Urlauben in naturnahem Umfeld – ohne Popanz, mit Kultur und Lokalkolorit, und das in guter Qualität. Dies möchten Brigitte und Alfred Köhler den Gästen ihrer Landpension „Alte Schmiede“ in Birkach bieten. Ihr Konzept von „Urlaub auf dem Bauernhof“ ist wohl nicht jedermanns Sache, doch die steigenden Übernachtungszahlen – 150 im vergangenen Jahr – deuten auf einen Trend hin.
Das Profil der „Alten Schmiede“ passt gut ins Konzept des Vereins NaturAktivHöfe Franken. Brigitte Köhler ist darin eine von 17 Bäuerinnen aus Unter- und Oberfranken, die auf ihren Voll- oder (wie bei den Köhlers) Nebenerwerbshöfen „Urlaub auf dem Bauernhof“ anbieten. Im Jahr 2002 haben sie sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen und im Jahr darauf den Verein gegründet. Für alle Mitglieder gelten gemeinsame Standards. So ist jeder Betrieb mit mindestens drei Sternen klassifiziert.
Die Angebote für die Urlaubsgäste unterscheiden sich von Hof zu Hof deutlich, doch ist ihnen eins gemeinsam: Im Vordergrund steht der Aspekt Gesundheit. Dafür hat der Verein im April den Staatspreis „Bäuerin als Unternehmerin des Jahres 2011“ in der Sparte Kooperation gewonnen.
Am Anfang nur eine Idee
Die Köhlers haben ihre Pension im Jahr 1996 eröffnet. Für sie war es eine Rückkehr in die Haßberge, nachdem sie zuletzt in München gelebt und gearbeitet hatten, sie als Erzieherin, er als Lehrer. Der Bauernhof, den sie zur Pension umbauten, hatte den Eltern von Alfred Köhler gehört. „Der Tourismusbereich war Neuland für uns“, sagt Brigitte Köhler, die sich heute um die Pensionsgäste kümmert. „'Ferien auf dem Bauernhof' – das war zunächst nur eine Idee von mir“, beschreibt sie die Anfänge. Dann besuchte sie ein Orientierungsseminar in Bad Kissingen. Zurück kam sie mit der Überzeugung, das Projekt anzupacken.
Die „Alte Schmiede“ bietet 16 Betten in drei Ferienwohnungen und drei Doppelzimmern. Unterstützt wurde deren Aufbau mit Fördergeld der 5b-Stelle Unterfranken (heute Strukturentwicklungsgruppe). Verbunden damit waren auch Forderungen: Fortbildungen für die Mitarbeiter in den Übernachtungsbetrieben, Qualifizierung und Vernetzung.
Vernetzung ist ein Grundprinzip, das die 17 Mitgliedsbetriebe von NaturAktivHöfe Franken teilen; alle hatten bis auf wenige Ausnahmen 5b-Förderung genossen. Sie liegen in einem Gebiet, das in Ost-West-Richtung von Münchberg südlich von Hof und Gemünden begrenzt wird, und in Nord-Süd-Richtung von Fladungen in der Rhön und Pottenstein in der Fränkischen Schweiz.
Die meisten Betriebe beschäftigen Kneipp-Gesundheits-Trainer. Auch Brigitte Köhler hat eine solche Ausbildung. Daneben arbeiten die Betriebe gezielt mit externen Dienstleistern aus der Region zusammen. Die Köhlers bieten zum Beispiel Lama-Trekkingtouren mit Stefan Lettner aus Goßmannsdorf an. Oder den Gästen wird in einer Mappe das Angebot der Gasthäuser in der Umgebung schmackhaft gemacht. „Die Wirtschaft Dietz bei uns in Birkach oder das Hof-Café von Rudi Koch sind prima Ergänzungen für uns“, nennt Brigitte Köhler Vorteile. Sie selbst serviert zum Frühstück Bioprodukte aus der Region.
Verzahnung und Kooperation
Auch das ist Bestandteil des NaturAktivHöfe-Konzepts: die Kooperation der Mitgliedsbetriebe untereinander und die Verzahnung mit Gastronomie, Vereinen oder Initiativen vor Ort. So entstehen weitere Netzwerke, die unnötige Konkurrenz verhindern.
Auch wenn sie voll hinter den Zielen der NaturAktivHöfe steht, ist für Köhler die Vermarktung ihrer Pension als Anbieter von „Urlaub auf dem Bauernhof“ im Internet entscheidend: 90 Prozent ihrer Gäste, so schätzt sie, würden auf diesem Weg auf die „Alte Schmiede“ in Birkach, über deren Webseite (www.ferienhof-koehler.de) aufmerksam. „Unseren Gästen gefällt offenbar das Verträumte, der Touch früherer Zeiten, mit dem wir werben“, sagt Köhler.
Viele Gäste würden das einfache, bodenständige Ambiente schätzen, die Pferde auf der Koppel hinterm Haus, die Schafe, der kleine Fußballplatz oder im Sommer die Lagerfeuerabende. „Ich bin selbst gerne draußen in der Natur, da nehme ich die Gäste einfach mit zum Nordic Walking“, sagt die Pensionschefin. Sie möchte eine Gästeführerausbildung absolvieren, um noch besser Ruinenwanderungen in den Haßbergen gestalten zu können. Der Burgenwinkel biete sich hierfür geradezu an, so Köhler.
Die Ämter für ländliche Entwicklung in Schweinfurt und Bad Neustadt begleiten die NaturAktivHöfe Franken, die Mitglied im bayernweiten Netzwerk „Einfach gesund“ sind. Karin Müller, die das Amt in Bad Neustadt vertritt, findet den Gewinn des Staatspreises „hervorragend“. Sie sieht darin bei den Mitgliedern auch den Wunsch bestärkt, nicht nachzulassen, was die Qualität der Angebote angeht. Denn: Wer hier schludert, muss gehen, stellt sie klar. Drei Betriebe haben die NaturAktivHöfe seit deren Start wieder verlassen.