(dix) Es ist ein Jahr, das sich vermutlich bei allen, die mit Produktion und Weiterverarbeitung von Milch zu tun haben, Gedächtnis verankern wird. Immer neue Tiefststände beim Milchpreis kennzeichnen das Jahr.
Und so dürfte auf der Generalversammlung der Milchwerke Oberfranken West in Meeder (Lkr. Coburg) Aufsichtsratsvorsitzender Herbert Baum (Maroldsweisach) seinen Standeskollegen aus dem Herzen gesprochen haben, als er feststellte: Die Lage ist ernst. Wie ernst, das lässt sich am Auszahlungspreis erkennen. Zahlten die Milchwerke Oberfranken West im Januar 2008 den Milchlieferanten 40,05 Cent pro Kilogramm Milch, sank der Preis im Juni vergangenen Jahres dann auf 34 Cent und bis zum Jahresende noch einmal um einen Cent, berichtete Vorstandsvorsitzender Harald Reblitz.
Aber die Talfahrt ging weiter. Und so zeigte sich auf der Versammlung auch Direktor Ludwig Weiß in Sachen Milchpreis wenig optimistisch: Im laufenden Jahr habe es den Anschein, als werde es noch schlimmer. Alle Befürchtungen seien bittere Wahrheit geworden – sein Ziel zu Beginn des Jahres, den Preis bei 29 Cent zu halten, sei wohl zu ehrgeizig gewesen. Man werde beim Preis wohl noch weiter nach unten müssen, um den Betrieb nicht zu gefährden. 27 Cent werden aktuell pro Kilogramm Milch ausgezahlt, immerhin der zweithöchste Preis im Bundesgebiet, wie Herbert Baum berichtet. Aber nicht nur der Preis für die Milch-Lieferanten ist am Boden: Ebenso die Preise für Butter, Schnittkäse und Magermilchpulver, berichtete Weiß. Eine Trendwende sieht er frühestens in der zweiten Jahreshälfte.
Nicht von ungefähr sei man deshalb auch bei den Investitionen vorsichtig gewesen. Sie lagen bei rund 1,8 Millionen Euro. Unter anderem wurden im Werk Meeder-Wiesenfeld für die Verarbeitung von Reibkäse zusätzliche Anlagen angeschafft und die Kapazität der Reibanlagen damit verdoppelt. Investiert wurde auch im Betrieb im Hofheimer Stadtteil Lendershausen: Das Gebäude wurde innen saniert und die Energieversorgung auf den Stand der Technik gebracht. Und auch in diesem Jahr wollen die Milchwerke weiter investieren: So unter anderem für einen Markt, der sich steigender Nachfrage erfreut: Für die Herstellung von „Finger Food“ und Backcamembert. Hier sollen neue Panier- und Frittieranlagen in Betrieb gehen.
Außerdem denkt man daran neue Käsespezialitäten auf den Markt zu bringen. Ausgezeichnet wurden unterdessen Produkte der Milchwerke durch die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen.
Daten & Fakten
Um drei Prozent ist im Jahr 2008 die Milchanlieferung gestiegen: 389 000 Tonnen Milch wurden bei den Milchwerken Oberfranken West angeliefert. Der Käse-Absatz erreichte mit 39 989 Tonnen beinahe das Rekordergebnis des Vorjahres. Insgesamt erfolgreich lautete das Fazit von Direktor Weiß zum Berichtsjahr. Der Bilanzgewinn des Unternehmens betrug rund 284 000 Euro. Das Eigenkapital konnte auf 22,4 Millionen Euro erhöht werden. Der Umsatz betrug rund 206 Millionen Euro. Im Betrieb Wiesenfeld sind 219 Personen beschäftigt, in Lendershausen 70.