Anfang der Woche fand sich Lintner in der Berichterstattung der drei genannten Publikationen über Fehlzeiten im Bundestag wieder. Unter Bezug auf eine Untersuchung des Internet-Informationsdienstes www.politikerscreen.de hieß es unisono, der hiesige Abgeordnete liege auf der Liste entschuldigter Absenzen von Bundestagssitzungen in der Spitzengruppe.
Lintner habe sage und schreibe bei 27 der 120 Plenarsitzungen seit September 2002 entschuldigt gefehlt. Damit nehme er hinter seinem Parteifreund Peter Gauweiler (40) und Jochen Welt (SPD, 29) Platz drei aller Abgeordneten des Deutschen Bundestages ein. In jeder der drei Publikationen ist dabei vom "Schwänzen" die Rede.
Genau das weist Lintner aber weit von sich. In einer Pressemitteilung zu den Veröffentlichungen stellt er heraus, bei den 27 Fehltagen handle es sich um Sitzungstage, an denen er "wegen anderer mandatsbedingter Verpflichtungen nicht in Berlin anwesend sein konnte und entschuldigt war".
Die Abwesenheit hänge ausschließlich damit zusammen, dass er vom Deutschen Bundestag in die Parlamentarische Versammlung des Europarats und der Westeuropäischen Union delegiert worden sei. Von den vier Sitzungswochen des Europäischen Rates pro Jahr fallen mindestens zwei mit den Sitzungswochen des Bundestags zusammen.
Im Europäischen Rat sei er "Vorsitzender des Rechts- und Menschenrechtsausschusses und damit zugleich Mitglied des Bureau, des Ständigen Ausschusses, des Monitoring-Ausschusses und aller Unterausschüsse des Rechtsausschusses". Weil diese Ausschüsse in der Regel etwa einmal im Monat tagten, "meist zeitgleich mit dem Bundestag", seien die 27 Absenztage im Bundestag leicht zu erklären.
Den Durchschnitt der Absenzen aller Bundestagabgeordneten gibt www.politikerscreen.de mit vier an. Gut ein Viertel der Parlamentarier, nämlich über 160, hätten den Plenarprotokollen zufolge in dieser Legislaturperiode sogar überhaupt noch keine Sitzung versäumt.
Zu den Abgeordneten ohne Fehltag gehört auch die Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner (SPD, Maroldsweisach). Der Bündnisgrüne Hans-Josef Fell aus Hammelburg kommt auf zwei Eintragungen unter "versäumte Sitzungen", Neuling Dorothee Mantel (CSU, Ebelsbach) kommt auf fünf Fehltage.
Aufschluss geben die Zahlen im Übrigen ausdrücklich nur über die entschuldigten Absenzen der Bundestagsabgeordneten. Wie www.politikerscreen.de betont, sei die Anwesenheitsliste der Politiker, in der auch das unentschuldigte Fehlen vermerkt ist, nicht öffentlich zugänglich. Die Untersuchung basiert stattdessen auf den öffentlichen Plenarprotokollen. Diese Protokolle enthalten für jeden Sitzungstag eine Liste der offiziell entschuldigten Abgeordneten.