Als Bernhard Schurig von der Volkshochschule (Vhs) und der Sänger Guillermo Sánchez Cordero ihr zum Abschied Frank Sinatras "My Way" sangen, konnte Bettina Stroh, langjährige Leiterin des Umweltbildungszentrums (UBiZ) in Oberschleichach, ein paar Tränen nicht unterdrücken. Die Einrichtung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen an einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Umwelt und den Ressourcen heranzuführen. Die Diplompädagogin Bettina Stroh war es, die die Einrichtung zusammen mit ihren Mitarbeitern von Anfang an aufgebaut hat. Seit der Gründung im Jahr 1991 leitete sie das UBiZ, nun verabschiedet sich die 63-Jährige in den Ruhestand. Zum Abschied gab es noch eine Auszeichnung: Vhs-Geschäftsführer Holger Weininger überreichte ihr die goldene Ehrennadel des Bayerischen Volkshochschulverbandes.

Strohs Nachfolgerin ist die 32-jährige Biologin Dr. Christine Thorn. Diese arbeitet seit zwei Jahren im UBiZ, zuvor war sie an der Uni Gießen tätig. Danach wollte sie von der Lehre in die Praxis wechseln. Und noch einen Personalwechsel gibt es im UBiZ: Wenn Christine Thorn Leiterin des UBiZ wird, übernimmt Landschaftsplanerin Petra Sommer ihre Stelle als pädagogische Mitarbeiterin.
Im Gespräch mit Bettina Stroh zeigt sich vor allem, dass das öffentliche Interesse an Umweltschutzthemen durchaus starken Schwankungen unterliegt. "Am Anfang war es ganz neu und in der Bevölkerung noch nicht so verankert", sagt die Pädagogin über die Zeit, in der das UBiZ seine Arbeit aufnahm. Erst langsam sei ein Bewusstsein dafür entstanden, dass Menschen sich auch über die Konsequenzen ihres eigenen Handelns für die Umwelt Gedanken machen sollten. Als dann die Bundesregierung im Jahr 2011 als Reaktion auf die Katastrophe von Fukushima einen beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie beschloss, hätten sich die Leute dann viel stärker mit den Themen Klima und Energie auseinandergesetzt. Im gleichen Jahr wurde im Landkreis Haßberge auch die Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte (GUT) gegründet. "Mittlerweile hat das Wissen wieder nachgelassen", sagt Stroh. Das zeige sich unter anderem in Umfragen. "Die Prioritäten liegen jetzt wo anders; unsere Arbeit ist wieder sehr nötig."
Teil eines großen Netzwerks
Das UBiZ habe sich in den letzten Jahrzenten stetig weiterentwickelt, berichtet die langjährige Leiterin. Seit 1995 ist die Einrichtung eine staatlich anerkannte Umweltstation. Damals war sie eine der ersten ihrer Art, heute gehört sie bayernweit zu einem Netz 57 solchen Stationen, die gut miteinander vernetzt seien und auch immer wieder gemeinsame Projekte durchführen. Auch mit anderen Stellen gab und gibt es eine enge Zusammenarbeit. Immer besser werde beispielsweise auch die Vernetzung mit Schulen und Universitäten.
Bettina Stroh berichtet über einige der Projekte, die das Umweltbildungszentrum in den letzten Jahrzehnten auf die Beine gestellt hat. Dazu gehört die "HochZeit für Vögel", die vor allem die Kenntnisse der Bevölkerung verbessern sollen, welche Tiere denn in ihren eigenen Gärten leben. "Dabei haben wir festgestellt, dass das Wissen selbst bei unseren eigenen Praktikanten verheerend war", sagt Bettina Stroh. Bei dem Projekt konnten die Teilnehmer Christine Thorn bei der Beringung von Vögeln begleiten und lernen, wie Vogelforschung funktioniert. "Wenn man etwas so nahe kennenlernt, dann bleibt auch was hängen", sagt Stroh. So sei es immer auch ein Teil ihrer Arbeit gewesen, die Emotionen anzusprechen.
