs sind und dadurch die Bauarbeiten behindern oder gar die Arbeiter gefährden. Das kennt Lüttig von anderen Baustellen und hat es auch hier schon erlebt.

    Bis zu neun Meter tiefer als früher wird die Straße am Rehberg verlaufen. Schon jetzt ragt die Böschung hoch auf. Den tiefsten Punkt haben die Bagger an einer Stelle schon erreicht, ansonsten fehlen noch drei, vier Meter. Und da wird es spannend, denn jetzt kommt Fels.

    Braune Erde, große Stille: Es hat etwas von einer Mondlandschaft hier oben, mitten auf der Baustelle am Rehberg.
    Braune Erde, große Stille: Es hat etwas von einer Mondlandschaft hier oben, mitten auf der Baustelle am Rehberg. Foto: Foto: Beate Dahinten

    Wird der sich mit dem Bagger lösen lassen oder braucht es schwereres Gerät? Meißeln oder Sprengen wären die Alternativen. Letztere hält Lüttig für unwahrscheinlich. Andererseits: Meißeln würde länger dauern. „Das wäre für die Bauzeit nicht optimal“, sagt er. Da sei dann zu überlegen, „ob man mal was sprengt.“

    Zum Schulbeginn befahrbar

    Mitte Juni will die Firma hier mit dem Abtrag fertig sein, dann zieht der Erdbautrupp ein Stück weiter Richtung Süden: Die Kuppe in Höhe des alten Sportplatzes wird ebenfalls abgeflacht, etwa 14 000 Kubikmeter werden dabei anfallen. Alles in allem wird die B 279 auf zwei Kilometern Länge neu ausgebaut, mit einer Breite von 7,50 Metern. Dazu kommt der zweite Teil des Radwegs. Die Baukosten liegen bei etwa zwei Millionen Euro. Der Zeitplan sieht vor, dass die Straße zum Schulbeginn im September wieder befahrbar ist.

    Durch das Abtragen der Kuppe und das Entschärfen der Kurve am Rehberg soll ein Sicherheitsrisiko beseitigt werden, Stichwort Haltesichtweite. Dennoch fragen sich manche Menschen aus Ermershausen und Umgebung: Muss dieser Riesenaufwand sein? Und gerade wegen der Sicherheit gibt es kritische Stimmen: Es entstehe eine regelrechte „Rennstrecke“. In dem Punkt macht sich Manfred Rott vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt gar keine Illusionen. Das Mehr an Sicherheit werde oft „durch den rechten Fuß des Autofahrers kaputt gemacht“, sprich mit dem Gaspedal.

    Stippvisite auf der Baustelle (von links): Manfred Rott (Staatliches Bauamt Schweinfurt) und Stephan Lüttig (Firma Rädlinger).
    Stippvisite auf der Baustelle (von links): Manfred Rott (Staatliches Bauamt Schweinfurt) und Stephan Lüttig (Firma Rädlinger). Foto: Foto: Beate Dahinten

    Die Erfahrung zeige aber genauso: „Wenn wir sanieren, ohne was zu ändern, wird auch schnell gefahren.“ Allein schon eine glatte Oberfläche, wo die Straße vorher holprig war, und eine neue Markierung verleiten zu höherer Geschwindigkeit. Hinzu kommen gewisse Vorgaben: „Wenn wir Straßen planen, sind wir angehalten, bestimmte Punkte zu beachten.“ Dazu gehört unter anderem die Haltesichtweite: die Möglichkeit, rechtzeitig zu reagieren, wenn ein voraus fahrendes Fahrzeug anhält. Und die Verkehrssicherheit werde von unabhängiger Stelle überprüft. Diese Audits seien seit fünf Jahren Pflicht bei jeder Planung.

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