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HAßFURT: Viele riskieren einen Stromschlag

HAßFURT

Viele riskieren einen Stromschlag

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    Wenn im Haushalt ein technisches Gerät den Geist aufgibt, ist guter Rat teuer – und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn Reparaturen können gewaltig ins Geld gehen. Wer einen Handwerker ruft, muss sich darauf verlassen, dass dieser seine Arbeit richtig macht. Wie zuverlässig hier wirklich gearbeitet wird, will die Kabel-1-Sendung „Achtung Abzocke“ testen. Einer der Experten, die andere Handwerker im Fernsehen auf die Probe stellen, ist Elektromeister Paul Engelbrecht aus Haßfurt. Die Sendung mit ihm lief am Dienstag im Fernsehen, eine Wiederholung steht an diesem Sonntag an.

    Gedreht wurde im März in München, sowie zwei Wochen später noch einmal in Hamburg. „Ich will Deutschlands ehrlichste Handwerker finden“, sagt Moderator Peter Giesel im Vorspann der Sendung. Dazu gehört, dass sie einen Fehler in einem Gerät finden, diesen beheben und dafür einen angemessenen Preis berechnen. Um einen Handwerker auf die Probe zu stellen, wird dieser in eine Wohnung gerufen, ohne zu wissen, dass diese mit versteckten Kameras ausgestattet ist. Die Bewohner erzählen ihm, dass die Waschmaschine nicht funktioniert, der Handwerker macht sich an die Reparatur.

    Paul Engelbrecht ist es, der die Maschine entsprechend manipuliert hat. Der Elektromeister hat im Inneren der Waschmaschine einen Stecker abgezogen – ein typischer Transportschaden. Nach Meinung des Experten sollte es nicht länger als eine halbe Stunde dauern, den Fehler zu finden und zu beheben. Mehr als 100 Euro für die Reparatur zu verlangen, wäre nach Engelbrechts Einschätzung Wucher.

    Einen anderen Raum der Wohnung hat das Fernsehteam am Vortag zum Filmstudio umgestaltet. Von hier aus beobachten Paul Engelbrecht und Peter Giesel, was die getesteten Handwerker so treiben. „Mehrere haben absolut versagt“, erzählt Engelbrecht im Gespräch mit dem Haßfurter Tagblatt. So mancher Fehler, der dabei gemacht wurde, animierte den Haßfurter zu recht zynischen Kommentaren. „Die haben Gott sei Dank nicht alles gesendet, was ich gesagt habe“, sagt er nun der Heimatzeitung. Sowohl bei Moderator Peter Giesel als auch bei Kameraleuten und anderen an der Produktion beteiligten Personen hätten seine markigen Sprüche einige heftige Lacher verursacht. Einige davon waren dann aber wohl doch zu hart für die Ausstrahlung.

    „Es war eine sehr lustige Veranstaltung“, sagt Engelbrecht, auch wenn es ihn teilweise erschreckte, welche Fehler so mancher Kundendienstmitarbeiter machte. „Ein Handwerker hat die Maschine zerstört“, erzählt er. „Der hat wirklich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann.“ So ist zu sehen, wie der Waschmaschinenmonteur versucht, das Gerät mit einem Stemmeisen zu öffnen; an der Seite, auf der sich die Scharniere befinden. „Schmerzen. Ich habe Schmerzen“, hört der Zuschauer an dieser Stelle Paul Engelbrecht kommentieren, der die Szene aus dem Nebenraum beobachtet.

    Ein schwerer Fehler, den fast alle getesteten Elektriker machten, war, dass sie „unter Spannung“ an der Maschine arbeiteten und so riskierten, einen tödlichen Stromschlag zu bekommen. Nur einer habe daran gedacht, vor der Arbeit den Stecker aus der Steckdose zu ziehen. „Lieber ein lebender Feigling, als ein toter Held“, erklärte er den Kunden gegenüber sein Motto.

    „Es gibt gute, es gibt aber auch sehr schlechte“, fasst Engelbrecht die Leistungen der getesteten Handwerker zusammen. In Hamburg habe das Drehteam sogar eine Morddrohung erhalten, nachdem sie aufdeckten, dass mit versteckter Kamera gefilmt wurde. „Wenn ich Fernsehen komme, du tot!“ habe einer der Handwerker in Richtung der Fernsehleute gesagt, berichtet Engelbrecht.

    Auch unter denen, die ihr Handwerk verstanden, gab es einige, die im Test durchfielen, da sie versuchten, ihre Kunden über den Tisch zu ziehen. So hatte einer die Maschine in 16 Minuten repariert, aber eine Arbeitszeit von 66 Minuten berechnet. Andere verlangten überteuerte Anfahrtkosten.

    Manche Handwerker standen ratlos vor der Waschmaschine und wussten gar nicht, wo sie den Fehler suchen sollten. Einer zückte schließlich sein Smartphone und begann, im Internet nach einer Lösung des Problems zu suchen.