Die Zielgruppe wird mit einbezogen
So sei es der Einrichtung wichtig, Bildungsmaterial zu erstellen und dabei auch die Zielgruppe mit einzubeziehen, die das Material ansprechen soll, statt die Menschen nur zu beschulen. So haben beispielsweise Kinder Bilder zu dem Kinderbuch "Rosalie das Rotkehlchen" beigesteuert, das das UBiZ herausgegeben hat. Auch das Bildungspaket "Peak Oil", das das UBiZ in Schulen ab der 8. Klasse anbietet, setzt sehr stark auf die Mitarbeit der Jugendlichen. Diese sollen sich mit der Endlichkeit der Ressource Erdöl auseinandersetzen. Dabei geht es auch darum, wie man auf bestimmte Produkte verzichten kann und welche politischen Abhängigkeiten dadurch entstehen, dass nicht jedes Land auf der Welt Erdölvorkommen hat.
Doch sicher lässt sich nicht jeder Jugendliche, der in der Schule mit diesen Themen konfrontiert wird, auch dafür begeistern. Deswegen, so sagt Bettina Stroh, sei eine wichtige Voraussetzung für den Job im UBiZ auch eine gewisse Ausgeglichenheit. Man müsse eben auch damit klarkommen, dass man nicht jeden begeistern kann. Auch ein gewisser Optimismus sei nötig, um diese Arbeit zu machen.

Doch wie steht es bei Umweltschützern um diesen Optimismus? In den USA regiert mit Donald Trump ein Präsident, der den Klimawandel leugnet und auch in anderen Ländern der Welt gewinnen diejenigen, die die Augen vor den Erkenntnissen der Wissenschaft verschließen, an Einfluss. Doch auch wenn solche Entwicklungen den Glauben an einen Erfolg der Klimaretter auf eine harte Probe stellen, haben sich Stroh und ihre Nachfolgerin eine positive Haltung bewahrt. "Ich merke eine deutliche Ströhmung", sagt Bettina Stroh. "Es gibt immer mehr Leute, denen die Transformation wichtig ist." Begriffe wie "Self-Gardening" oder "Solidarische Landwirtschaft" zeigten, dass es den Menschen wichtig ist, selbst an einem nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen teilzuhaben. "Insofern bin ich schon zuversichtlich, dass sich die bessere, klimafreundlichere Version durchsetzt", meint Stroh. Gerade dafür sei aber die Arbeit von Einrichtungen wie dem UBiZ besonders wichtig. "Unsere Aufgabe ist: Nicht aufgeben!"
Klima, Artensterben, Plastik im Meer
Auch Christine Thorn äußert sich optimistisch. Dass immer mehr Jugendliche weniger Fleisch essen oder ganz darauf verzichten, dass immer mehr Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind - das alles ist für sie ein Zeichen dafür, dass die Menschen sich doch Gedanken machen. Beide betonen aber auch, dass es in der Beschäftigung mit Nachhaltigkeit keine einfachen Antworten geben könne. "Man muss die Komplexität aushalten", sagt Bettina Stroh. Christine Thorn ergänzt: "Es gibt immer eine ökonomische, eine ökologische und eine soziale Komponente, die zusammenspielen." So spiele nicht nur die Klimabilanz eines Produktes eine Rolle, sondern auch, unter welchen Bedingungen es hergestellt wird, wie die Mitabreiter behandelt werden oder wie bei der Produktion mit Tieren umgegangen wird.
Einig sind sich die bisherige Leiterin und ihre Nachfolgerin in der Frage, was die großen Themen in der Zukunft sein werden: "Klima, Artensterben und Plastik im Meer", sagen Stroh und Thorn. Ein großes Thema aus der Vergangenheit, das weiterhin eine große Rolle spielen werde, sei auch die Energiewende.
Etwas, das Bettina Stroh aus ihrer langjährigen Arbeit besonders in Erinnerung geblieben ist, ist ein gemeinsames Projekt mit dem Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaften der Uni Bamberg. Damals hatten die Studenten die Aufgabe, ein Marketing für das Thema Nachhaltigkeit zu entwickeln. Dabei entstand ein Slogan, der für Stroh die Kernaussage ihrer Arbeit auf den Punkt bringt: "Denk dran: Nach dir kommt noch jemand!"