Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

MAIN-RHÖN: Tödlicher Unfall: Eltern auf der Suche nach einem Schuldigen

MAIN-RHÖN

Tödlicher Unfall: Eltern auf der Suche nach einem Schuldigen

    • |
    • |
    Was bleibt, sind Erinnerungen: Roswitha und Rainer Braun mit einem Bild ihres Florian.
    Was bleibt, sind Erinnerungen: Roswitha und Rainer Braun mit einem Bild ihres Florian. Foto: Foto: Martina Harasim

    Am 1. Oktober stürzte die Welt von Roswitha und Rainer Braun ein. An diesem Tag standen der Pfarrer und ein Polizist vor der Tür und überbrachten die Nachricht: Ihr Sohn Florian hatte einen Motorradunfall. Er ist tot. Von diesem Augenblick an war nichts mehr so, wie es einmal war.

    An die erste Zeit nach der Hiobsbotschaft haben die Eltern keine rechte Erinnerung. Nur an den Schmerz, den sie kaum aushalten konnten: „Wir durften Florian nicht sehen. Sie haben uns gesagt, er muss nach Würzburg zur Obduktion. Und dann, als er zurückkam, wollte ich ihn in den Arm nehmen, ihn streicheln. Aber er war so kalt“, sagt Roswitha Braun.

    Roswitha und Rainer Braun leben seither wie unter einer Glocke. Die Trauer hat sie überwältigt. Nichts macht mehr Freude. Ein Tag ist so trist wie der andere. Das Leben scheint sinnlos. Roswitha weint viel und sucht dann die Einsamkeit, weil sie meint, ihren Mann mit ihren Tränen noch mehr zu belasten. Rainer, der Rentner ist, klammert sich an Pflichten, regelt den Nachlass seines Kindes und sucht Trost in den vielen Beileidsschreiben. „Ich will sie beantworten, sobald ich Kraft dazu finde“, sagt der Vater.

    Es ist nicht nur die abgrundtiefe Trauer, die die beiden teilen. Roswitha und Rainer empfinden eine ungeheure Wut auf den Mann, der ihnen das Kind genommen hat – den Mann, der Mitschuld am Unfall hat, der Florian angefahren hat, der anhielt, sich umdrehte und sich dann davonmachte, ohne sich um ihr sterbendes Kind zu kümmern.

    „Er soll so leiden wie wir“, sagt Roswitha. Das klingt nach Rachsucht – aber die Brauns sind keine rachsüchtigen Menschen. Sie wollen Erlösung. Sie wollen, dass der Unfallfahrer sich stellt, dass er Verantwortung übernimmt für sein Tun. Es wäre ihnen ein Trost zu wissen, dass ihrem toten Sohn Gerechtigkeit widerfährt.

    Wieder und wieder sinnieren die Brauns, was für ein Mensch das wohl sein mag, der keine Verantwortung – moralisch wie rechtlich – für den Unfall übernimmt. Hat er kein Gewissen, hat er Angst? Ist er gefühlskalt, verantwortungslos, gleichgültig, oder einfach nur feige? „Vielleicht regt sich sein Gewissen, wenn er erfährt, wie es uns geht“, hoffen die beiden Eltern.

    Sobald der Unfallfahrer einen Namen und ein Gesicht hat, hoffen Roswitha und Rainer Braun, von einer großen Last befreit zu werden. Ihre Trauer wird bleiben und will verarbeitet sein, das wissen sie. Vor den Eltern liegt ein Flyer der Christian Presl-Stiftung aus Bad Kissingen. Die unterstützt Menschen in der schweren Zeit der Trauer. Aber die Ungewissheit, wer ihnen dieses Leid angetan hat, lähmt sie, lässt sie nicht weiterkommen auf ihrem Weg der Trauer.

    Und bis es so weit ist, verharren die Brauns in ihrer Küche in Waltershausen, wo ein großes Bild ihren Florian zeigt – einen jungen Mann mit Lockenkopf, dessen Augen neugierig in die Welt blicken. Sie warten, bis das Telefon klingelt und der Polizist am anderen Ende der Leitung endlich sagt: „Herr Braun, wir haben ihn!“

    Sonderkommission

    20 Beamte der Verkehrspolizei Schweinfurt-Werneck arbeiten in einer Sonderkommission an der Aufklärung der Unfallflucht. Wie berichtet, war Florian Braun am 1. Oktober nachmittags auf der Staatsstraße 2275 bei Ottelmannshausen in Richtung Bad Königshofen unterwegs. Vor ihm fuhr ein Auto und vor diesem noch ein Motorrad. In dem Moment, als Florian Braun das silberfarbene Auto überholte, scherte dessen Fahrer aus, um seinerseits das vor ihm fahrende Motorrad zu überholen. Dabei streifte der Wagen Florians Motorrad, der 23-Jährige kam von der Fahrbahn ab, prallte gegen ein Schild und starb noch am Unfallort. Der Autofahrer und der Motorradfahrer hielten an. Der Motorradfahrer leistete Erste Hilfe, der Autofahrer fuhr davon. Bei der Fahndung nach dem Unfallverursacher hat die Sonderkommission weit über die Hälfte der über 2000 in Frage kommenden Fahrzeuge überprüft. Die Ermittler, so Bernhard Meyer von der Polizei, lassen nicht locker, sind aber auf die aktive Mithilfe von Bürgern angewiesen. Hinweise an die Ermittlungsgruppe unter Tel. (0 97 22) 9 44 40.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden