Ein bisschen durchgeschnauft werden Monica von Deuster und ihr Mann Carl Otto schon haben – am Sonntagabend, nachdem alle Gäste verschwunden sind. Denn nicht nur für den alljährlichen Neujahrsempfang hatten sie in diesem Jahr ihr Schloss geöffnet, sondern sie beherbergten auch die Filmarbeiten für einen Psychothriller in ihrem Refugium. Schauspieler, Technik, Kamera und Regie, immerhin 18 junge Leute.
„Wir brauchen noch die Folie und das hier muss alles noch weg“, sagt Lara-Sophie Witossek. Ein junger Mann eilt vorbei, Folie holen. Ein Teil des Teams hat es sich in einer Ecke des Raumes gemütlich gemacht, Handybildschirme leuchten auf, die kurze Pause während des Interviews wird entsprechend genutzt. Einzig Witossek hat keine Pause, dabei ist ihr die Erschöpfung schon anzumerken.
Hoffen auf Hollywood
„Das ist die letzte Szene“, erklärt sie, dann geht es flugs wieder nach München. Am 31. Januar ist Abgabeschluss für die „Shocking Shorts Award“ und bis der Film vorführreif ist, gibt es noch viel zu tun – man möchte natürlich gewinnen. Denn dem Gewinner winkt eine außergewöhnliche Reise. Im Rahmen des „Universal Filmmasters Program“ wird er sich Know how und Auslandserfahrung bei den Universal Studios, einem der Major Filmstudios in Hollywood, aneignen können.
Außerdem soll der Film, der in der Zeit des Nationalsozialismus spielt und in dem es relativ blutig zugeht, ihr und ihrer Freundin und Kamerafrau Samira Oberberg die Tür der Filmakademie für Kamera und Regie in Ludwigsburg öffnen.
„Fanny“, so der Titel des Psychothrillers und der Hauptfigur, die von Lara-Fabienne von Zastrow gespielt wird. Sie leidet unter dem, ans NS-Regime angepasste Verhalten ihrer Familie, was in Skurrilen Traumszenen verdeutlicht wird.
„Geschrieben war die Geschichte eigentlich schnell, erzählt Witossek, die gesamte Vorbereitungszeit habe aber schon drei Monate verschlungen. Unter anderem galt es neben den Schauspielern ein geeignetes Domizil für die Aufnahmen zu finden.
Eine Immobilienmaklerin habe sie auf das Burgpreppacher Schloss aufmerksam gemacht und bei dem knappen Budget, das ihr zur Verfügung stand, war sie froh, dass ihr die Schlossherrin finanziell entgegengekommen sei. Das habe sie gerne gemacht, so die Hausherrin. Schließlich mache es Sinn, junge, kreative Leute zu unterstützen, und sie habe dies auch keine Minute bereut, denn alle hätten sich freundlich und rücksichtsvoll verhalten.
Jetzt ist es wieder still geworden im Schloss und die von Deusters können sich erholen. „Hektisch zugegangen ist es schon in den letzten Tagen“, so von Deuster. Das junge und unerfahrene Team brauchte verständlicherweise noch viel Zeit für die Vorbereitung der einzelnen Szenen und so wurde bis in die Morgenstunden gearbeitet.
Kulturelle Verpflichtung
Aber da haben die Deusters ja ausreichend Erfahrungen, denn schließlich wurden schon etliche Filmszenen hier gedreht. Unter anderem für den „Räuber Hotzenplotz“ und da war der Trubel noch einmal ganz ein anderer, erinnert sich die Schlossherrin.
„Wenn man so ein historisches Gebäude bewohnt sehe ich es gewissermaßen auch als eine kulturelle Verpflichtung an, das Haus ein Stück weit offen zu führen. Natürlich muss man hierfür ein gewisses Maß an Gelassenheit mitbringen. Aber egal, ob wir das Schloss nun für Ausstellungen, Filmaufnahmen, Theater oder Konzerte öffnen, wir machen es gerne“, versichert die Schlossherrin.