    Bei den schlechten oder unfairen Elektrikern deckten die Fernsehleute gleich im Anschluss die Aktion auf und ließen den Handwerker Rede und Antwort stehen. Diejenigen, die ihre Sache gut gemacht hatten, kamen dagegen in den „Recall“, also in eine zweite Runde. Für diesen baute Engelbrecht in eine weitere Waschmaschine einen Fehler ein. Diese wurde dann in der gleichen Stadt in einer anderen Wohnung platziert und die Fernsehmacher riefen die Handwerker, die sich in der ersten Runde gut geschlagen hatten, ein zweites Mal.

    Im Gespräch mit dem Haßfurter Tagblatt beschreibt Paul Engelbrecht, wie viel Aufwand hinter der Produktion steckt. Das Team von Kabel 1 war an den Drehtagen von 6.30 bis 21 Uhr. „Das ist schon ein Knochenjob, was die leisten“, sagt er. Beteiligt war „Toppo, der Verstecker von Kameras“, wie ihn Paul Engelbrecht nennt. Dieser ist freier Mitarbeiter von verschiedenen Fernsehsendern und weltweit gefragt bei Sendungen, die mit heimlich gedrehtem Filmmaterial arbeiten. „Er ist einer der besten der Welt“, sagt Engelbrecht und beschreibt, wie es dem Kameraexperten gelang, im Badezimmer eines Lockvogels 13 Kameras zu verstecken, die die gerufenen Elektriker nicht bemerken durften.

    Und wie kam der Haßfurter Paul Engelbrecht selbst zu dem Team? „Ich habe eine E-Mail von Kabel 1 bekommen“, erzählt er. Darin wurde er gefragt, ob er Interesse hätte, an der Sendung mitzuarbeiten. Auf ihn gekommen seien die Verantwortlichen des Fernsehsenders über die Handwerkskammer und über Empfehlungen. Grund dafür, dass gerade er als Experte für die Sendung ausgewählt wurde, ist seine Qualifikation. Der selbstständige Elektromeister, der sein Geschäft in der Hofheimer Straße in Haßfurt hat, ist geprüfter TÜV-zertifizierter Gutachter und Sachverständiger für Haus- und Gewerbegeräte – eine seltene Qualifikation, durch die er deutschlandweit gefragt ist.

    Die Sendung, so berichtet er, habe eingeschlagen wie eine Bombe. Vielfach wurde er seit der Ausstrahlung auf seinen Auftritt bei „Achtung Abzocke“ angesprochen und erhielt zahlreiche Nachrichten. Im Gespräch mit der Heimatzeitung verrät Paul Engelbrecht außerdem, dass es weitergehen soll. In weiteren Folgen könnte er andere Geräte wie beispielsweise Herde, Spülmaschinen oder Trockner präparieren. Nach den Großstädten Hamburg und München könnte es auch sein, dass es bei seinem nächsten Fernsehauftritt im ländlichen Bereich weitergeht. „Es bleibt sehr spannend“, fasst Paul Engelbrecht zusammen.

    Eine Wiederholung der Fernsehsendung „Achtung Abzocke“ läuft am Sonntag, 16. Juli, um 16.10 Uhr auf Kabel 1.

    Der richtige Schutz vor Abzocke Paul Engelbrecht gibt Tipps für Kunden auf der Suche nach einem Handwerker. • Rufen Sie keinen Notdienst: Notdienste arbeiten oft mit Callcentern zusammen, was richtig teuer werden kann. Stattdessen empfiehlt Paul Engelbrecht, auch außerhalb der Öffnungszeiten die Nummer einer seriösen Firma zu wählen. Oft haben diese einen Anrufbeantworter, der auch eine Handynummer für Notfälle ansagt. • Fragen Sie nach Anfahrtspreisen: Ein Handwerker darf für die Anfahrt etwas verlangen. Um sich hierbei vor überzogenen Rechnungen zu schützen, sollte ein Kunde bereits am Telefon nachfragen, was dafür berechnet wird. • Vorsicht vor Extrakosten: Oft werden im Zusammenhang mit den Anfahrtkosten weitere Beträge geltend gemacht, die ein Handwerker eigentlich gar nicht verlangen dürfte. Nicht zulässig sind Abfahrtkosten oder die Berechnung einer zweiten Anfahrt, wenn der Handwerker beispielsweise noch einmal weg muss, um das richtige Werkzeug zu holen. • Fragen Sie nach dem Stundenlohn: Ein Kunde sollte bereits am Telefon nachfragen, wie viel ein Handwerker für seine Arbeit verlangt. • Fragen Sie nach den Arbeitseinheiten: Auch bei einem an sich günstigen Stundenlohn kann es teuer werden, je nachdem, wie lange eine Arbeitseinheit (auch „Arbeitswert“ genannt) dauert. Bei einer Arbeitseinheit von einer Stunde könnte dem Kunden für eine Reparatur, die nur wenige Minuten dauert, ein gesamter Stundenlohn berechnet werden. Je kürzer die Einheit, desto kundenfreundlicher.

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