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HASSFURT: Tierheim-Skandal: Weitere Anzeigen

HASSFURT

Tierheim-Skandal: Weitere Anzeigen

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    Tierheim-Skandal: Weitere Anzeigen
    Tierheim-Skandal: Weitere Anzeigen

    Im Zusammenhang mit den Missständen im Haßfurter Tierheim hat es weitere Anzeigen gegeben. Wie Leitender Oberstaatsanwalt Bardo Backert in Bamberg bestätigte, hätten Aktive „aus dem Tierschutzbereich“ zwei Tierärztinnen, die Tiere aus dem Tierheim betreut haben, sowie den Vorsitzenden des Tierschutzvereins Haßfurt Stadt und Land, Christian Licha, angezeigt. Die erhobenen Vorwürfe richten sich gegen Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, erläuterte Backert. Details nannte er nicht. Die Staatsanwaltschaft prüfe den Sachverhalt. Ferner wurde der Redaktion bekannt, dass auch ein Tierarzt zwei Amtskolleginnen angezeigt haben soll.

    Wie berichtet, hatte das Landratsamt Haßberge dem Tierschutzverein Haßfurt am 20. Juli die Betriebserlaubnis fürs Tierheim entzogen, wegen jahrelanger Missstände. Gegen den damaligen Vorsitzenden Dieter Schindelmann sowie dessen Ehefrau Heidi Schindelmann wurde wegen Verdachts auf Tierquälerei ermittelt. Anfang August erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die beiden. Über die Zulassung der Anklage hat das Amtsgericht Haßfurt noch nicht entschieden. An der Anklageerhebung ändern die neu erhobenen Vorwürfe gegen weitere Tierheimverantwortliche nichts, stellte der Leitende Oberstaatsanwalt klar.

    Der Vorsitzende des Tierschutzvereins antwortete am Freitagmittag erstmals seit Bekanntwerden des Tierheimskandals auf Fragen des „Bote vom Haßgau“. Schriftlich erklärte Licha, dass er bis dato nichts von einer Anzeige gegen ihn wüsste. Er bestätigte, dass der Tierschutzverein die ihm gehörenden Gebäude auf dem Tierheimgelände weiter nutzt – mit Duldung der Stadt Haßfurt.

    Zum Hintergrund: Die Stadt Haßfurt, die das Tierheimgelände besitzt, hatte dem Tierschutzverein nach dem Entzug der Betriebserlaubnis den Pachtvertrag gekündigt. Laut Licha würden die Gebäude vom Verein gewartet und der Vorstand träfe sich dort. Tiere, die sich dort gelegentlich aufhielten, gehörten Mitgliedern, nicht dem Tierschutzverein. „Es befinden sich somit zur Zeit auch keine Tiere dauerhaft auf dem Gelände“, so Licha in seiner E-Mail.

    Reiner Schuster, amtierender Bürgermeister in Haßfurt, meinte, dass die Stadt Haßfurt den Tierschutzverein auf dem Tierheimgelände „in Ruhe lässt“. Die neuen Verantwortlichen im Verein sollten die Chance haben, das Vergangene aufzuarbeiten. Schulden gegenüber der Stadt habe der Verein nicht, allerdings gegenüber dem Stadtwerk. „Aber darüber kann man reden“, sagte Schuster. Und: „Ich gehe davon aus, dass dem Tierschutzverein ab kommendem Jahr wieder der Auftrag zur Unterbringung von Fundtieren im Landkreis Haßberge zugesprochen wird.“

