Marlenes Haar weht im Wind, schnell und routiniert absolviert sie den Parcours ohne Fehler. Beste Voraussetzungen für die Landessiegerprüfung am Montag. Atemloser als Marlene ist ihr Frauchen, von der es Lob und ein Leckerli gibt. Marlene ist eine Bordercollie-Hündin und sie war am Osterwochenende einer von über 300 startenden Hunden bei "Agi am Bach" in Prölsdorf. Zum dritten Mal wurde das erste Agility-Turnier der Saison auf dem Gelände des SC Prölsdorf ausgetragen.
"Wir konnten es schon gar nicht mehr erwarten, dass es wieder los geht", erzählen Susanne Kunkel und Christine Neumann. Die beiden Damen sind über 70, doch der Sport mit ihren Hunden Sanny und Jim hält sie jung – das sieht man auch später auf dem Parcours.

Auch Bernhard Krapp und Johann Voran strahlen mit der Sonne um die Wette. Sie sind die beiden Vorsitzenden der "Agility-Fregger", eines nur drei Mann starken Vereins, der die alleinige Aufgabe hat, solche Turniere zu veranstalten und zwar genau zwei, eines im Frühling und eines im Sommer, jeweils in Prölsdorf. Der Steigerwald-Ort ist nun neu im Terminkalender der Hundesportler und -sportlerinnen. Eine viel längere Tradition hat das Turnier in Steppach in Oberfranken, das Voran alleine ausrichtet. Dort wie in Prölsdorf ist der örtliche Sportverein Veranstaltungspartner. Und das bedeutet schon allerhand Aufwand.
Der SC Prölsdorf packt kräftig mit an
65 Camper sind größtenteils schon am Gründonnerstag angereist. Eine Woche vor Veranstaltungsbeginn lag auf der Fläche am Rande des Sportgeländes noch 20 Zentimeter hoch der Schnee – entsprechend herausfordernd war es, die Fläche ordentlich zu befestigen. Doch die Hundesportlerinnen sind sehr zufrieden. Auch mit der Bewirtung vom Frühstück bis zum abendlichen Beisammensein. 75 Helfer der SC Prölsdorf dafür an den vier Tagen am Start.
"Der Verein macht das wirklich gut hier, außerdem passt das ganze Gelände. Wir können hier im Sportheim duschen und zum Gassigehen können wir direkt ins freie Gelände – aber natürlich stellen wir Kot-Beutel auf", betont Johann Voran. Schließlich wollen die Agility-Fregger ja wiederkommen.
Jetzt muss er erstmal los, denn die letzte Gruppe von Hundebesitzern und -besitzerinnen ist aufgefordert, den Parcours für die höchste Leistungsklasse abzugehen. Sieben Minuten Zeit bleibt jedem und jeder, um sich den Weg einzuprägen. Der eine Sprung in Laufrichtung, der andere gegen den Lauf, Tunnel von rechts nach links, Tunnel von links nach rechts, Slalom und auf der Wippe abwarten, bis sie komplett gekippt ist. Wer zu früh springt, ist disqualifiziert.

Hund und Herrchen oder Frauchen kommunizieren nur durch Zurufe und Gesten. Das ein oder andere Code-Wort ist dabei, das bei den Zuschauern auch mal für ein Schmunzeln sorgt. Gut 200 Meter hat der Parcours – das fordert auch von den Menschen eine ordentliche Fitness, auch wenn sie an den Hindernissen vorbei dürfen und nicht drunter und drüber müssen. Vor allem bei den älteren Hundebesitzern merkt man, dass sie ökonomischer mit den Laufwegen umgehen – alles während der sieben Minuten Besichtigung festgelegt.
Viele Hütehunde-Rassen sind beim Turnier zu Gast
Man sieht, dass Hunde und Besitzer und Besitzerinnen Freude an dem Sport haben – und dass die Hunde ihre unterschiedlichen Charaktere haben. Grundsätzlich seien die Hütehunde-Rassen am besten geeignet für den Agility-Sport, erzählt Johann Vondran. Viele Border-Collies sind dabei, und Shelties (Shetland Sheep-Dogs), aber auch andere Rassen und Mischlinge. "Heute Morgen war tatsächlich ein ganz kleiner Chihuahua am Start, da hat man sich echt gefragt, wie der die Hindernisse schafft – hat er aber", erzählt Anna Weidner, die gerade Dienst im Leitstand hat.

Die Parcours werden nach vier Leistungsgruppen und drei Größen-Kategorien aufgebaut. Bis zu 22 Hindernisse sind zu überwinden. Die kleinsten Starter sind bis 34,99 Zentimeter groß (Schulterhöhe), Größe M geht bis 42,99 cm und alles darüber sind Starter für Kategorie L. Ab einem Alter von 18 Monaten darf ein Hund bei solchen Turnieren starten, etwa zwei Jahre Ausbildung braucht es bis zum ersten Wettkampf.
120 menschliche Teilnehmende aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz waren am Wochenende beim Saisonauftakt dabei, die wenigsten mit nur einem Hund. Viele von ihnen verbringen fast jedes Wochenende auf einer solchen Veranstaltung. "Dieser Sport hält uns körperlich und geistig fit, außerdem treffen wir hier unsere Freunde", erzählen Susanne und Christine, die beiden älteren Damen aus Wassertrüdingen und Hemhofen. Vor zwei Wochen hätten sie die Daumen gedrückt, dass sich das Wetter noch einkriegt und der Saisonauftakt nicht verschoben werden muss. Doch es hat alles geklappt, vier reibungslose Tage, herrliches Wetter – das "Agi am Bach" könnte eine ähnliche Kult-Veranstaltung werden wie das Konzert-Wochenende "Krach am Bach" in Prölsdorf.