Bekanntlich war der am 30. März 1893 in Riesenburg/Westpreußen geborene Jobst von Zanthier, dessen Familie im Dezember 1939 das Schlossgut Schmachtenberg mit den dazugehörenden Ländereien erworben hatte, Filmregisseur bei der Ufa und dort besonders für Nachwuchswerbung zuständig. 1942 kündigte er seine Stellung in Berlin und zog sich nach Schmachtenberg zurück. Dort erlebte er die letzten Kriegsjahre.
Nach dem Einmarsch der Amerikaner wurde Jobst von Zanthier am 2. Mai 1945 ins Haßfurter Kreishaus, in dem vorher der Kreisleiter der NSDAP residiert und jetzt aber die Militärregierung ihren Sitz hatte, vorgeladen. Der Kommandant, Captain Riehmer, fragte ihn dort: "Wollen Sie Landrat für die Kreise Haßfurt-Hofheim werden?" "Ich verstehe nichts von Verwaltung, nur etwas vom Film, vielleicht noch etwas vom Weinbau", gab von Zanthier zurück. "Wenn man einen guten Film machen kann, kann man auch ein guter Verwaltungsmann sein. In beiden Berufen muss man disponieren und führen können", erwiderte Riehmer. "Mit Ihrer Hilfe will ich es im Kreis Haßfurt versuchen", meinte hierauf von Zanthier und trat zwei Tage später nach Abklärung der Formalitäten sein Amt an.
Am 8. Mai wurde der Rechtsanwalt Dr. Willi Ankermüller von der gleichen Militärregierung in Haßfurt zum Landrat des Kreises Hofheim bestellt. Im letzten Kriegsjahr waren beide Landkreise bereits vom Landrat in Haßfurt verwaltet worden.
Dr. Ankermüller, dessen Wohnung in Schweinfurt den Bomben zum Opfer gefallen war, hatte in Hofheim eine neue Bleibe gefunden. Seine erste Forderung war: eine eigene Militärregierung für den Kreis Hofheim. Dieser Wunsch wurde schnell erfüllt. Die neue Militärregierung nahm im Café Finger in Hofheim ihre Arbeit auf. Damit sah Landrat Dr. Ankermüller den Erhalt des Landkreises gesichert.
Bis zum Jahre 1952 wurden die Landräte nicht vom Volk, sondern von den Kreistagen gewählt. Der Haßfurter Kreistag wurde am 28. April 1946 gewählt. In diesem hatten die CSU 28, die SPD sechs und die Eltmann-Stadt- und Landpartei vier Sitze. In geheimer Wahl wurde in der ersten Sitzung am 6. Juni 1946 der auf der CSU-Liste in den Kreistag gewählte Landrat Jobst von Zanthier in seinem Amt bestätigt.
Bereits zwei Jahre später wurde am 25. April 1948 nach Inkrafttreten der neuen Kommunalgesetze der zweite trat bereits am 1. Juni 1948, dem ersten Tag der neuen Amtsperiode zusammen, um den neuen Landrat zu wählen. Der Kreistag bestand aus 24 Mitgliedern der CSU, acht der SPD, sechs der Notgemeinschaft (Heimatvertriebene), fünf der Eltmann-Stadt- und Landpartei und je einem Mitglied der FDP und des VdK.
Im Namen der CSU schlug Kreisrat Gottfried Hart den Spruchkammervorsitzenden Heinrich Schulz für die Wahl zum Landrat vor. Kreisrat Georg Popp, Zeil, der von der CSU zur Eltmann-Stadt- und Landpartei gewechselt war, schlug den bisherigen Landrat Jobst von Zanthier, der auf der CSU-Liste in den Kreistag gewählt worden war, zur Wiederwahl vor. Von den 45 Kreisräten gaben in geheimer Wahl 28 ihre Stimme für Heinrich Schulz ab. 14 Stimmen fielen auf Jobst von Zanthier, drei Zettel waren ungültig. In einem weiteren Wahlgang wurde der bisherige Landrat Jobst von Zanthier mit 36 von 45 abgegebenen Stimmen zum Stellvertreter des Landrats gewählt. Dieses Amt führte er bis zum Ablauf der Wahlperiode am 30. April 1952 aus.
Obwohl stellvertretender Landrat von Zanthier auch für den dritten Kreistag (1952 bis 1958) wieder auf der CSU-Liste kandidiert hatte, kam er nur auf den zehnten Platz der Ersatzliste. Er trat danach aus der CSU aus und wurde Mitglied der FDP. Die FDP war es auch, die im Bayerischen Landtag Jobst von Zanthier zur Wahl in die zweite Bundesversammlung vorschlug. So konnte Jobst von Zanthier auf dem FDP-Ticket am 17. Juli 1954 an der Bundesversammlung in Berlin teilnehmen.
Dieses aus 1018 Mitgliedern bestehende Parlament wählte im ersten und damit einzigen Wahlgang auf Vorschlag der CDU/CSU Professor Dr. Theodor Heuß mit 871 von 987 abgegebenen Stimmen wieder auf fünf Jahre zum Staatsoberhaupt.
Jobst von Zanthier war nicht nur der erste Nachkriegslandrat, er erweckte auch den Kulturbund Unterfranken zu neuem Leben und arbeitete beim Volksbildungswerk Haßfurt aktiv mit. Schließlich war er vom 1. Mai 1956 bis zu seinem plötzlichen Tod am 18. März 1965 Bürgermeister der Gemeinde Schmachtenberg, wo er unter anderem für den Bau einer Wasserleitung und den Kanalbau sorgte. Ferner war er auch in der Evangelischen Kirchengemeinde Zeil aktiv.
In seiner Bürgermeisterzeit wurde das Zeiler Vikariat selbstständige Pfarrei. Erster Pfarrer war Hans Roser, der auch zu seiner Beerdigung am 22. März 1965 auf dem Burgberg von seinem neuen Wirkungsort anreiste, die Auferstehungsbotschaft verkündete und das Wirken von Zanthiers gebührend würdigte.