„Karl-Theodor zu Guttenberg“ in Reutersbrunn?! Ja, richtig! Aber nicht nur er, sondern auch seine Freunde sind ständige Gäste dort. Darunter ein Ausreißer, der zehn Monate vermisst wurde.
Aber der Reihe nach: In dem kleinen, 140 Einwohner zählenden Dörfchen bei Ebern wohnt Andreas Leibold mit seiner Frau Silke und zwei erwachsenen Söhnen. Er ist Berufssoldat in Volkach und Schildkrötenliebhaber seit seiner Kindheit. Insgesamt acht griechische Landschildkröten hält er in einem liebevoll hergerichteten Gehege in seinem Garten. Alle Vierbeiner sind selbstverständlich beim Landratsamt angemeldet, denn Schildkröten stehen unter Artenschutz. Leibold will versuchen zu züchten und hofft, dass sich bereits dieses oder nächstes Jahr Nachwuchs ankündigt.
Als „Weltenbummler“ darf man den siebenjährigen „John“ bezeichnen. Die Schildkröte war nämlich seit einem lauen Juliabend 2013 verschwunden. Sämtliche Suchmaßnahmen verliefen im Sande. Die Leibolds suchten die weitere Umgebung ab, setzten den Nachbarshund auf die Fährte an und hängten zahlreiche Suchplakate aus. Alle Bemühungen blieben ohne Erfolg. Als Familie Leibold schon fast alle Hoffnungen begraben hatte, ihren „John“ wiederzufinden, erhielt sie einen Anruf aus dem nur 1,5 Kilometer entfernten Eichelberg. Dort war jemandem das herrenlose Reptil aufgefallen und er hatte es in seine Obhut genommen. Der Finder erinnerte sich an die Suchaktion in der Nachbarschaft und verständigte die Leibolds.
Ja, es war „John“. Die Freude war riesengroß. Schildkröten-Papa Andreas Leibold meint, dass es wohl dem milden Winter zu verdanken sei, dass sein Ausreißer überlebte. Wie er nach Eichelberg gekommen ist, ist nicht bekannt. Es kann durchaus sein, dass er einen größeren Umweg durch den nahegelegenen Wald genommen hat. Ebenso unbekannt ist bis heute, wie „John“ das Weite suchen konnte. 30 Zentimeter hohe Waschbetonplatten umzäunen das Gehege. Eigentlich unmöglich für eine Schildkröte, das zu überwinden.
Schildkröten werden bei artgerechter Haltung sehr alt, 60 bis 80 Jahre sind keine Seltenheit. Deshalb war es für den 52-jährigen Andreas Leibold wichtig, dass die Zukunft seiner Lieblinge gesichert ist. Glücklich ist der Vater darüber, dass sein Sohn Marcel das Interesse an seinem Hobby teilt. Der 22-jährige Student hilft regelmäßig bei der Pflege, will später einmal die Tiere übernehmen und ist auch dafür verantwortlich, dass es einen besonderen Mitbewohner gibt. Der Sohn interessierte sich schon immer für Politik und ist ein großer Fan von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Als dieser im März 2011 von seinen politischen Ämtern zurücktrat, dachte sich Marcel „eigentlich müssen wir ihn verewigen“. So kam es, dass bei der Namensfindung für die Schildkröten der prominente Name auf die Vorschlagsliste kam. Die „Taufe“ wurde vollzogen und seit dem haben die Leibolds ihren eigenen „Karl-Theodor zu Guttenberg“ daheim.