26 überaus interessierte zukünftige Altenpflegerinnen und Altenpfleger unterschiedlicher Altersstufen beschäftigten sich im Unterricht des Fachs „Alten- und Altenkrankenpflege“ mit der speziellen, individuellen Art von Pflege sterbender Menschen, die den Mut erfordert, von gewohnten Abläufen abzuweichen. Genau dieses „Abweichen“ fuße auf einer gefestigten Grundlage von Altenpflege und Krankheitslehre vernetzendem Fachwissen sowie kommunikativen Fähigkeiten, die zukünftige Altenpflegefachkräfte im Laufe ihrer Ausbildung sowohl in der Schule als auch in den ausbildenden Pflegeeinrichtungen erwerben sollen, so Lehrkraft Anna Weinbeer.
Ein zentraler Baustein zum Aufbau von Palliativkompetenz in der stationären und ambulanten Altenhilfe bestehe darüber hinaus darin, mit externen Angeboten, die im Landkreis Haßberge sehr umfassend installiert seien, ein dichtes Netz zu knüpfen, fügt sie weiter an.
Dichtes Netz an Angeboten
Ein Teil dieses Netzwerkes bildet das Angebot der „Geprüften Bestatterin“ und ehrenamtlichen Hospizhelferin Tanja Kremer aus Zeil. Nicht zum ersten Mal war sie zu Gast in der BFA Hofheim, um ihre „liebevolle, individuelle Unterstützung bei der Versorgung Verstorbener“ als berufliches Angebot den Schülern nahezubringen.
In der Verstorbenenversorgung sieht sie sich in ihrer Arbeit nicht als Konkurrentin bestehender Bestattungsinstitute; ihre Dienstleistung betrachtet sie vielmehr als Baustein in einer veränderten Bestattungskultur einer Gesellschaft, die sich von wertvollen Trauerritualen immer mehr entfernt.
Dabei würden Angebote, den schmerzlichen Verlust eines Menschen anzunehmen, auszuhalten und zu begreifen, ihrer Erfahrung nach helfen, um besser Abschied nehmen zu können.
Sie erinnert dabei, in früheren Zeiten sei eine Hausaufbahrung ganz alltäglich gewesen. Diesen alten, bewährten Brauch möchte sie in ähnlicher Weise wieder aufgreifen, das heißt der Verstorbene kann, nachdem er liebevoll und fürsorglich gewaschen und gekleidet wurde, auch zu Hause aufgebahrt werden. Krämer möchte somit die Möglichkeit geben, sich würdevoll in vertrauter Umgebung vom Verstorbenen verabschieden zu können. Sie sieht es als ein ergänzendes Angebot, den Tod als Realität begreifbar zu machen, um dann den Verlust eines Menschen besser betrauern zu können.
Einen Expertenstandard „Sterben“ gebe es nicht, auch keine Checkliste für „Palliative Care“: Jeder Mensch sterbe seinen eigenen Tod. Die letzten Wochen und Monate eines Lebens seien so individuell wie die Jahre davor. Das Wesen von Palliative Care liege darin, einen „Schutzraum“ anzubieten (pallidum = Mantel/Care = Fürsorge). Das heiße: jeden auf seinem letzten, persönlichen Weg zu begleiten, Hilfe zu leisten, Halt zu geben, Leid zu lindern, auch gemeinsam Loslassen einzuüben.
Leid lindern, Halt geben
Dabei könne die verbleibende Zeit zu einer guten Zeit des Abschieds werden oder zu einer Situation, die der Sterbende und oft auch sein soziales Umfeld kaum aushalten können. Denn im Prozess des Sterbens zeige sich ein übergeordnetes Merkmal: die Bedrohung des eigenen Lebens und die Gefahr, dass durch die unterschiedlichen körperlichen, psycho-sozialen und geistig-spirituellen Probleme die Qualität der verbleibenden Lebenszeit erheblich reduziert werde.
Sehr bereichert fühlten sich die Hofheimer Schüler sowohl von der sehr offenen theoretischen als auch der praktischen Vermittlung des Themas. Mit einem Geschenk und der Einladung zum „besinnlichen Ausklang“ wurde die Veranstaltung beendet.