Das Rhönschaf mit seinem typischen schwarzen Kopf gilt seit vielen Jahren als eines der Aushängeschilder der Region. Bei vielen Touristen weckt das Tier den Wunsch, selbst einmal für ein paar Tage als Wanderschäfer durchs Land zu ziehen und am Abend in einem Schäferwagen zu übernachten.
Letzteres ist seit diesem Wochenende möglich – wenn auch nicht in der bayerischen Rhön, sondern am Fuße der Haßberge im beschaulichen Sulzfelder Ortsteil Leinach: Nach über dreijähriger Planungsphase eröffnete dort Matthias Fahl das erste bayerisch-fränkische Schäferwagen-Hotel.
„Wir wünschen dir alles Gute und hoffen, dass deine Erwartungen in Erfüllung gehen werden.“ Der Sulzfelder Bürgermeister Jürgen Heusinger war einer der ersten, der Schreinermeister Fahl beim zweitägigen Eröffnungsfest zur gelungenen Anlage gratulierte, die am westlichen Ortsrand von Leinach auf einem mehrere 1000 Quadratmeter großen Grundstück entstand. Das Schäferwagen-Hotel sei ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur weiteren touristischen Erschließung des Grabfelds und ein klares Bekenntnis zur Heimat. „Danke für euren Mut“, sagte Heusinger mit Blick auf Sabine Böck, die Lebensgefährtin von Matthias Fahl. „Das große Medieninteresse in den vergangenen Wochen hat gezeigt, was für eine tolle Sache das erste fränkisch-bayerische Schäferwagen-Hotel ist.“
Auch Großbardorfs Bürgermeister und stellvertretender Landrat Josef Demar sparte nicht mit anerkennenden Worten. „Eine schöne Idee wurde umgesetzt, die den Landkreis Rhön-Grabfeld touristisch gesehen wieder einen Schritt weiter nach vorne gebracht hat.“ Einen besonderen Dank richtete Josef Demar an den Filius von Matthias Fahl und Sabine Böck. Der elfjährige Xaver sei schließlich der eigentliche Ideengeber für das Schäferwagen-Hotel, nachdem er vor Jahren den Wunsch nach einem eigenen Schäferkarren geäußert hatte. Am Samstagabend und den ganzen Sonntag über nutzten dann viele weitere Schaulustige die Möglichkeit, sich auf dem „Hotelgelände“ umzusehen und einen Blick in die Schäferwagen zu werfen – begleitet von den Klängen der Prominentenband, den Haubach-Rebellen, den Kirmes-Musikanten und der Solistin Meike May. „Irgendwann habe ich aufgehört, die Besucher zu zählen“, so ein glücklicher Matthias Fahl nach dem großen Eröffnungsfest. „Ich schätze, dass an beiden Tagen weit über 1000 Besucher gekommen sind.“
Auch über mangelnde Buchungen kann sich der 51-Jährige Schreinermeister nicht beklagen. Einige seiner Schäferwagen sind für dieses Jahr bereits komplett ausgebucht.
Wissenswertes rund um das Leinacher Schäferwagen-Hotel
Bei Schäferwägen handelt es sich ursprünglich um den Wohn- und Schlafplatz eines Wanderschäfers. Sie zählen zu den ältesten Fahrzeugen der Menschheit. Die ersten Schäferwagen waren so niedrig, dass man nur hineinschlüpfen konnte. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erreichten sie Stehhöhe. Die Wägen im Leinacher Schäferwagen-Hotel sind im Vergleich zu ihren Vorgängern vergleichsweise komfortabel. Die liebevoll gefertigten Nachbauen historischer Schäferwägen, ein knappes Dutzend an der Zahl, sind absolut wasser- und winddicht und mit bequemen Schlafplätzen ausgestattet. Dazu kommt ein Tisch, eine Bank und ein Kleiderschrank. Einige Schäferwägen verfügen über einen kleinen Holzofen. Sanitäre Einrichtungen gibt es in unmittelbarer Nähe, dazu eine Frühstücksmöglichkeit und ein Schwimmbad. Die Zielgruppe von Hotel-Betreiber Matthias Fahl sind in erster Linie Familien mit Kindern, Radtouristen und Wanderer, die mehrere Tage in der freien Natur verbringen möchten. Die Preise für eine Übernachtung im Schäferwagen-Hotel reichen von 20 Euro in der Nebensaison bis zu 40 Euro in der Hauptsaison (pro Person).