KLEINMÜNSTER (BRA) Das liebevoll gepflegte Haus am Haag in Kleinmünster war am Samstag mit besonders viel Leben erfüllt. Arno und Berta Kalnbach feierten ihre Goldene Hochzeit, groß war die Gratulantenschar, die den beiden Jubilaren ihre Aufwartung machte.
Als der 1934 geborene Arno Kalnbach in seinen Jugendjahren beim Friseur Ott in Mechenried in die Lehre ging, ahnte er noch nicht, wie stark sein Leben mit seinem Handwerk verbunden werden würde. Als "Stift" musste der junge Mann einmal wöchentlich nach Kleinmünster, um denen im Gasthaus Krämer den Kopf zu waschen und die Haare zu schneiden. Seinem Traumberuf verdankte er auch die Begegnung mit seiner Traumfrau Berta Sauerbrey.
Irgendwann hat es zwischen Arno und Berta auf dem Kleinmünsterer Wirtshaus-Friseurstuhl gefunkt, sie verabredeten sich zum Treff auf dem Tanzboden. Danach war ihr Schicksal besiegelt. Am 5. August 1956 läuteten die Hochzeitsglocken. Die Eheleute ließen sich in Kleinmünster im Haus der Großeltern von Berta nieder. Vier Kinder gingen aus der Ehe hervor: Claudia (1957), Ute (1960), Gerald (1962) und Bernd (1967). Sie sorgten dafür, dass das gelernte Hausmädchen, die in ihren Berufsjahren bei "besseren Leuten" in Bamberg "in Stellung" gewesen war, nun im eigenen Heim alle Hände voll zu tun hatte.
Die Kalnbachs waren im Dorf bald unentbehrlich. Arno erstand 1956 das erste Kleinmünsterer Kraftfahrzeug. Mit seinem 600er Lloyd Cabriolet wurde er, wie es Tochter Claudia formulierte, bald zum "mobilen Sozialdienst" des heutigen Riedbacher Gemeindeteils. Besonders kurios war die Tatsache, dass er die jungen, hochschwangeren Frauen des Dorfes kurz vor der Entbindung mit seinem Flitzer ins Haßfurter Kreiskrankenhaus chauffierte.
Als dann seine Berta mit Claudia in den Wehen lag, versagte der Lloyd den Dienst. "Der Dorflehrer musste einspringen und brachte uns ins Krankenhaus", erzählte Kalnbach.
Der Friseur arbeitete ab 1957 in der amerikanischen Kaserne in Schweinfurt Oberndorf und verpasste den GIs den nötigen perfekten Haarschnitt. 1961/62 erwarb er den Meistertitel im Friseurhandwerk. Den Schritt zur Selbstständigkeit wagte der junge Mann wegen seines Asthmaleidens nicht, er blieb bis auf eine kurze Episode als Lastkraftfahrer insgesamt dreizehn Jahre im Dienst der Armee.
Das Frisieren ist bis heute seine größte Leidenschaft: "Sein liebstes Hobby ist und war es, Frauen schön her zu richten", erzählt Claudia. Nach seiner Zeit bei den Amerikanern arbeitete er bei der Firma Kugelfischer in Schweinfurt. 1981 wurde er wegen seiner Krankheit zum Frührentner. In jungen Jahren spielte der geborene Uchenhofener leidenschaftlich gerne Fußball. Von der Jugend bis zur Herrenmannschaft blieb er den "Junghöfern" treu. Als er nach Kleinmünster zog, gab er den geliebten Sport auf, da sich Beruf und Familie nicht mehr so einfach unter einen Hut bringen ließen.
Berta versorgte unterdessen die Familie, half in der elterlichen Landwirtschaft mit und war in ihrer Freizeit leidenschaftlich mit dem SV Kleinmünster verbandelt. Als Gründungsmitglied ist sie heute noch in der Gymnastikabteilung des SV aktiv, ansonsten sind ihr Garten und insbesondere ihre fünf Enkelkinder und zwei Urenkel ihre ganzer Stolz.
Bürgermeister Theo Diem überbrachte im Namen der Gemeinde Riedbach die besten Wünsche.