Auf die Frage des Handwerkskammer-Präsidenten von Unterfranken, Hugo Neugebauer, wer von den jungen Gesellen sich vorstellen könne, in einem Handwerksberuf einen Meister zu machen, schnellte etwa die Hälfte der Finger in die Höhe. Ein paar weitere zogen etwas zögerlich nach, als sie merkten, dass der ganze Saal auf sie blickte. „Denjenigen, die sich noch nicht entschieden haben, kann ich es nur empfehlen, auch einmal darüber nachzudenken“, betonte denn auch Neugebauer bei der Feier des Leistungswettbewerbs des Deutschen Handwerks in Unterfranken in der Akademie für Unternehmensführung der Handwerkskammer. Zur Auszeichnung war auch Gerhard Eck, Staatssekretär im bayerischen Innenministerium, in die Region gekommen.
Aufwertung des Handwerks nötig
Bei 49 jungen Frauen und Männern, die als Sieger in ihrem Ausbildungsberuf geehrt wurden, sind das jedoch insgesamt zu wenige: Nicht nur, dass der in nahezu allen Ausbildungsberufen – vom Augenoptiker bis zum Zerspanungstechniker – zu spürende Mangel an Fachkräften das Handwerk belastet. Zudem stehen bei vielen Betrieben Geschäftsübergaben an Jüngere an. Gleichzeitig kann sich das Handwerk seit Jahren nicht über die Auftragslage beklagen, die Umsätze und Gewinne stimmen in den meisten Betrieben.
Als kein „gutes Zeichen“ bezeichnete Neugebauer vor diesem Hintergrund, dass auch in diesem wie bereits im vergangenen Jahr mehr junge Menschen ein Hochschulstudium beginnen als eine Ausbildung in einem Handwerksberuf. Um den Erfolg des Handwerks zu erhalten, sei eine Aufwertung der beruflichen Bildung durch die Politik, aber auch in der öffentlichen Wahrnehmung dringend nötig.
Der gelernte Metzger warb dafür, die Bildung an einer Hochschule und die berufliche Bildung auf Augenhöhe zu betrachten und die im „Deutschen Qualifikationsrahmen“ formal festgehaltene Gleichwertigkeit auch tatsächlich mit Leben zu erfüllen. Auch Betriebe und Berufsschulen, die Bildungszentren der Handwerkskammer und die Schulungsstätten der Innungen seien Lernorte, nicht nur die Hörsäle der Universitäten. Deutschland dürfe nicht zu einem Land werden, „mit tollen Plänen auf den vielen Schreibtischen“. Allein: Es braucht jemanden, der sie auch umsetzt.
Dass es an Talent und Motivation dazu bei den unterfränkischen Junghandwerkern nicht mangelt, zeigten die Ergebnisse beim Leistungswettbewerb: Die jungen Leute haben sich am Ende ihrer Lehrzeit mit Bestnoten in ihrer Gesellenprüfung, einem gekonnt gefertigten Gesellenstück und zum Teil nochmals in einem eigenen Kammer-Wettbewerb gegen 2700 Handwerksgesellen durchgesetzt und sich damit für den Leistungswettbewerb im Landeswettbewerb qualifiziert. Im vergangenen Jahr kam allein drei Bundessieger aus Unterfranken. Einen Antrag zur Eliteförderung konnten die erfolgreichen Gesellen noch vor Ort ausfüllen.
Seine eigene Erfahrung als Chef einer Landmetzgerei schilderte Hugo Neugebauer: Es sei nicht immer einfach, als Handwerksmeister einen Betrieb zu führen. „Aber es ist auch eine persönliche Erfüllung, selbstständig zu arbeiten und selbst zu entscheiden, wohin der Weg des Betriebs geht.“
Die Sieger im Leistungswettbewerb in Unterfranken (ohne Region Untermain):
Die ausgezeichneten Junghandwerker auf unterfränkischer Ebene: Anlagenmechaniker: Jens Kettler (Altenstein); Augenoptiker: Anna-Maria Schneider (Sand); Bürokaufmann/-frau: Annemarie Endres (Lohr am Main); Elektroniker, Energie- und Gebäudetechnik: Tobias Kirchner (Haßfurt); Elektroniker, Automatisierungstechnik: Raphael Schreiber (Fellen); Elektroniker für Maschinen- und Antriebstechnik: Philipp Skrzybski (Üchtelhausen); Estrichleger: Christian Kohr (Marktsteft); Fachverkäufer, Fleischerei: Jessie Mosley (Kitzingen); Fahrzeuglackierer: Manuel Seubert (Partenstein); Feinwerkmechaniker: Michael Rauch (Simmershofen); Fliesen-, Platten- und Mosaikleger: Lukas Franz (Theilheim); Friseur: Jasmin Reichert (Zellingen); Gebäudereiniger: Martin Marek (Donnersdorf); Goldschmied: Babilonia Tezel (Würzburg); Informationselektroniker, Geräte- und Systemtechnik: Daniel Fabritz (Haßfurt); Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker, Karosseriebautechnik: Thomas Schlund (Birkenfeld); Klempner: Stefan Kreis (Schwarzach); Kraftfahrzeugmechatroniker: Maximilian Back (Kolitzheim); Maßschneider, Damen: Madeleine Folger (Schonungen); Maurer: Patrick Halsdorf (Zellingen); Mechaniker für Land- u.
Baumaschinentechnik: Christian Hilpert (Geiselwind); Mediengestalter Digital und Print: Jessica Arndt (Rimpar); Metallbauer, Konstruktionstechnik: Christian Baur (Obervolkach); Metallbauer, Metallgestaltung: Dominik Barth (Volkach); Modist: Juliane Rehnert (Bad Kissingen); Orthopädieschuhmacher: Sabine Lamberts (Karlstadt); Parkettleger: Marco Kotzmann (Dettelbach); Raumausstatter: Alexandra Zängler (Schweinfurt); Schornsteinfeger: Benedikt Faulhaber (Lindach); Schuhmacher: Lena Wallrapp (Bad Kissingen); Straßenbauer: Louis Roßdeutsch (Mellrichstadt); Technischer Modellbauer, Gießerei: Philipp Roth (Willanzheim); Tischler (Schreiner): Johannes Kabilka-Schauner (Geiselwind); Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer: Patrick Müller (Michelau); Zahntechniker: Camilla Wünsch (Bischofsheim); Zweiradmechaniker, Motorradtechnik: Julian Schäfer (Elfershausen) Text: ca