Bei den aktuellen, die Kanalarbeiten im Schönen Hof der Plassenburg begleitenden archäologischen Maßnahmen wurden jüngst überraschend massive Fundamentmauerungen gefunden. Etwa drei Meter vor dem Eingangsportal der Schlosskirche traten bei den Erdarbeiten zwei gemauerte Fundamentstücke zutage. Ob sie tatsächlich der ehemaligen Südmauer des Innenhofs zuzuordnen sind, werden weitere Forschungen zeigen müssen.
Überrascht hat die Mitarbeiter der Schlösserverwaltung und Historiker vor Ort ein etwa sechs Meter langes, aus großen, behauenen Sandsteinen bestehendes Fundament, dass zwischen dem Tiefen Brunnen und der Schlosskirche gefunden wurde. In Nordsüdrichtung wurde hier eine auf den Fels gegründete, extrem stark ausgeführte Mauer gefunden.
Es kann laut Thomas Steffny, Restaurator bei der Bayerischen Schlösserverwaltung, noch nicht gesagt werden, um was für eine Mauer es sich dabei handelt. „Wir lassen von Archäologen die Funde freilegen, soweit das innerhalb dieser Baustellen möglich ist, dabei wird der jeweilige Zustand dokumentiert und schlussendlich wird alles wieder zugedeckt, aber so dass es für die Zukunft geschützt ist“.
Die Ergebnisse der archäologischen Arbeiten würden in der Folge der Forschung zugänglich gemacht. „Es wäre unseriös, jetzt schon Aussagen darüber zu treffen, um was für ein Gebäude es sich gehandelt haben mag“. Fest steht nur, dass es sich um ein aus teilweise mehr als einen Meter langen Sandsteinblöcken auf den anstehenden Fels des Burgbergs gegründetes Fundament handelt.
Quellen des 16. Jahrhunderts zeigen den Zustand der Plassenburg kurz vor ihrer Zerstörung und berichten vom Untergang des Schlosses, das zwei Wochen lang gebrannt haben soll. Zunächst hatten die Bundesständischen mittels so genannter Danner'scher Brechschrauben einige der Mauern auseinandergebrochen und anschließend die Anlage in Brand gesteckt.
Der kolorierte Bauplan einer solchen Nürnberger Brechschraube, die bis zu fünf Meter dicke Wände auseinanderdrücken konnte, ist im Landschaftsmuseum Obermain präsentiert. Im östlichen Bereich des Hofs ist auf einem Holzschnitt von Daniel De Necker aus Augsburg ein wohl steinernes, niedriges Gebäude zu sehen, das an den Ostflügel der Hochburg angebaut war. Das Bauwerk wurde in manchen Publikationen als Brunnenhaus identifiziert, was aber nicht mit Sicherheit nachgewiesen ist. Es ist aber entweder der Zerstörung von 1554/55 oder dem Wiederaufbau der 1560er Jahre zum Opfer gefallen.
„Für diese beschriebenen Zerstörungen und auch von größeren Bränden haben wir bisher keine sicheren Beweise finden können“, erklärte der vor Ort tätige Archäologe Hartmut Endres. „Verstürze und beschädigte Mauerbereiche könnten auch erst in den 1970er Jahren entstanden sein, als der Schöne Hof schon einmal für Kanal- und Leitungsarbeiten aufgebaggert wurde.“ Damals fanden allerdings keine Archäologischen Begleitmaßnahmen statt.
Für auffällige Schwarzfärbungen an einem kleinen Bereich kann es laut Endres auch andere Ursachen wie abgebautes organisches Material geben. Erst spätere Untersuchungen können hier genauere Ergebnisse liefern. Leider seien die Quellen und Pläne von vor 1554 nicht maßstabsgetreu und verlässlich. Endres warnte davor, voreilige Schlüsse aufgrund der neu gefundenen Mauern zu ziehen. „Wir können leider nicht genau sagen, von wann die jetzt aufgetauchten Mauern sind und auch nicht, um was für ein Gebäude es sich gehandelt hat.“ Wissenschaftliche Forschungen auf Basis der Ausgrabungen werden notwendig sein.
„Es ist hochspannend, zu erleben, was hier unter dem Schönen Hof so alles zutage tritt.“
Jörg Kunstmann Freunde der Plassenburg
Jörg Kunstmann, stellvertretender Landrat und Vorsitzender der Freunde der Plassenburg, lies sich die Baustelle und die gefundenen Mauern zeigen. „Es ist hochspannend, zu erleben, was hier unter dem Schönen Hof so alles zutage tritt“, freute er sich. Seiner Meinung nach zeige sich hierbei, wie wichtig eine archäologische Begleitung von Tiefbaumaßnahmen in einer historischen Anlage wie der Plassenburg seien.
Er bedauerte, dass man in den 1970er Jahren bei umfangreichen Arbeiten im Schönen Hof noch darauf verzichtet hatte. „Nur mit Archäologen auf einer solchen Baustelle können Zeugnisse unserer Geschichte, Handwerks- und Baukunst richtig dokumentiert, gesichert und somit Basisdaten für die Forschung bereitgestellt werden.“
Die Freunde der Plassenburg seien sehr gespannt auf die Ergebnisse, die diese Grabungsarbeiten bringen werden und würden künftige Forschungen gerne unterstützen.