Am 8. März war internationaler Frauentag. So stand im Zeiler Kino das Thema „Gewalt gegen Frauen“ auf dem Programm: Gezeigt wurde im Capitol Theater der Film „Die Ungehorsame“, im Anschluss gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema.
Das Kino war bei der Veranstaltung gut besucht, der Männeranteil im Publikum hielt sich jedoch in Grenzen. „Häusliche Gewalt ist keine leichte Kost“, sagte Sabine Dittmar vor der Filmvorführung. Die SPD-Bundestagsabgeordnete hatte die Aufführung des Films im Landkreis Haßberge initiiert. Für viele Frauen und Kinder sei diese Form von Gewalt alltäglich. „Das ist besonders schlimm, weil sie von einem Menschen ausgeht, dem man vertraut.“
Während auf der Leinwand der vom Fernsehsender Sat1 produzierte Film lief, herrschte im Kinosaal Totenstille, die meisten Zuschauer schienen tief bewegt von der Handlung. Die Filmhandlung begann mit den Untersuchungen am Tatort, nachdem Leonie Keller (Felicitas Woll) ihren Mann Alexander (Marcus Mittermeier) erstochen hat. Die Staatsanwaltschaft klagt sie wegen Mordes an.
Im Laufe des Prozesses und während Leonies Gesprächen mit ihrer Anwältin (Alina Levshin), die auf Notwehr plädiert, sieht der Zuschauer in vielen Rückblenden die Vorgeschichte, vom Kennenlernen der beiden über Alexanders ersten Gewaltausbruch bis hin zu seinem Tod.
Deutlich zeigte der Film auch einige der Gründe, warum viele Opfer häuslicher Gewalt weiter bei ihrem Peiniger bleiben. Leonie war zu diesem Zeitpunkt bereits finanziell von ihrem Mann abhängig, außerdem wusste sie, dass er auch ganz anders sein konnte. „Danach war er total lieb“, sagte sie der Anwältin. Dazu kam auch die Angst vor dem Verlust des Sorgerechts für ihren Sohn oder die Drohung: „Bevor du mich verlässt, bring ich uns alle um.“
Für die Diskussion danach saßen auf dem Podium: Sabine Dittmar, neben ihr der Leiter der Außenstelle Haßfurt des Weißen Rings, Helmut Will, die Leiterin des Schweinfurter Frauenhauses Gertrud Schätzlein, sowie die Polizistinnen Mona Lier und Maria Stark. Die Moderation übernahm Johanna Reinwand-Bamberg, Referentin der Frauenbeauftragten der Uni Bamberg.
Gertrud Schätzlein bezeichnete es als positiv, dass der Film gezeigt habe, dass häusliche Gewalt quer durch alle Schichten vorkommt und kein Unterschichtenproblem ist: Der gewalttätige Mann im Film war Arzt. Auch von einem Alkoholproblem oder anderen äußeren Faktoren war nichts zu bemerken.
Sabine Dittmar berichtete, als der Film zum ersten Mal im Fernsehen lief, sei zu beobachten gewesen, dass daraufhin das Hilfetelefon besser angenommen wurde. „Viele wissen nicht, dass es das Hilfetelefon gibt“, sagte Dittmar. Dazu komme, dass viele Opfer sich nicht trauen, dort anzurufen, aus Angst, dass ihr Partner das herausfinden könnte. So verwies die SPD-Politikerin darauf, dass die Nummer im Telefonverlauf gelöscht werden kann.
„Der Film hat mich betroffen gemacht, obwohl ich selbst in dem Bereich arbeite“, sagte Helmut Will. Seit über 20 Jahren engagiert er sich beim Weißen Ring, vor zehn Jahren hat der frühere Polizist die Leitung übernommen. „Menschliche Zuwendung ist sehr wichtig“, sagte er. Nachdem er das gelernt hatte, habe er sich auch als Polizist mehr Zeit für Gespräche genommen.
„Die Schlüsselszene für mich war der Satz: ,Mir glaubt ja keiner?“, sagte Mona Lier, Beauftragte der Polizei für Frauen und Kinder. „Bisher komme leider wenige aus dem Landkreis Haßberge zu uns“, sagte die Leiterin des Schweinfurter Frauenhauses.
Beratung
Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist 365 Tage im Jahr rund um die Uhr erreichbar. Unter der Nummer 08000 116 016 und via Online-Beratung können sich Betroffene, Angehörige, Freunde und Fachkräfte anonym und kostenfrei beraten lassen. Weitere Infos unter www.hilfetelefon.de