    Anzeichen dafür sind derzeit jedoch nicht zu erkennen. Den Auftrag zur Fundtierbetreuung hat seit 1. August die Tierschutzinitiative (TI) Haßberge in Oberschwappach, zunächst befristet bis zum Jahresende. Die Zusammenarbeit mit der TI gestaltet sich aus Sicht des zuständigen Veterinäramts in Haßfurt problemlos, so Amtsleiter Werner Hornung. Eine Nachfrage bei der Polizei in Haßfurt ergab, dass auch von dieser Seite keine Klagen zu hören sind, was die Unterbringung von Fundtieren durch die TI betrifft. Polizeisprecher Peter Firsching wünscht sich nur, dass die so genannte Polizeibox, in der Polizisten nachts aufgefundene Tiere unterbringen können, wieder zugänglich wird. Diese Box gehört allerdings dem Tierschutzverein und steht noch im Tierheim. Der Landesverband Bayern im Deutschen Tierschutzbund begrüßt die aktuelle Lösung der Fundtierbetreuung durch die TI. „Die TI hat in den vergangenen Jahren hervorragende Tierschutzarbeit geleistet“, sagt Vizepräsidentin Tessy Lödermann. Gut vorstellbar sei für sie, dass die TI künftig das Tierheim in Haßfurt betreibt. „Unser Ziel bleibt ein ordentlich funktionierendes Tierheim in Haßfurt.“ Wie Lödermann wünscht sich auch Johannes Saal (Stadtlauringen) als Bevollmächtigter des Bayerischen Tierschutzbundes zur Klärung der Tierheim-Frage in Haßfurt, dass die dortigen Räume der TI Haßberge zur Verfügung gestellt werden und diese die Fundtierbetreuung über das Jahresende hinaus übernimmt. Derzeit bringt die TI Fundtiere auf ihrem Privatgelände in Oberschwappach unter. Am vergangenen Samstag haben die Delegierten des Landesverbands die TI Haßberge einstimmig als Mitglied aufgenommen. Möglich wurde dies auch deshalb, weil der Tierschutzverein Haßfurt im Juli wegen des Tierheimskandals aus dem Landesverband rausgeworfen wurde. Eine Klausel in der Satzung des Tierschutzbunds macht es nur dann möglich, pro Landkreis mehr als eine Tierschutzorganisation als Mitglied aufzunehmen, wenn das vorhandene Mitglied zustimmt. Bisher hatte der Tierschutzverein Haßfurt eine Mitgliedschaft der TI Haßberge verhindert. Am Rande erwähnte Lödermann, dass der Tierschutzverein Haßfurt wohl am 2. Oktober bei einer Präsidiumssitzung auch aus dem Deutschen Tierschutzbund ausgeschlossen werden wird.

    Noch im vergangenen Jahr hatte der Landesverband dem Tierschutzverein Haßfurt laut Lödermann für Sanierungen am Tierheim sowie für einen Kanalanschluss aus einem Notfonds 10 000 Euro gegeben. „Die Verwendung des Geldes wurde uns gegenüber noch nicht belegt“, sagte die Vizepräsidentin. Falls die Belege kommende Woche nicht vorliegen, müsste der Tierschutzverein das Geld komplett zurückzahlen.

    Bereits das Veterinäramt hatte monatelang auf das Zustellen von Verwendungsnachweisen warten müssen. Es ging um Steuergelder von über 60 000 Euro. Die Prüfung der nach langem Hin und Her aufgetauchten Belege für die zurückliegenden drei Jahre dauere noch an, erklärte Veterinäramtsleiter Hornung. Hiermit sei das Kreisrechnungsprüfungsamt betraut worden.

    Unklar ist, ob das Finanzamt Schweinfurt den Tierschutzverein Haßfurt als eingetragenen Verein weiter als gemeinnützig anerkennt. Falls nicht, darf er keine Spendenquittungen mehr ausstellen. Vom Finanzamt war nur zu erfahren, dass man durch Presseberichte auf den Tierheimskandal in Haßfurt aufmerksam geworden sei. Derzeit befasse man sich mit dem „Sonderfall Tierschutzverein Haßfurt“. Bereits ausgestellte Spendenquittungen blieben gegenüber dem Finanzamt auch dann gültig, sollte dem Tierschutzverein seine Gemeinnützigkeit aberkannt werden.

    Auf die Vorwürfe gegenüber dem Tierschutzverein haben auch Supermärkte reagiert, in denen Spendenboxen für Tierfutter stehen. Deren Inhalt ging bislang an den Tierschutzverein Haßfurt. Mittlerweile wird das im Edeka-Markt Meyer in Haßfurt sowie im Fressnapf-Markt Haßfurt gesammelte Tierfutter an die TI Haßberge abgegeben, für die Fundtiere. Die Spenden im Edeka-Markt Meyer in Zeil erhält weiter das Tierheim Haßfurt – obwohl dort keine Fundtiere mehr sind.

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