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HOLZHAUSEN: Tiere für die Ewigkeit

HOLZHAUSEN

Tiere für die Ewigkeit

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    Akupunktur-like: Tierpräparator Alexander Hemetsberger verleiht der Gesichtspartie zweier Waschbären den letzten Schliff – da ist ein ruhiges Händchen gefragt.
    Akupunktur-like: Tierpräparator Alexander Hemetsberger verleiht der Gesichtspartie zweier Waschbären den letzten Schliff – da ist ein ruhiges Händchen gefragt.

    Wem das Fell gegerbt oder gar über die Ohren gezogen wird, sieht anschließend meist jämmerlich aus. Anders ergeht es den Tieren bei Alexander Hemetsberger. Wenn der Tierpräparator aus dem Königsberger Stadtteil Holzhausen einen Fuchs oder einen Marder in die Mangel nimmt, schaut einen am Ende ein fast wieder zum Leben erwecktes Prachtexemplar an.

    „Ein Tier“, sagt der 38-Jährige, „ist ein individuelles Wesen, das es nur einmal auf dieser Welt gibt“. Genau das versucht der Perfektionist – oder soll man gar sagen: Künstler? – herauszuarbeiten. Stimmt die Symmetrie, glänzt das Fell, plustert sich das Gefieder, schauen die Augen des Raubvogels in die Ferne? Steht das Tier wirklich naturgetreu und lebensecht da? Mit der Lupe untersucht Hemetsberger kritisch jede Stelle.

    Dieser akribischen Haltung hat der gelernte Werkzeugmacher seinen Erfolg bei der Weltmeisterschaft zu verdanken, die im Februar in Salzburg stattfand. Bei dem Wettbewerb maßen sich 132 Präparatoren aus 22 Ländern. Hemetsberger war mit zwei Einreichungen erstmals dabei – und sahnte gleich zwei erste Plätze in den Kategorien Groß-Vögel und Kopfschulter-Präparate ab. Das sieht der bescheidene Holzhäuser als Ansporn für die Europameisterschaften 2014.

    Schon als Jugendlicher hat er sich mit dem Thema beschäftigt. Hemetsberger war gerade mal 16, als er sein erstes Tier, einen Eichelhäher, präparierte. Richtig gelernt hat er das diffizile Handwerk dann bei der befreundeten Familie Lang auf dem Völklhof in Südtirol. Wichtig, sagt er, sei der fachliche Austausch mit anderen Koryphäen seiner Zunft wie etwa dem Greifvogelspezialisten Roland Kaiser aus Norddeutschland.

    Lebende Tiere in der Natur genau zu beobachten und vor toten Tieren keine Scheu zu haben, das sind zwei Eigenschaften, die jeder Tierpräparator mitbringen sollte. Auch sollte man moderne Konservierungstechniken beherrschen, über handwerkliches Geschick und vor allem Geduld, Geduld und nochmals Geduld, verfügen. Beinahe zwei Monate dauert es, bis an einem großen Uhu oder einem Mufflon jedes Härchen sitzt.

    Dabei lautet die Devise: Genauigkeit geht vor Schnelligkeit. Aus diesem Grund und weil er die Taxidermie, wie der wissenschaftliche Name lautet, nur nebenberuflich betreibt, müssen Hemetsbergers Kunden, die aus der gesamten Republik stammen, längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Mitunter lehnt der Fachmann auch einen Auftrag ab, Fische oder Haustiere etwa behandelt er nicht.

    An sich handelt es sich bei der Konservierung toter Lebewesen um eine uralte Kunst. Man denke nur an die Menschen- und Katzen-Mumifizierungen der alten Ägypter. In der Neuzeit erwachte das Interesse an diesem Metier, als berühmte Forschungsreisende wie James Cook oder Charles Darwin exotische Tiere aus fernen Erdteilen nach Europa mitbrachten.

    Die damaligen Pionier-Präparatoren arbeiteten mit vergleichsweise primitiven Methoden – die Tiere wurden mit Baumwolle, Stroh oder Sägespänen ausgestopft. Aus dieser Zeit stammt auch der heute noch landläufig, wenn auch falsch verwendete Begriff „Ausstopfen“.

    Nachdem das Fell abgezogen wurde, wird es gewaschen, gegerbt und vor Mottenbefall geschützt. Anschließend wird dann es auf einen „Rohling“ meist aus PU-Schaum aufgezogen, mit einem Drahtgestell stabilisiert und vernäht. Mit speziellen Nadeln wird die Gesichtshaut gespannt, die Glas- oder Kunststoffaugen eingesetzt und die Haare gebürstet und mit einem feinen Pinsel retuschiert.

    Wie die meisten Tierpräparatoren ist Hemetsberger ein leidenschaftlicher Jäger. Gemeinsam mit seiner Frau bejagt er ein eigenes Revier mitten in den Haßbergen. Dabei fasziniert ihn genau das, was er bei seiner Arbeit als Tierpräparator möglichst eins zu eins nachzuahmen versucht: Wildlebende Tiere inmitten der Natur.

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