Knapp 400 Flurnamen aus der Gemeinde Wonfurt hat Raimund Vogt vor dem Vergessen gerettet. Nach jahrelangen Recherchen übergab er vergangene Woche Bürgermeister Holger Baunacher vier Flurkarten von Wonfurt, Reinhardswinden, Dampfach und Steinsfeld, in denen er die zum Teil nicht mehr gebräuchlichen Flurnamen verzeichnet hat. Andreas Firsching wiederum hat die Ergebnisse allesamt digitalisiert, so dass sie in Kürze von jedem Bürger auf der Homepage der Gemeinde unter www.wonfurt.de eingesehen werden können.
Flurnamen sind historische Zeugnisse. Doch viele sind im Lauf der Zeit untergegangen oder durch die Flurbereinigung vor gut 50 Jahren in Vergessenheit geraten. Raimund Vogt, der sich seit Jahrzehnten mit großer Leidenschaft der Erforschung der Geschichte Wonfurts widmet, wollte daher alle noch bekannten, wenn auch nicht immer schriftlich fixierten, Flurnamen erfassen. Schon 1999 hat er sich als damaliger Leiter des Heimatgeschichtlichen Arbeitskreises Wonfurt bei einem Symposium mit Bürgern über das Thema unterhalten und viele Namen notiert.
Verstärkte Nachforschungen
„Als sich dann der Historische Verein Landkreis Haßberge 2007 zum Ziel setzte, alle Flurnamen im Landkreis zu erfassen, habe ich verstärkt Nachforschungen begonnen“, berichtete Raimund Vogt dem Bürgermeister und seinen Stellvertretern, Isolde Schuck und Rudolf Weidenbacher, im Rathaus in Wonfurt. Zurückgreifen konnte er zum einen auf einen Grundriss von Wonfurt aus dem Jahr 1784, der sich im Rathaus befindet. Zum anderen standen ihm Landkarten (Orts- und Stadtblätter) der Uraufnahme für den Landkreis Haßberge vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation aus den Jahren 1847 (Wonfurt) und 1833 (Dampfach, Steinsfeld, Reinhardswinden) zur Verfügung. Weitere Informationen erhielt er aus der Flurnamensammlung des Verbandes für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern von 1930 (Dampfach) und 1936 (Wonfurt und Reinhardswinden) sowie aus der Beschreibung der Dominial- und Mayerey-Güter des hochfreiherrlichen, seckendorffischen, unmittelbaren Reichsrittergutes Wonfurt im vom Amtmann Grienseysen gefertigten Riss- und Lagerbuch aus der Zeit zwischen 1780 bis 1787. Zu Rate ziehen konnte er zudem das Tagebuch der Feldgeschworenen der Gemeinde Steinsfeld aus den Jahren 1877 bis 1900, die 2007 mit Steinsfelder Bürgern erstellte Flurnamenkarte und andere Quellen.
„Die 18 Landkarten der Uraufnahme habe ich in jeweils 25 Quadrate eingeteilt, um allen Flurnamen eine Position zuzuordnen“, erzählte Raimund Vogt weiter. „Danach habe ich die Namen auf die heutigen Flurkarten der vier Gemarkungen übertragen.“ Zum Schluss digitalisierte Andreas Firsching, seines Zeichens gelernter Landvermesser, die gesammelten Daten. Er hat es auch ermöglicht, dass man die Flurnamen von Wonfurt über Google Earth einsehen kann.
600 Namen
396 Flurnamen von A bis Z, von Abendmahl bis Züchelöesla, hat Raimund Vogt ermittelt. Da aber manche Flurstücke durch die mundartliche Aussprache und die verschiedenen Schreibweisen mehrere Bezeichnungen führen, wurden insgesamt rund 600 Namen erfasst. Bei vielen Namen erklärt sich die Herkunft von selbst: Der Wengert war ein Weinberg, auf der Kühruhe grasten die Kühe, auf dem Gänseacker weideten die Gänse, der Sandacker war ein sandiges Gebiet, das Gebiet mit dem Namen Breitbeil sah aus wie ein breites Beil und auf dem Speyersbaum genannten Terrain wuchsen die gleichnamigen Bäume.
Ob allerdings am Galgenacker wirklich ein Galgen stand, hat Raimund Vogt noch nicht herausbekommen. „Den geschichtlichen Hintergrund und die Bedeutung der Flurnamen zu ermitteln, wird der zweite Schritt sein“, erklärte Andreas Firsching.
Um dieses Projekt anzustoßen, wird der Bürgermeister in Kürze einen Arbeitskreis ins Leben rufen. „Die Mitglieder sollen sich in erster Linie mit dem Beitrag der Gemeinde Wonfurt für den Kulturführer des Landkreises auseinandersetzen“, gab er an. „Falls sie jedoch Interesse haben, können sie sich auch mit der Erforschung der Bedeutung der Flurnamen beschäftigen.“
Alle Bürger, die gerne mitarbeiten möchten, können sich in der Verwaltungsgemeinschaft Theres bei Marion Kamm, Tel. (0 95 21) 9 23 40, melden.