Im Zuge der laufenden Forstrefom im Freistaat Bayern wird die bisher dreistufige Forstverwaltung umgebaut in ein zweistufiges System. Die Bewirtschaftung des bayerischen Staatswaldes wird einem eigenständigen Wirtschaftsunternehmen übertragen. Diese Anstalt des öffentlichen Rechts wird sich "Bayerische Staatsforsten" nennen. Betriebszentrale des staatseigenen Unternehmens wird Regensburg sein, von wo aus die neu geschaffenen 41 Betriebsstellen (unter anderem in Bad Königshofen) geleitet werden. Die "Bayerische Staatsforsten" zählt dann mit rund 770 000 Hektar Waldfläche zu den größten Waldbesitzern in ganz Europa. Die übrigen Aufgaben der Forstverwaltung außer der Bewirtschaftung der Waldungen werden künftig von 47 Ämtern für Landwirtschaft und Forsten übernommen.
Derzeit läuft das Bewerbungsverfahren für die Führungspositionen in der neuen Organisation. Die Stellen wurden europaweit ausgeschrieben. Die "Bayerische Staatsforsten" wird künftig von einem dreiköpfigen Vorstand geführt. Innerhalb des Vorstands wird es einen Vorstandsvorsitzenden geben.
"Es liegen uns 170 Bewerbungen für den Vorstand vor", teilte gestern Alfons Kraus, der Pressesprecher des Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten, dieser Zeitung mit. Einer dieser Bewerber sei der Stimmkreisabgeordnete für Haßberge/Rhön-Grabfeld, MdL Sebastian Freiherr von Rotenhan. "Ich kann bestätigen, dass sich Herr von Rotenhan ausdrücklich gleich um den Vorstandsvorsitz des Unternehmens beworben hat", sagte Kraus. Voraussichtlich am 26. April wird das Bayerische Kabinett sich mit den Bewerbungen beschäftigen und wohl auch gleich eine Entscheidung treffen.
Freiherr von Rotenhan dazu gestern telefonisch aus München: "Ja, es stimmt. Ich habe mich beworben!" Allerdings sei überhaupt noch nichts entschieden. Und man solle deshalb im Stimmkreis nicht gleich die Pferde scheu machen.
Die Bewerbung des Rentweinsdorfer Abgeordneten birgt reichlich politische Brisanz in sich. Es war gerade immer Sebastian Freiherr von Rotenhan, der mit der bisherigen Staatsforstverwaltung im Clinch lag. Der "Baron", wie er in der Region genannt wird, besitzt selbst in seinem land- und forstwirtschaftlichen Familienunternehmen etwa 1200 Hektar Wald alleine in Bayern. Das gleiche wirtschaftliche Handeln, das er in seinen Waldungen an den Tag legt, mahnte er stets bei der Staatsforstverwaltung an: "Mein Ziel war es, dass auch der Staatswald nach den Regeln bewirtschaftet wird, der für uns Privatwaldbesitzer selbstverständlich ist".
Den Beamten nicht ganz geheuer
Gerne hat er deshalb den Mitarbeitern der Staatsforstverwaltung Beamtenmentalität, fehlendes Gespür für Marktwirtschaft und auch schon mal schlichtweg Unfähigkeit vorgeworfen. Und dieser Sebastian von Rotenhan will nun der oberste Chef des Forstunternehmens werden. Wen wundert's, dass das den Beamten nicht ganz geheuer ist.
Ob sich Sebastian von Rotenhan mit seiner Bewerbung durchsetzt, steht offiziell noch in den Sternen. Kritiker werfen ihm vor, dass er überhaupt nicht die angeforderten Qualifikationen vorweisen kann. In den Ausschreibungsunterlagen für den Vorstand der "Bayerische Staatsforsten" wird von den Bewerbern eine "herausragende leitende Position in einem großen forstwirtschaftlichen Unternehmen" gefordert. Freiherr von Rotenhan mit seinem Forstbetrieb, wo er nach eigenen Angaben drei Mitarbeiter beschäftigt, erfülle diese Voraussetzung wohl nicht, meinen die Kritiker in München.
Trotzdem stehen die Chancen des Rentweinsdorfers nicht schlecht. "Ich habe einen Mentor", bestätigte der Abgeordnete gestern. Wer dies sei, wolle er aber nicht sagen. "Er würde mir es übel nehmen, wenn ich den Namen nenne", sagte von Rotenhan. In München wird allerdings kolportiert, dass sich Freiherr von Rotenhan der Unterstützung von Staatskanzleichef Erwin Huber sicher sein kann.
Von Rotenhan, selbst Mitglied im Bayerischen Waldbesitzerverband, war es, der im Vorfeld der bayerischen Verwaltungsreform bei Erwin Huber und Finanzminister Kurt Faltlhauser auf eine grundlegende Forstreform drängte und mehr Wirtschaftlichkeit beim Staatswald anmahnte. Der eigentlich zuständige Landwirtschaftsminister Josef Miller soll dem Vernehmen nach Freiherr von Rotenhan nicht unterstützen.
Sollte Sebastian von Rotenhan tatsächlich in den Vorstand der "Bayerische Staatsforsten" wechseln, müsste er sein Landtagsmandat niederlegen. "Es handelt sich um ein staatseigenes Unternehmen und da wäre ich sogar gesetzlich verpflichtet, mein Mandat niederzulegen", erklärte er gestern. Allerdings, und das betonte er nochmals, sei noch überhaupt nichts entschieden.
Falls der Stimmkreisabgeordnete sein Mandat niederlegen muss, dann wird die CSU Unterfranken den ersten Nachrücker auf der Landtagswahlliste nach München ins Maximilianeum schicken. Es handele sich dabei um Christian Steidel aus dem Landkreis Miltenberg, erklärte gestern auf Nachfrage der CSU-Bezirksgeschäftsführer Gerhard Schmitt (Schweinfurt). Der Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld wäre dann nur noch mit Dr. Bernd Weiß (Mellrichstadt) in München vertreten, der bei der vergangenen Landtagswahl über die Liste einen Platz im Landtag ergattert hatte.
Erster Versuch war gescheitert
So ganz scheint Sebastian Freiherr von Rotenhan mit seinem Abgeordneten-Dasein in München nicht zufrieden zu sein. Schon einmal hatte er sich um einen anderen Posten beworben. Im Herbst 2003 war er im Gespräch gewesen für eine Kandidatur zum Europa-Parlament. Er hatte sich als Landwirtschaftsexperte Chancen für Brüssel ausgerechnet, um dort die Nachfolge von Ursula Schleicher anzutreten. Diese Pläne zerschlugen sich jedoch.